Werbung

© Foto by OnlineReports.ch
"Interessensvertreter waren unsolidarisch": Finanzdirektor Adrian Ballmer

Baselbieter Finanz-Entlastungsgesetz ist klar gescheitert

Über 58 Prozent Nein-Stimmen: Herbe Niederlage für Kantonsregierung, Finanzdirektor Adrian Ballmer und Hans Rudolf Gysin


Von Peter Knechtli


Deutliche Ablehnung für die Sparpolitik der Baselbieter Regierung: Das Volk verweigerte heute dem Entlastungsrahmengesetz im Volumen vom 26 Millionen Franken klar die Zustimmung. Die Zentralisierung der Gericht und die Abschaffung der Amtsnotariate dagegen wurden deutlich angenommen.


Das Ergebnis des wichtigsten Abstimmungsgegenstands im Baselbiet ist in allen fünf Bezirken unumstritten: 58,5 Prozent der Stimmenden schickten das sogenannte "Entlastungspaket" der Regierung bachab. Die Stimmbeteiligung betrug 38,5 Prozent. Die Vorlage fiel mit Ausnahme von Pfeffingen (49,8 Prozent Nein), dem Wohnort von Regierungsrätin Sabine Pegoraro, in allen Gemeinden durch.

Mit der Sparvorlage hatte der Baselbieter Finanzhaushalt um rund 26 Millionen Franken entlastet werden sollen – unter anderem durch die Schliessung der Berufsvorbereitenden Schule (ehemalige DMS2 durch erhöhten Vermögensverzehr von Altersheim-Kunden und durch Streichung von Beiträgen an Eltern, die ihre Kinder in Privatschulen schicken. Auch den Verkauf von Schlössern und Abbau des öffentlichen Verkehrs wollte die Regierung in Erwägung ziehen, was allerdings nicht Gegenstand der Abstimmung war.

Entlastungs-Nein "war ein Stimmungs-Plebiszit"

Für den Binninger SP-Landrat Marc Joset, Präsident der Finanzkommission, ist "ganz klar, dass die kritischen Stimmen nicht ernst genommen wurden". Da seien "ganz viele Leute in ihrer subjektiven Betroffenheit verärgert". Die Kumulation der viele Verärgerungen hätten sich jetzt "bei dieser Abstimmung entladen". Joset: "Es war ein Stimmungs-Plebiszt." Die Regierung habe eine "Alles oder nichts"-Strategie gefahren und habe in keinem Punkt nachgegeben, sondern viel eher noch mit Steuererhöhungen gedroht. Doch: "Ultimaten hat das Volk nicht gern." Wie kein linker Politiker wollte auch Joset keine Rücktrittsforderung stellen. Er sprach aber von einem "hohen Pokerspiel", das die Regierung verloren habe.

Ein gefragter Mann war der grüne Birsfelder Landrat und Lehrer Jürg Wiedemann, der die kantonalen Akteure und die Bevölkerung mit einer sehr frühen Nein-Plakat-Kampagne "gegen das verlogene Entlastungsrahmengesetz" überraschte. Auf die Frage, ob er sich als Sieger fühle, sagte Wiedemann: "Es ist ein ganz kleiner Etappensieg. Wir haben jetzt die Berufsvorbereitende Schule gerettet und die Baselbieter Bildungslandschaft beibehalten. Ich werde sicher keine Champagnerflasche öffnen, vielleicht reicht es zu einem Glas Wein." Denn "vier ganz wichtige Bildungsinitiativen sind noch hängig". Erst wenn auch diese Initiativen Erfolg haben, "kann man sagen, der veritable Angriff der Regierung auf unser Bildungssystem ist pariert".

Wiedemann war bedeutendster Exponent der Kampagne, die elf Wochen vor dem heutigen Abstimmungs-Wochenende mit einem Regen von 2'000 Plakaten begann und sechs Wochen später mit thematischen Überklebern ihre Fortsetzung fand.

