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© Fotos by Pino Covino/OnlineReports.ch
Engagiert, aufstrebend, links: Sarah Wyss und Samira Marti (v.l.).

SP-Frauen Sarah Wyss und Samira Marti bangen um ihre Sitze im Nationalrat

Die Wahlarithmetik macht nicht Halt vor Leistung und Renommee: Das bekommen die zwei Politikerinnen aus den beiden Basel zu spüren.


Von Alessandra Paone


Sie haben einige Gemeinsamkeiten. Sie sind Frauen, jung und aufstrebend. Sie waren Juso und politisieren nun für die SP im Nationalrat.

Sie müssen am 22. Oktober um ihre Wiederwahl bangen. Die eine mehr, die andere weniger.

Sarah Wyss aus Basel.
Samira Marti aus Binningen.

"Es ist mega hart", sagt Sarah Wyss. Der Druck sei im Moment sehr gross. 

Wegen der veränderten Bevölkerungszahl hat Basel-Stadt in der kommenden Legislatur nur noch Anspruch auf vier Sitze. Lange galt vor allem der GLP-Sitz von Katja Christ als stark gefährdet. Doch weil die Grünliberalen schweizweit auf dem Vormarsch sind und die Partei in Basel-Stadt mit viel Kalkül handelt, traut man der gewieften Parteipräsidentin die Wiederwahl zu. Schon 2019 landete die GLP dank einer trickreichen Unterlistenverbindung einen Überraschungscoup.

 

Wer holt den vierten Sitz?

 

Rein rechnerisch darf Rot-Grün im Stadtkanton von zwei Sitzen und das bürgerliche Lager von einem ausgehen. Offen ist, wer den vierten Sitz holt. Dass die Grünen leer ausgehen, ist unwahrscheinlich – sie müssten massiv einbrechen und die SP müsste überdurchschnittlich zulegen. Rechts ist die LDP die unangefochtene Leaderin. Für Grünen-Vertreterin Sibel Arslan und LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein dürfte die Sache demnach geritzt sein.

Wyss: "Es bereitet mir Mühe, auf Leute zuzugehen und zu sagen: Hey, jetzt geht es um mich."

Bleibt die SP. Umfragen sagen der Partei Verluste voraus, was einen ihrer zwei Sitze stark wackeln lässt. Sarah Wyss steht dabei besonders im Fokus. Sie rückte erst 2020 für den aktuellen Regierungspräsidenten Beat Jans in den Nationalrat nach. Mustafa Atici schaffte den Sprung nach Bern dank Eva Herzogs Wahl in den Ständerat schon 2019. Er kann auf eine verlässliche Wählermobilisierung zählen, vor allem innerhalb der kurdischen Gemeinschaft und deren Sympathisanten. Auch hat er sich mit der Ankündigung, für den Bundesrat kandidieren zu wollen, noch vor dem Wahlkampfstart geschickt in Szene gesetzt. 

Da hilft Wyss nur eins: Präsenz. In den Sozialen Medien, in Fernseh-Talks, an Quartierfesten, an Vernissagen. Noch mehr als sonst. Lächeln, Selfie, Social-Media-Post: Die 35-Jährige kann Selbstvermarktung, obwohl sie selber findet, dass es ihr Mühe bereite, auf Leute zuzugehen und zu sagen: "Hey, jetzt geht es um mich; ich brauche jede Stimme." Ihr falle es leichter, "für andere einzustehen". 

Seit 17 Jahren, ihr halbes Leben lang, engagiert sich Wyss politisch. Ihr freches Mundwerk und das schrille Outfit, die sie als Präsidentin der Juso noch ausgezeichnet hatten, tauschte sie gegen Deux-Pièces ein. Sie ist eingemitteter, pragmatischer als früher, steht aber immer noch klar links.

