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Baselbieter Kinderarzt stirbt unerwartet: Praxen ausgelastetEltern haben Mühe, einen Kinderarzt zu finden. Die Situation spitzt sich nach dem plötzlichen Tod des Pädiaters Domenico Rinaldi weiter zu. Von Jan Amsler Die Praxis von Kinderarzt Domenico Rinaldi in Gelterkinden hätte Anfang dieser Woche wieder öffnen sollen. Doch der Pädiater ist nicht aus seinen Ferien zurückgekehrt. Er ist am 13. Juli im Alter von 61 Jahren unerwartet gestorben. Seine Familie hat in verschiedenen Zeitungen Todesanzeigen geschaltet. Rinaldi hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Kindertagesklinik springt ein
Wer in der Gelterkinder Praxis anruft, wird auf den Telefonbeantworter weitergeleitet. Man versuche gemeinsam mit der Kindertagesklinik in Liestal, den Betrieb neu zu organisieren und aufrechtzuerhalten, heisst es dort. In der Zwischenzeit sei die Kindertagesklinik, die schon die Ferienvertretung übernommen hatte, für Notfälle zuständig.
Druck auf verbleibende Praxen steigt
Die Versorgungslücke könnte auch dazu führen, dass die bereits überlasteten Notfallstationen in den Spitälern nun noch mehr Patientinnen und Patienten empfangen müssen. Das Universitäts-Kinderspital beider Basel hat Ende vergangenen Jahres Security-Personal eingesetzt, um die wartenden und wütenden Eltern unter Kontrolle zu halten. Es gab Drohungen gegen das Personal. Doch die wenigsten Kinder erscheinen mit dringlichen gesundheitlichen Anliegen, die zwingend einer Spitalversorgung bedürfen. Kommt hinzu: Die Behandlung im Spital ist teurer als in der Kinderarzt-Praxis.
Hausarzt und Verbandsvorstand: Christian Gürtler. © Foto ZVG
Die Versorgung mit Kinderarzt-Praxen sei im Oberbaselbiet schon seit der Jahrtausendwende schlecht, sagt Gürtler. Damals gingen mehrere Ärzte in Pension – ohne Nachfolge-Lösungen für ihre Praxen. Das habe auch politische Gründe: Der Beruf sei im Vergleich mit anderen in der Medizinbranche "am wenigsten attraktiv". Vorsorge-Untersuchungen seien schlecht bezahlt. Doch Patientinnen und Patienten gäbe es genug. Die Hoffnungen liegen im neuen Tarifsystem Tardoc, das ab 2026 gelten soll. Gürtler: "Herr Jourdan soll beweisen, dass es zackiger geht." Der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan hat kürzlich einen Plan vorgestellt, um das Gesundheitswesen im Kanton neu aufzustellen. Er sieht unter anderem dezentrale Ambulatorien vor, die in Zusammenarbeit mit Hausärztinnen und Hausärzten betrieben werden könnten. Gürtler sagt dazu: "Wir werden sehen, was daraus konkret entsteht." Der Mediziner mahnt, dass Kinderärzte zuerst auch noch ausgebildet werden müssten – "das dauert zehn bis zwölf Jahre". Hinzu komme, dass jüngere und zukünftige Berufskolleginnen und -kollegen oft nicht mehr 100 Prozent arbeiten wollten.
VGD nimmt Stellung
Die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) bestätigt, dass die Versorgungssituation mit Kinderärzten im Oberbaselbiet angespannt sei – "ebenso wie in grossen Teilen der Schweiz". Doch kurzfristige Unterstützungsmassnahmen sind offenbar keine geplant. Im Kanton Baselland seien Fachrichtungen der medizinischen Grundversorgung von der dreijährigen Tätigkeitspflicht an einer Weiterbildungsstelle ausgenommen, schreibt Sprecherin Elea Klara Werdenberg hierzu. "Dadurch kommt bereits ein erweiterter Kreis von Fachärztinnen und Fachärzten für eine Praxisübernahme infrage."
Sorge um Nachfolge
Die Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin Regio Basel wies Ende 2022 insgesamt 55 Kinderärztinnen und -ärzte aus, die in einer Praxis im Baselbiet tätig waren. Elf davon praktizierten in Liestal oder weiter oben im Kanton. Die Liste beinhaltete auch Rinaldi und eine frühere Praxispartnerin sowie den Bereich für Kinder- und Jugendmedizin in der Klinik Arlesheim, der inzwischen jedoch geschlossen ist. 25. Juli 2024
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