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© Foto by Jan Amsler, OnlineReports.ch
EBL-Chronik: Bald ging es um mehr als das elektrische Licht.

Die EBL ist dem gesellschaftlichen Wandel ausgeliefert

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres veröffentlicht die Baselbieter Energieversorgerin die Chronik "125 Joor verbunde". Die Unternehmensgeschichte ist eng mit den grossen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen verknüpft.


Von Jan Amsler


Plötzlich geht es schnell. 1905 hat die Genossenschaft Elektra Baselland bereits 81,4 Kilometer Leitungen gezogen und versorgt 32 Gemeinden mit Elektrizität. Damit kommt das elektrische Licht auch in entlegene Dörfer im oberen Baselbiet. Nur wenige Jahre zuvor, am 27. November 1898, wurde die EBL gegründet – mit einem Startkapital von 300'000 Franken und einem Team aus sechs Personen.

Bald geht es nicht mehr bloss ums Licht. Die Elektrizität treibt Melkmaschinen und Küchengeräte an. Im Zweiten Weltkrieg erfährt das Telefon eine neue Bedeutung: Bis anhin vor allem zu geschäftlichen Zwecken genutzt, steht es nun auch in den Wohnungen. So bleibt der Kontakt zu jenen möglich, die Militärdienst leisten müssen oder aus Angst vor einer deutschen Invasion in die Innerschweiz geflüchtet sind. Um aktuell über das Kriegsgeschehen im Bild zu sein, schaffen sich Familien Radiogeräte an.

Heute informieren sich die Menschen weitgehend über das Smartphone. Velos und Autos sind zum Teil mit Strom angetrieben. Neue Entwicklungen, etwa im Bereich Robotik oder künstliche Intelligenz, setzen auf die Energiequelle Elektrizität, ohne dass andere Antriebsformen überhaupt in Betracht gezogen werden. Die fossilen Energieträger haben ausgedient – die Frage ist, wie der nötige Strom klimagerecht produziert werden kann.

 

Mitwachsen

 

Die Geschichte der EBL ist zwangsläufig eng mit den grossen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen verknüpft. War es anfangs vor allem darum gegangen, den extern produzierten Strom zu verteilen, beschäftigte sich das Unternehmen später verstärkt auch mit der Energiegewinnung. 1950 investierte die EBL in das Wasserkraftwerk Birsfelden. Heute ist sie an internationalen Windparks und Solarkraftwerken bis nach Spanien beteiligt. Das Team ist in den 125 Jahren von 6 auf 322 Mitarbeitende angewachsen. 2023 erzielte die EBL einen Umsatz von 291 Millionen Franken.

Zuletzt machte das Baselbieter Unternehmen mit einem Pionierprojekt in Füllinsdorf auf sich aufmerksam. Eine spezielle Solaranlage in einem Gewächshaus macht es möglich, die Sonnenenergie gleichzeitig für die Pflanzen und für die Energiegewinnung zu nutzen, indem das Licht geteilt wird. Die Anlage leiste "einen sub­stan­zi­el­len Bei­trag" zum kom­plet­ten Strom­be­darf des Ge­mü­se­spe­zia­lis­ten.

 

Licht für Strom und Pflanzen: Gewächshaus in Füllinsdorf.

 

"Die EBL hat 125 Jahre überlebt, weil sie sich kontinuierlich an die neuesten Entwicklungen angepasst hat und mit diesen gewachsen ist." Behalte das Unternehmen diese Fähigkeit bei, "so kann die EBL optimistisch auf die kommenden 125 Jahre zugehen". Dies schreibt CEO Tobias Andrist im Vorwort der Chronik "125 Joor verbunde". Mit dieser Publikation schliesst das Unternehmen das Jubiläumsjahr ab.

 

144 Seiten, reich illustriert

 

Autor der Chronik ist Florian Blumer, Professor für Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Wirtschaft der FHNW in Basel. Das Buch umfasst 144 Seiten im A4-Format. Es ist reich illustriert und grosszügig gestaltet. Die vielen Einschübe – Zitate, Anekdoten, Diagramme – und die (zu) starke Gliederung machen es schwierig, die Logik des Buchs auf den ersten Blick zu erkennen und ihr zu folgen. Die Festschrift ist in knalligem EBL-Orange gehalten und präsentiert das Unternehmen wohlwollend.

 

Autor der EBL-Chronik: Florian Blumer.

 

Das Buch hilft zu verstehen, aus welchen Beweggründen die Genossenschaft entstanden ist und warum sie so gedieh, wie sie es tat. Blumer stellt die Entwicklung der EBL in den Kontext der Weltgeschichte und insbesondere jener des Kantons Baselland. Der Titel trifft zu – die EBL ist nicht nur mit Kabeln und Wärmeleitungen, sondern auch gesellschaftlich und historisch eng mit dem Baselbiet verbunden.

 

Es bleibt nicht nur das Buch

 

Die Energieversorgerin hat das Jubiläum im vergangenen Jahr mit zahlreichen Events gefeiert. Rund 6000 Personen besuchten das Arealfest Ende August, an dem als Special Guest auch Musiker Baschi auftrat. Wie viel das Jahr gekostet hat, gibt die EBL nicht bekannt.

 

"Optimistisch": EBL-CEO Tobias Andrist.

 

Vom Jubiläum bleibt nicht nur das Buch. Die EBL hat ein altes Industriegebäude zu einem Event-Lokal ausgebaut und dieses im Mai eröffnet. Das Gebäude heisst "Elefantehuus", weil die zwei Dieselgeneratoren, die zur Anfangszeit hier standen, an einen Elefanten erinnerten. Die Öffentlichkeit kann das Lokal für Anlässe mieten.

Die EBL selbst nutzte das Haus im Herbst für Talks zu Themen aus dem Energiebereich. Die "Power Talks" stiessen offenbar auf grossen Anklang – und werden nun auch über das Jubiläumsjahr hinaus beibehalten.

 

Die Chronik "125 Joor verbunde – Die EBL und die Gesellschaft – eine Geschichte wechselseitiger Einflüsse" ist zum Preis von 30 Franken über den Verlag Baselland erhältlich.

29. November 2024

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