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© Foto Matthias Baus
"Eher eine Ü-40-Party": Tanz der Festgesellschaft

Verdis "Rigoletto": Schauerromantik im Pop-Art-Stil

Starke Stimmen knallbunte Farben: Das Theater Basel bringt erneut eine Verdi-Oper auf die Bühne


Von Sigfried Schibli


"Rigoletto", das ist die Geschichte eines tragischen Hofnarren, dessen Tochter Gilda vom Herzog von Mantua begehrt und dann fallengelassen wird, worauf Rigoletto Rache an seinem Herren schwört, am Ende aber Gilda verliert. "Rigoletto", das ist auch eine Oper mit Arien-Ohrwürmern wie "Caro nome…" und "La donna è mobile", die auch Menschen nachpfeifen können, die keine Opernkenner sind. "Rigoletto" ist daher auch ein Fest für Liebhaber strahlender Tenorstimmen (Herzog), anmutig-jugendlicher Soprane (Gilda) und kerniger Baritone (Rigoletto).

In der Basler Neuproduktion der zweieinhalbstündigen Oper gibt es noch einen weiteren Grund, genau hinzuhören: den Chor. Der Opernchor des Basler Theaters hat seit langem einen exzellenten Ruf. Einst von Werner Nitzer über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht, konnte er sein Niveau auch unter Henryk Polus halten.

Seit 2017 ist der Australier Michael Clark Chordirektor; er scheint eine glückliche Hand zu haben und dem Berufschor weiterhin Höchstleistungen abzuverlangen. In Verdis "Rigoletto" ist der Männerchor bald Kommentator, bald Einheizer und am Ende sogar Naturgewalt, mimen die Stimmen doch den Sturm und das Donnerrollen, das die nahende Katastrophe symbolträchtig begleitet. In allen Funktionen glänzt der Basler Theaterchor durch Klarheit in der Intonation, Schärfe in der Diktion und schauspielerische Beweglichkeit. Chapeau!

Doch natürlich wird kaum jemand eine Verdi-Inszenierung allein des Chores wegen besuchen. Schon eher wegen der Solisten auf der Bühne, und da wartet das Basler Haus mit einer bunt zusammengewürfelten, hoch qualifizierten Sängertruppe auf. In der Titelrolle der georgische Bariton Nikoloz Lagvilava, der sang, als müsste er die Arena von Verona beschallen. Er wuchtete seine riesige Partie ohne Ermüdungserscheinungen, aber auch ohne Piano-Differenzierungen in den Raum, wofür ihm kräftiger Premierenapplaus gewiss war.

Ohne Einschränkung zu begeistern vermochte die junge Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann als Tochter Gilda. Im Duett mit dem Herzog, der sich als mittelloser Student Gualtier Maldé ausgibt, zeigt sie stimmliche Zartheit, aber auch den Mut, zu den eigenen Herzensentscheidungen zu stehen. Ihr natürlich wirkendes Spiel fügt sich perfekt zur stimmlichen Glanzleistung. Selbst im Duett mit ihrem Vater Rigoletto, der sie zu übertönen droht, muss Mühlemann nicht forcieren, sondern bleibt stimmlich fokussiert und intonationssicher.

Der aus Belarus stammende Tenor Pavel Valuzhin ist der Darsteller des vergnügungssüchtigen Herzogs von Mantua. Valuzhin sang schon 2017 am Theater Basel den Alfredo Germont in "La Traviata", und seine kräftige, bis zum hohen H intonationssichere Stimme hat seither an Tiefensubstanz und "Metall" noch hinzugewonnen. Weitere Glanzbesetzungen sind Gildas Gesellschafterin (Frauke Willimczik), der Auftragsmörder Sparafucile von David Shipley und der Schwarzbass Graf Monterone von Artyom Wasnetsov.

Michele Spotti leitete wie auch schon im "Don Carlos" das Sinfonieorchester Basel, und er konnte sich auf dessen Qualitäten verlassen – man denke nicht nur an die allzeit verlässlichen Blechbläser, sondern auch an den ätherisch feinen, zerbrechlichen Flöten- und Streicherklang in der Sterbeszene Gildas. Heikle Stellen wie das Quartett im dritten Akt waren tadellos koordiniert.

Die Inszenierung von Vincent Huguet im Bühnenbild von Pierre Yovanovitch siedelt das Geschehen irgendwie in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts an. Jedenfalls deuten die Kostüme und die Bühnenaufbauten darauf hin. Auch das Luftballon-Spiel und der Tanz der Festgesellschaft in der ersten Szene erinnern mehr an eine Ü-40-Party als an einen klassischen Ball in adligem Milieu, ebenso das Aerobic-Training im zweiten Akt. Es dominieren poppige Farben und ästhetisch polierte Formen, nur der speckige Ledermantel des Hofnarren kontrastiert dazu.

Huguet und Yovanovitch haben sich für eine Einheitsbühne entschieden, die aber von Akt zu Akt modifiziert wird – im dritten Akt findet seltsamerweise auch das Gewitter im Inneren des zwiebelschalenförmigen Hauses statt, das zuvor Rigolettos Bude war und dann den Spielsalon des Herzogs von Mantua darstellt.

Sonderlich schlüssig ist das alles nicht, und die Personenführung lässt zu wünschen übrig. Aber man stellt nicht ohne Genugtuung fest, dass die einige Jahre lang modische Trash-und-Blut-Ästhetik in Opern-Inszenierungen offenbar an ein Ende gekommen ist. Das Premierenpublikum entliess die Sänger-Darsteller und das ganze Team erst nach zehnminütigem Applaus.

22. Januar 2023


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