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"Gemeinden finden zu wenig Gehör": Ormalinger Politiker-Familie Rigo*
Die Ormalinger Familie Rigo erobert die politische Bühne
Dario wurde jüngst in den Landrat gewählt, Henri wird demnächst Gemeindepräsident, Benjamin steht in den Startlöchern
Von Thomas Gubler
Politik ist im Baselbiet mitunter auch eine Familienangelegenheit. In Erscheinung getreten ist das Phänomen in der Vergangenheit vor allem im Stedtli Liestal. Aber auch im Landrat sassen schon Ehepaare und Väter und Söhne. Jetzt betritt die Familie Rigo aus Ormalingen das politische Parkett auf Kantons- und Gemeindeebene.
Vor knapp einem Monat wurde der 52-jährige Dario Rigo für die "Mitte" im Wahlkreis Gelterkinden in den Landrat gewählt. Das kommt einer kleinen Sensation gleich, denn die Vorgängerpartei CVP vermochte, auch sie es versuchte, in der Vergangenheit im Oberbaselbiet nie Fuss zu fassen. Dario Rigo aus Ormalingen schaffte das Kunststück im zweiten Anlauf. Ein erster Versuch vor vier Jahren scheiterte noch.
Dieses war der erste Streich. Nun folgt der Zweite. Am kommenden Wochenende wird mit grösster Wahrscheinlichkeit der jüngere Bruder Henri (48) in Ormalingen zum neuen Gemeindepräsidenten und Nachfolger von Verena Schürmann gewählt.
Henri Rigo ist nicht nur der einzige Kandidat, sondern sitzt bereits seit 2019 im Gemeinderat. Seiner Wahl dürfte daher kaum etwas im Weg stehen. Anders als Bruder Dario ist Henri nach guter alter Ormalinger Tradition, die keine Ortsparteien kennt, parteilos, sieht sich politisch aber irgendwo im Bereich zwischen FDP, GLP und Mitte angesiedelt.
Der junge Freisinnige
Und dann ist da noch Darios ältester Sohn Benjamin Rigo. Der 21-jährige Wirtschaftsstudent an der HSG St. Gallen hat jüngst mit seiner Kandidatur auf der Landratsliste der FDP Gelterkinden seine politische Feuertaufe erlebt. Dass der Junior bei den Freisinnigen ist, stört den Familienfrieden nicht. "Ich war im Baselbieter Jugendrat und bei den Jungfreisinnigen, bevor mein Vater Mitglied der Mitte wurde", sagt Benjamin Rigo.
Politik scheint in den Familien Rigo generationenübergreifend grossen Raum einzunehmen. Das ist in der Nordwestschweiz kein unbekanntes Phänomen, wenn bisher auch weniger im oberen Kantonsteil.
Man denke etwa an den so genannten "Schaltkreis Eymann" in Basel oder ans Stedtli Liestal, wo vor ein paar Jahren Franz Kaufmann im Stadtrat sass, während seine zwei Töchter Meret Franke und Lisette Kaufmann im Einwohnerrat politisierten. Aus dem Landrat kennt man Vater und Sohn Kirchmayr und früher das Ehepaar Kirchmayr. Und auch dort gehörten längst nicht immer alle Familienmitglieder der gleichen Partei an.
Mehr Gewicht für die Gemeinden
Während sich für Benjamin die Lebensplanung und damit auch die politische Karriere noch im ständigen Wandel befindet, sind für Vater Dario und Onkel Henri die politischen Weichen gestellt. Und dass der Ormalinger Gemeindepräsident ab dem 1. Juli über einen "verlängerten Arm" ins Kantonsparlament verfügt, dürfte für ihn wie für seine Gemeinde mit Sicherheit kein Nachteil sein.
Denn auch Dario Rigo liegen die Gemeinde-Angelegenheiten am Herzen. "Die Gemeinden sind meines Erachtens im Kanton Baselland zu wenig autonom", meint etwa der künftige "Mitte"-Landrat.
Für Henri Rigo steht zudem fest, "dass die Gemeinden in Liestal zu wenig Gehör finden". Vernehmlassungs-Antworten allein genügten nicht, es brauche auch eine starke Gemeindevertretung im Landrat. Wie sehr er damit Recht hat, konnte man zu jenen Zeiten im Landrat beobachten, als diejenigen Landräte, die zugleich Gemeindepräsidentinnen und Gemeinderäte waren, fast schon eine parteiübergreifende Fraktion mit entsprechendem Einfluss bildeten.
Vermieter von Gewerberäumen
Politik bleibt indessen für die Rigos auf absehbare Zeit hinaus ein – aufwändiges – Hobby. Denn im Vordergrund steht für sie das Studium einerseits und die berufliche Tätigkeit anderseits. Dario und Henri Rigo – beide Ingenieure – sind Inhaber der Firma "Rigo und Rigo Immobilien", die Gewerberäume vermietet und Areale entwickelt.
In dieser Funktion planen sie zurzeit ein neues Businesscenter in Ormalingen ("Businesscenter im Oberbaselbiet", BCO), das 2025 bezugsbereit sein und über 100 Gewerbebetrieben eine neue Heimat bieten soll. Rigos wollen damit nicht zuletzt der Entwicklung entgegenwirken, dass das Oberbaselbiet zur Schlafregion wird.
Aufgewachsen sind die Rigo-Brüder in Lausen, wo sie bereits ein Businesscenter verwirklicht haben. Ursprünglich stammt die Familie aus dem italienischen Udine (Friaul-Julisch Venetien). "Von dort sind unsere Eltern in den fünfziger Jahren eingewandert", sagt Dario Rigo. Sie beide seien dann eingebürgert worden und hätten eine Entwicklung durchlaufen wie andere junge Oberbaselbieter auch "mit Militärdienst, Feuerwehr, Dorfleben und was alles dazu gehört". Und hier haben sie auch ihre Familien gegründet. Dario ist Vater von vier und Henri Vater von drei Kindern.
* von links: Benjamin Rigo (FDP), Onkel Henri Rigo (parteilos) sowie Vater und Neu-Landrat Dario Rigo
8. März 2023
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