© Foto by Sarah Wyss
![]() Zwischen Baby-Betreuung und Budget-Debatte: Sarah Wyss' Pult im Nationalratssaal.
Mutterschaft und Politik: Neue Regelung stärkt die Rechte der Frauen – aber erhöht den DruckSeit dem 1. Juli ist die Änderung der Erwerbsordnung in Kraft. Die drei Parlamentarierinnen Sarah Wyss, Samira Marti und Anna-Tina Groelly gehen unterschiedlich damit um. Von Alessandra Paone Mutterglück und Politik – das war für Schweizer Parlamentarierinnen ohne Einschränkungen und finanzielle Einbussen bis vor Kurzem nicht möglich.
Milchfläschchen auf dem Nationalratspult
Sarah Wyss war eine der ersten Parlamentarierinnen, die von der neuen Regelung profitieren konnten. Die Basler SP-Nationalrätin hat im September ihr erstes Kind geboren und im Dezember an der Wintersession teilgenommen.
"Über mehrere Ecken erfahren": Sarah Wyss. © Foto: Pino Covino
Auf einem Foto, das die Politikerin in den Sozialen Medien postete (Hauptbild), war auf ihrem Pult ein halbleeres Milchfläschchen zu sehen. Während der Budgetdebatte kümmerte sich ihr Vater um das Baby. Immer wieder hielten aber auch Kolleginnen und Kollegen den Kleinen im Arm. Einmal sogar Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider – das Foto ging viral. Wyss: "Ich hatte das Glück, dass ich eine einfache Geburt hatte und mich schnell erholen konnte." Demnach dürfen Parlamentarierinnen während des Mutterschaftsurlaubs zwar an Ratssitzungen teilnehmen, aber – mit ganz wenigen Ausnahmen – nicht an Kommissionssitzungen. Wyss ist Präsidentin der einflussreichen Finanzkommission, der bei der Budgetdebatte eine besonders wichtige Rolle zukommt.
Für die Sommersession abgemeldet
Auch Samira Marti erwartet im April ihr erstes Kind. Die Baselbieter SP-Nationalrätin hat sich für die Sommersession abgemeldet und steigt nach der Sommerpause wieder ein.
Für Sommersession abgemeldet: Samira Marti. © Foto: Alessandra Paone
Marti präsidiert zusammen mit Samuel Bendahan die SP-Bundeshausfraktion. Während ihrer Abwesenheit wird der Waadtländer diese alleine führen. Die SP-Spitze hat Erfahrung mit Absenzen. Als Mattea Meyer 2021 ihr zweites Kind bekam, leitete Cédric Wermuth die Partei. Umgekehrt war Meyer während Wermuths zweimonatiger Auszeit Anfang 2024 alleinige Chefin. Groelly: "Ich nehme in Kauf, dass meine Stimme im Parlament fehlt." Doch wie frei können Parlamentarierinnen, die ein Kind bekommen, tatsächlich entscheiden? Anna-Tina Groelly glaubt, dass die Änderung der Erwerbsersatzordnung einen gewissen Druck aufsetzt. "Früher war klar: Im Mutterschutz ist man nicht im Parlament", sagt die Baselbieter Grünen-Landrätin. Mit der neuen Regelung sei man hingegen versucht, trotzdem an Sitzungen teilzunehmen.
"Nimmt den Frauen den Druck": Anna-Tina Groelly. © Foto: ZVG
Als Mutter zweier Mädchen weiss Groelly, dass die Anfangszeit mit einem Baby "sehr intensiv und vor allem nicht planbar ist". Es bleibe kaum Zeit, Traktanden zu studieren. Und eine "Hüeti" für das Baby zu organisieren, sei eine zusätzliche Belastung. Man darf das Kind nicht in den Landratssaal nehmen. "Ich habe deshalb beschlossen, es meiner Familie, aber auch mir zuliebe etwas ruhiger zu nehmen. Dafür nehme ich in Kauf, dass meine Stimme im Parlament fehlt."
Stellvertreter-Lösung im Landrat hängig
Im Kanton Baselland wird seit mehreren Jahren über eine Stellvertreter-Lösung für Landrätinnen und Landräte diskutiert, die für längere Zeit ausfallen. Das Geschäft ist im Parlament immer noch hängig. Zwei Varianten stehen zur Debatte: Bei der ersten würde befristet jemand nachrücken. Bei der zweiten bestimmt die abwesende Politikerin oder der abwesende Politiker eine Person aus dem Rat, die sie oder ihn vertritt. Mit dem doppelten Stimmrecht würde das stellvertretende Ratsmitglied zum "Super-Parlamentarier". 23. Januar 2025
![]() "Eine echte Wahl" Der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Genau diesem erhöhten Druck wollte ich mit meinen beiden Vorstössen (Teilnahme an den Rats- und Kommissionssitzungen während Mutterschaftsurlaub und gleichzeitige Stellvertreterlösung) zu meiner Zeit im Landrat begegnen. Jede Mutterschaft ist anders, und jede frisch gebackene Mutter sollte eine "echte" Wahl haben. Dass die Bundesregelung nun dies nicht ermöglicht, bedauere ich sehr. Regula Steinemann, Füllinsdorf |
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