 

Schwerpunkt Gesundheitspolitik

 

Vor ihrem Wechsel nach Bern gehörte Wyss während 13 Jahren dem Basler Grossen Rat an und machte sich als Gesundheitspolitikerin einen Namen. Als ihr Einzug in den Nationalrat feststand, schrieb Regierungsrat und Parteikollege Kaspar Sutter auf X, damals Twitter: "Du wirst die nationale Gesundheitspolitik prägen." 

Und sie kniete sich rein in die komplexen Themen: diagnosebezogene Fallpauschalen, Pflegeinitiative, Krankenkassenprämien. Viele Politikerinnen und Politiker winken bei diesen Geschäften ab. Zu kompliziert und ungeeignet für simple, plakative Polit-Botschaften. Ein Kollege habe sie einmal gefragt, wieso sie ausgerechnet Gesundheitspolitik mache, damit könne man ja nur verlieren, erzählt Wyss. Das Sorgenbarometer gibt ihr aber recht: Nichts beschäftigt die Schweizerinnen und Schweizer so stark wie die Krankenkassenprämien. 

Wyss ist auch beruflich im Gesundheitsbereich tätig, sie arbeitet als Co-Leiterin der Direktion für Medizin und Pflege der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. Zuvor war sie Geschäftsführerin der nationalen Stiftung Selbsthilfe Schweiz. 

Sie arbeitet viel – im Parlament, wo sie Vizepräsidentin der Finanzkommission ist, im Beruf, in ihrer Freizeit. Ihr Pensum im Job beträgt 60 Prozent, im Nationalrat weit über 50. Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier verzichten auf eine berufliche Tätigkeit. Das sei nicht möglich, wenn man die Aufgabe ernst nehme, sagen sie. 

Wyss aber geht an ihre Grenzen. Das sorgt für Anerkennung, aber auch für Kritik. Dass sie oft betont, wie viel sie arbeite, wirkt auf Kolleginnen und Kollegen unsympathisch. 

Wyss ist stolz auf ihren Leistungsausweis. Nur macht die Wahlarithmetik davor nicht Halt. 

Auch nicht vor Renommee. 

 

Von den Juso in den Nationalrat

 

Samira Marti gehört in Bern nach knapp fünf Jahren schon zu den gewichtigen Stimmen. Am Wochenende wurde die 29-jährige Baselbieterin zur Co-Fraktionschefin der SP gewählt. Die politische Karriere der Ökonomin ist steil; sie liess das kantonale Parlament aus und landete von der Juso praktisch direkt im Nationalrat, als Nachfolgerin von Susanne Leutenegger Oberholzer. Etwas Glück war da auch dabei – sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Marti: "Die Möglichkeit, es nicht zu schaffen, besteht bei einer Wahl immer. Das gehört dazu."

Nun muss Marti aber zittern, wenn auch weniger stark als ihre Basler Parteikollegin Wyss. Das Bündnis aus Mitte, GLP und EVP im Baselbiet ist zusätzlich zum bisherigen Mandat von Mitte-Politikerin Elisabeth Schneider-Schneiter auf einen der drei rot-grünen Sitze aus. Will die SP ihre beiden Mandate halten, muss sie im Vergleich zu den kantonalen Wahlen noch zulegen. Sollte das nicht klappen, dürfte wohl eher der erfahrene Eric Nussbaumer die Wiederwahl schaffen. Möglich ist aber auch, dass die Grünen den Sitz von Florence Brenzikofer verlieren und die SP somit aus dem Schneider wäre.

Nervös? Vermutlich schon, doch Marti lässt es sich nicht anmerken. Sie sagt: "Die Möglichkeit, es nicht zu schaffen, besteht bei einer Wahl immer. Das gehört dazu." Aber sie sei zuversichtlich, und es gebe viele Leute, die ihr im Wahlkampf helfen. Menschen, die sich an verschiedenen Orten in der Region treffen, um auf Postkarten ihre Wahlempfehlung für Marti zu formulieren. 

Auch Sarah Wyss hat eine Postkartenaktion organisiert. Eine weitere Gemeinsamkeit. 

