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Klaus Kirchmayr fährt den Regierungsräten Isaac Reber und Anton Lauber an den Karren.

Klaus Kirchmayrs Schelte, oder: War am Ende früher doch alles besser?

Vor noch gar nicht so langer Zeit hatten aus dem Amt geschiedene Politiker die Gnade zu schweigen. Der frühere Baselbieter Grünen-Star foutiert sich darum. Eine Glosse.


Von Thomas Gubler


Wie haben wir uns doch genervt, wenn unsere Lehrer am Gymnasium klagten, die Schülerinnen und Schüler würden von Jahrgang zu Jahrgang schlechter. Sie wüssten bald nicht mehr, wohin das noch führen werde.

Besonders schlimm war dieses Lamento für diejenigen, die einen Bruder oder eine Schwester in einer höheren Klasse hatten. Sie wurden geradezu hemmungslos mit diesem oder dieser verglichen – und zogen dabei selbstverständlich immer den Kürzeren.

Klar: Die neusten Schüler waren immer die schlechtesten. Will heissen: Die Kinder wurden immer dümmer. Und ja, früher war alles viel besser. Quod erat demonstrandum – was zu beweisen war.

Die Politiker hatten ihre Zeit gehabt.

Es war zum aus der Haut fahren mit dieser selbstgefälligen Vergangenheitsverklärung, gegen die man einfach nicht ankam. Dabei waren doch die Fortschritte und Erleichterungen auch im Schulbetrieb mit Händen zu greifen. Der Fotokopierer hatte den mühsamen Matrizen-Umdrucker abgelöst. Ganz zu schweigen von der Füllfeder, dank der die Tintenkleckserei ein verdientes Ende gefunden hat. Und ganz bestimmt war die eine Schülerin oder der andere Schüler auch nicht ganz bar jeglicher Intelligenz. Wir jedenfalls waren diametral anderer Ansicht – schon aus Prinzip.

Mittlerweile sind meine Überzeugungen etwas ins Wanken geraten. Vor allem, wenn ich an gewisse Vorgänge und Praktiken in der Politik denke. Vor noch gar nicht so langer Zeit hatten nämlich aus dem Amt geschiedene Politiker – Politikerinnen gab es erst wenige – vor allem die Gnade zu schweigen. Sie hatten ihre Zeit gehabt. Nun sollten sie anderen das Feld überlassen.

Diese Regeln wurden mitunter so streng befolgt, dass ein Innerschweizer Alt-Nationalrat einst feststellen musste, dass ihn zwei Wochen nach seinem Rücktritt im Bundeshaus niemand mehr kannte oder man ihn zumindest nicht mehr zur Kenntnis nahm.

Unter magistraler Grösse stellt
man sich anderes vor.

Für Bundesräte war es sogar richtig verpönt, sich nach dem Rücktritt noch politisch zu äussern. Das Kollegialitätsprinzip galt über die Amtszeit hinaus.

Tempi passati. Mittlerweile gibt ein Alt-Bundesrat wie Ueli Maurer (SVP) von sich, die Schweiz werde durch die Zuwanderung allmählich dement. Er geisselt die angebliche Einseitigkeit des Schweizer Fernsehens und betreibt überhaupt Medienschelte, oder er lobt – weiss der Teufel warum – Diktatoren wie Putin und Xi Jinping. Unter magistraler Grösse stellt man sich anderes vor, auch wenn es sich vielleicht bloss um Provokationen handeln sollte.

Isaac Reber und Anton Lauber seien eine Enttäuschung, liess Klaus Kirchmayr verlauten.

Und auch vor der Region machen Ratschläge und Belehrungen von Alt-Politikern nicht halt, wie der einstige Baselbieter Landrat und Grünen-Star Klaus Kirchmayr jüngst in der Basler Zeitung demonstrierte. Dieser verteilte dort grosszügig wenig schmeichelhafte Zensuren an amtierende Regierungsräte, denen er in seiner aktiven Zeit durchaus gewogen war. Baudirektor Isaac Reber (sogar ein Parteikollege) und Finanzdirektor Anton Lauber (Mitte) seien eine Enttäuschung, liess Kirchmayr verlauten. Dafür erntet SVP-Präsident Peter Riebli Lob für seine Anti-Kantonalbank-Initiative.

Zweierlei fragt man sich unter diesen Umständen: Warum können Alt-Politiker heute fast nicht mehr loslassen? Und warum fragen Medienschaffende Leute nach ihrer Meinung, die für ihr Gesagtes keine Verantwortung mehr übernehmen müssen, aber auch nichts mehr bewirken können?

Das vornehme Schweigen von einst hatte schon seinen Sinn. Und vielleicht war überhaupt das eine oder andere früher gar nicht so schlecht. Aber vielleicht wird im neuen Jahr ja alles besser.

19. Dezember 2024

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"Und trotzdem schweigt ..."

Bundeskanzler Walter Thurnherr hat bei seiner Rücktrittsrede folgendes Zitat erwähnt: "Es ist eine Gnade, wenn man erkannt hat, dass man nichts mehr zu sagen hat, und trotzdem schweigt."

Ich kannte diesen Spruch vorher nicht, war aber sehr stolz darauf, dass ich mich schon seit vielen Jahren daran gehalten habe.


Hansruedi Bieri, Itingen




"Wettbewerb der Ideen"

Früher war keinesfalls alles besser – das habe ich und würde ich auch nie behaupten. Wünschbar wäre eine sachliche Auseinandersetzung mit den klar benannten Missständen und den konkreten Lösungsvorschlägen – was jedem Bürger und jeder Bürgerin hoffentlich erlaubt ist. Nur im Wettbewerb der Ideen und Argumente wird etwas wirklich besser. Erfahrung und Sachkenntnis sind dabei in Politik wie Journalismus nicht schädlich – Thomas Gublers Expertise ist dabei in gewissen Bereichen bis heute unerreicht und geschätzt.


Klaus Kirchmayr, Aesch




"Fundamentalistische Haltung"

Frage der Woche: Gilt diese fundamentalistische Haltung nur für Alt-Politiker oder auch für Journalisten im "Ruhestand"? Ich würde Stimmen wie Knechtli oder Gubler vermissen.


Roland Stark, Basel




"Ein Leben danach"

Dass Alt-Politikerinnen und -Politker nicht loslassen können, beweist sich regelmässig bei den Gesamterneuerungswahlen im Parlament. Da tauchen plötzlich die Altgedienten wieder auf. Mann und Frau liess sich aufstellen und erhielt aufgrund des Bekanntheitsgrades auch erkleckliche Stimmen – was für die Parteien natürlich super ist. Auch bei "meiner", das gebe ich zu.

Ich persönlich finde, man muss den Mut haben, zum richtigen Zeitpunkt abzuspringen, loszulassen, Platz zu machen. Denn es gibt nicht nur eine Linie oder eine Meinung, die gut ist. Nichts ist schwarz oder weiss. Und das Gefühl der "Unersetzlichkeit" zu haben, ist aus meiner Optik per se schlecht.

Ehrlich: Ich geniesse meine "Pensionierung" vom Parlament, auch wenn ich manchmal das "Lager-Feeling" vermisse, die guten Gespräche, die guten Kontakte querbeet über alle Parteigrenzen hinweg. Aber ich habe gemerkt (obwohl ich immer noch politisch denke und mich engagiere): Es gibt ein Leben danach und das ist wirklich auch schön.


Beatrice Isler, Basel



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