Ballmer ratlos – Rücktritte abgelehnt

An einer Medienkonferenz, an der die gesamte Regierung teilnahm, standen beim verantwortlichen Finanzdirektor Adrian Ballmer (FDP, Bild) die Enttäuschung und Verärgerung ins Gesicht geschrieben. Er erinnerte daran, dass der grösste Teil des Sparpakets umgesetzt werden könne und sowohl Regierung wie Landrat und der gemischte Think Tank dem "Entlastungs-Rahmengesetz" zugestimmt hatten. Danach aber äusserte er wiederholt heftige Kritik an "Einzelnen, die unsolidarisch aus dem Entlastungspaket ausgestiegen sind". Ballmer weiter: "Ausgaben haben zahlreiche Interessenvertreter. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt ist offenbar der Finanzdirektor allein zuständig. Die Interessenvertreter verabschiedeten sich aus ihrer Verantwortung."

Zuvor hatte die Regierung, die in ihrem Kampf für ein Ja von Wirtschaftskammer-Direktor Hans Rudolf Gysin persönlich unterstützt worden war, ihr Bedauern über den Ausgang der Abstimmung über das Entlastungsrahmengesetz ausgedrückt. Regierungspräsident Peter Zwick (CVP), der in den letzten Monaten selbst unter starken Druck geraten war, hielt fest, dass es unmittelbar zu keinen personellen Konsequenzen komme: "Der Regierungsrat beschönigt Situation nicht und übernimmt Verantwortung. Aber Nein, es ist in der Regierung niemand dabei, der an einen Rücktritt denkt."

Regierung wirkte hilf- und ratlos

Auf die Frage von OnlineReports, wo jetzt die 26 Millionen Franken eingespart  werden könnten, sagte Ballmer: "Wir kennen keine wirkungsvolleren, aber milderen Massnahmen. Sonst hätten wir sie gebracht." Es sei jetzt Aufgabe der Regierung, in den nächsten Wochen Gespräche zu führen. Obschon die Regierung und die Ja-Kampagne im Falle einer Ablehnung des Pakets mit Steuererhöhungen drohte, will Ballmer diese nicht kurzfristig realisieren: Erst wenn auf der Aufwandseite keine Entlastung realisiert werden könne, werde die Ertragsseite ins Spiel kommen.

Anderseits habe, so betonte Ballmer in Abweichung früherer Ankündiungen, die Regierung habe "zur Zeit keine Steuersenkung für juristische Personen in der Schublade". Das Baselbiet liege bei juristischen Personen im Mittelfeld, so dass die beabsichtigte "Wirtschaftsoffensive möglich" sein werde. Es sei auch sicher "keine nachhaltige Lösung, Eigenkapital zu verbraten", wie es "gewisse Finanzexperten" im Vorfeld der Abstimmung vorgeschlagen hätten.

Kommen Löhne des Staatspersonals unter Druck?

Ballmer liess aber durchblicken, dass die durch den Volksentscheid geschonte Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion von SP-Bildungsdirektor Urs Wüthrich im Rahmen der geforderten Opfer-Symmetrie noch zur Kasse gebeten werden könnte. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch die Löhne sämtlicher Staatsangestellter unter Druck geraten könnten. Möglich wäre eine solche Massnahme unter Ausschluss einer Referendumsmöglichkeit per Dekret.

Trotz der Schelte des Finanzdirektors, die wohl auch zuerst an Landrat Wiedemann gerichtet war, fühlt sich dieser nicht betroffen: "Unsolidarisch ist es, Schulen mit hoher Erfolgsquolte zu schliessen. Da gebe ich den Ball zurück." Ballmer sei verärgert, die "ganz harte Niederlage" sei "nicht einfach für ihn". Tatsache sei, dass Ballmers Finanzpolitik, die auf Steuersenkungen von 130 Millionen pro Jahr abzielt, gescheitert ist".

Gerichtskonzentration klar angenommen

Klar angenommen hat das Baselbiet aber die Zusammenlegung der sechs Gerichte in zwei mittelgrosse Gerichte in Arlesheim und Sissach sowie die Abschaffung der Amtsnotariate, die eine Einsparung von 3,6 Millionen Franken bringen. "Sehr froh" über diesen Entscheid zeigte sich Kantonsgerichtspräsident Andreas Brunner, der sich aber "nicht euphorisch" äussern wollte.

Kommentar

17. Juni 2012


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Weitere aktuelle News

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif
"Heute einen neuen Präsidenten wählt Tunesien."

Radio SRF 1
in den 8 Uhr-Nachrichten
vom 6. Oktober 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif

Gepflegte News-Sprache hier zelebriert wird.

RückSpiegel

 

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.