6. September 2023

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"Sarah Wyss verdient die Wiederwahl"

Steigende Krankenkassenprämien, dafür Abbaubemühungen im Physiotherapiebereich. Sarah Wyss (SP) verdient die Wiederwahl, um weiter gegen solche und ähnliche Missbräuche zu kämpfen.


Peter Bächle, Basel




"Dass die offene und soziale Schweiz erhalten bleibt"

Grossen Dank für diese hervorragende Analyse von Alessandra Paone. Sie ist informativ, objektiv und mit viel Herz geschrieben. Ich hoffe, dass beide SP-Frauen ihre Sitze halten können. Die Nordwestschweiz trägt so wesentlich dazu bei, dass die offene und soziale Schweiz erhalten bleibt – ja! – sich weiter entwickeln kann. 


Fredi Vogelsanger, Oberwil




"Nicht per se gut"

Was haben Wahlen mit Wahrheit zu tun? In einem Gespräch mit Peter Eckermann meinte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) am 16. Dezember 1828:
 

Man muß das Wahre immer wiederholen, 
weil auch der Irrtum um uns her 
immer wieder gepredigt wird, 
und zwar nicht von einzelnen, 
sondern von der Masse. 
In Zeitungen und Encyklopädien, 
auf Schulen und Universitäten, 
überall ist der Irrtum obenauf, 
und es ist ihm wohl und behaglich 
im Gefühl der Majorität, 
die auf seiner Seite ist.

 

Bei Lichte betrachtet, ist Demokratie nicht einfach per se und garantiert gut. Demokratie kann so gelebt werden, dass sie dem Wohl aller Menschen dient. Sie kann aber auch dafür instrumentalisiert werden, die Bevölkerung zu beherrschen und/oder partikulare Interessen zu privilegieren.


Ueli Keller, Allschwil



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"Der Hochhaus hätte höher werden können."

bz
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vom 5. Dezember 2023
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(er, ihn)

RückSpiegel


20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

bz und Happy Radio zitieren den OnlineReports-Bericht über den Liestaler Buchladen Rapunzel, der schliesst.

Die bz bezieht sich in einem Artikel über den Asyl-Streit in den beiden Basel auf einen Leserbrief auf OnlineReports.

In einem Artikel über den Richtungsstreit innerhalb der Baselbieter SVP zitiert die Basler Zeitung aus OnlineReports.

Die bz vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Abgang des Gelterkinder Gemeinderats Pascal Catin.  

Die Basler Zeitung nimmt in einem Artikel über die Baselbieter FDP-Landrätin und Nationalratskandidatin Saskia Schenker Bezug auf OnlineReports. 

In einem Artikel über die polarisierende Jungpolitikerin Sarah Regez (SVP BL) bezieht sich die Basler Zeitung auf OnlineReports.

persoenlich.com vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Wechsel der Basler Journalistin Andrea Fopp von Bajour zur NZZ.

Happy Radio greift den Bericht von OnlineReports über die Deponie Höli Liestal AG auf.

Die Volksstimme bezieht sich in einem Porträt über den freiwilligen Verkehrsregler in Rickenbach, Robert Bussinger, auf einen früheren Artikel von OnlineReports.

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In einem Satz


Sonja Kuhn, ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.
 

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).

Am 1. Juni 2024 übernimmt Veronika Röthlisberger die Leitung der Gebäudeversicherung Basel-Stadt von Peter Blumer, der danach pensioniert wird.

Hanspeter Wäspi (57, Rheinfelden) ist neuer Geschäftsleiter von Procap Nordwestschweiz.

Die Leitung der Abteilung Finanzen und Controlling im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt obliegt ab 1. Dezember Thomas Schneider, der die Nachfolge des Bald-Pensionierten Daniel Hardmeier antritt.

Stefan Binkert wird neuer Rektor des Wirtschaftsgymnasiums und der Wirtschaftsmittelschule Basel; er folgt in dieser Funktion auf Patrick Langloh, der ab 1. Januar 2024 die Leitung des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Erziehungsdepartement übernimmt.