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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
Das Schutt-Geschäft trug der Bürgergemeinde Liestal jährlich vier Millionen Franken ein.

Es muss nicht gleich von Mafia-Methoden die Rede sein

Die Betreiber der Liestaler Bauschutt-Deponie Höli verletzten mit ihrer eigennützigen Preispolitik jahrelang das Kartellgesetz – ein Kommentar.


Von Peter Knechtli


Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Busse der Wettbewerbskommission (Weko) in Höhe von einer Million Frankenn ist eine schallende Ohrfeige an die Deponie Höli Liestal AG und damit auch an die Bürgergemeinde des Baselbieter Kantonshauptortes. Die saftige Strafe hat Leitspruch-Charakter und sucht ihresgleichen in der Geschichte des Kantons.

Während zweier Jahre haben die Berner Wettbewerbshüter die Geschäftspraxis der Deponie-Betreiber untersucht. Die Höhe der Strafe lässt erkennen, dass die Behörde im Geschäftsgebaren rund um die Bauschutt-Lagerung oberhalb von Liestal mehr erkannte als nur ein Kavaliersdelikt.

Die Bürgergemeinde profitierte
von einem immensen Geldsegen.

Nun muss nicht gleich von Mafia-Methoden die Rede sein. Aber das Geschäftsmodell der Deponie auf dem Gelände der Bürgergemeinde beruhte systematisch auf einem maximalen Profit-Versprechen der Aktionärinnen: Das sind drei private Schutttransport-Unternehmen und die Liestaler Bürgergemeinde.

Sie schanzten sich seit der Inbetriebnahme im Jahr 2010 während elf Jahren Dumpingpreise zu. Diese lagen 40 Prozent unter dem Preis, die andere Unternehmen zu bezahlen hatten, wie die Weko nun festhält. Es kam auch vor, dass aussenstehende Unternehmen durch Höli-Aktionärinnen Transporte zu reduzierten Kondidtionen durchführten. Diese lagen aber immer noch über jenen der Betreiberfirmen.

Es sind unzulässige Methoden eines Geschäftszweigs, der nur eine beschränkte Anzahl an Lieferanten und Anbietern betrifft und der Öffentlichkeit ansonsten mehr oder weniger egal ist: Hauptsache, der "Dreck" ist weg.

Im Schatten des allgemeinen Desinteresses lief das Schutt-Geschäft auf der Deponie Höli für alle vier Aktionärinnen wie geschmiert: für die drei lokalen Transportfirmen "Surer Kipper Transport AG", "Ziegler AG" und "Wirz Immobilien und Beteiligungen AG" – aber insbesondere auch für die Bürgergemeinde als Mehrheits-Aktionärin. Das Dreck-Geschäft (im wahrsten Sinne des Wortes) trug ihr jedes Jahr vier Millionen Franken ein.

Es herrschte Kungelei, Kumpanei und das
Prinzip: Eine Hand wäscht die andere.

Es waren auch unprivilegierte Transport-Unternehmen, die zu diesem schönen Geldfluss beitrugen, wobei die drei privilegierten Firmen möglicherweise auch noch eine Dividende bezogen haben dürften. Die Höli genoss dabei einen Sonderstatus: Sie war, wie die Kommission errechnete, "mit Abstand die grösste Deponie des Typs B in der Region Basel".

Unter diesen Umständen verwundert auch nicht mehr, dass das bewilligte Deponievolumen von 3,2 Millionen Kubikmetern wie von Zauberhand geführt schon nach elf Jahren erreicht war. Angenommen war ein Zeitraum von 35 Jahren.

Schuld am Desaster sind alle vier Aktionärsgruppen, aber am stärksten trifft sie die Liestaler Bürgergemeinde als öffentliche Körperschaft und ihre damaligen Verantwortlichen. Sie müssen von den Profit-Aussichten derart geblendet worden sein, dass die Vorschriften über marktbeherrschende Stellungen im Kartellgesetz ihren Juristen entgangen sein müssen.

Es herrschte Kungelei, Kumpanei und das "Eine Hand wäscht die andere"-Prinzip. Das zeigt sich daran, dass der damalige Bürgergemeindepräsident René Steinle gleichzeitig Deponie-Präsident war. Er dürfte das aufziehende Ungemach gespürt haben, als er Ende August 2019 völlig unerwartet von seinen Ämtern als Bürgergemeinde-Präsident und Bürgerrat zurücktrat.

Der Kanton war Aufsichtsorgan,
schritt aber nie ein.

Zwar war es in der Tat die Bau- und Umweltschutzdirektion, die die Wettbewerbskommission eingeschaltet hat. Doch eine Mitschuld an der jahrelangen Gesetzesverletzung in der Höli kann ihr nicht ganz abgesprochen werden. Sie war, wenn man den Betreibern Glauben schenken möchte, als Aufsichtsorgan "über jede angelieferte Tonne und jeden verrechneten Franken informiert", ohne dass sie eingeschritten wäre.

Somit stellt sich die Frage, weshalb die kantonale Anzeige in Bern erst erfolgte, nachdem die Praxis ein Jahrzehnt ohne staatliche Intervention gängig war. In der Zeit von Juli 2011 bis Juli 2019 leitete die Freisinnige Sabine Pegoraro die Bau- und Umweltschutzdirektion.

Seither hat ihr Nachfolger, der Grüne Isaac Reber, das Zepter in der Hand – unter anderem mit dem Vorantreiben einer Baustoff-Kreislaufwirtschaft. Gut möglich, sogar wahrscheinlich, dass unter der neuen Ägide ein neuer Deponie-Wind weht im Kanton.

Das ist auch nötig. Denn in der Region existieren einige weitere, von Privaten betriebene Schutt-Deponien. Auf ihnen herrschen, wie die Höli-Betreiber wohl nicht zu Unrecht argwöhnen, ähnlich intransparente, vielleicht sogar willkürliche Regeln.

Wenn der Kanton und Isaac Reber nun durch eine strengere Aufsichts-Politik Licht und Ordnung ins diskrete Deponie-Geschäft bringen will, ist dies sehr zu begrüssen.

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29. August 2023

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"Nicht zu helfen"

Allen, die glauben, (hohe) Profite würden mit ehrlicher Arbeit erwirtschaftet, ist nicht zu helfen. Es scheint die Mehrheit zu sein: Denn sonst wäre die Politik eine grundlegend andere.


Ueli Keller, Allschwil




Drei ergänzende Punkte

Ihren Bericht und den Kommentar zum Weko-Entscheid habe ich mit Interesse und Vergnügen gelesen. 

Als ehemaliges Mitglied der Taskforce Deponie möchte ich gerne drei Punkte ergänzen:

1. Es war Rregierungsrätin Pegoraro, die sich des Themas angenommen hatte und die Taskforce in ihrem letzten Regierungsjahr ins Leben rief.

2. Es war dem Wechsel an der Spitze des Amtes für Umwelt (zu Yves Zimmermann) geschuldet, dass das Thema "Baustoff-Recycling" im Baselbiet endlich ernsthaft angepackt wurde.

3. Wesentlicher Promotor auf Verwaltungsseite war zudem der jetzt abgehalfterte Kantonsingenieur Sehu, der damals auch für den Betrieb der Deponie zuständig war und erstmals die Erhebung der Baumaterial-Ströme im Kanton in Angriff nahm.


Martin Kolb, Basel



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"Flaschfahrer"

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am 12. Oktober 2024
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das neue Verkehrsregime
im Iselin-Quartier
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Flasche am Steuer oder eine Flasche intus?

RückSpiegel

 

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Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

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Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

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Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.