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Förderklassen: Basel-Stadt entwickelt die Integrative Schule weiterDie Politik beschliesst, dass lernschwache Kinder wieder separat unterrichtet werden dürfen. Von Alessandra Paone Roland Stark sitzt allein auf der Zuschauertribüne des Basler Rathauses. Mit einem Notizblock in der Hand verfolgt er aufmerksam die Parlamentsdebatte zur Integrativen Schule.
Fürsprecher der Förderklassen: Roland Stark. © Foto by pkn., OR
Im Gegensatz zum früheren Gegenvorschlag des Erziehungsdepartements sieht die BKK-Lösung neben Lerninseln, Fördergruppen und Doppelbesetzung im Schulzimmer auch Förderklassen vor – allerdings nur für lernschwache und nicht für verhaltensauffällige Kinder. Sie überlässt es zudem den Schulen, ob sie Förderklassen einführen wollen.
Rückzug der Initiative wahrscheinlich
Stark freut sich über den eindeutigen Beschluss. Dass der Kommissionsvorschlag angenommen wurde, sei das Beste, was den Initiantinnen und Initianten hätte passieren können. Stark geht nun davon aus, dass die Initiative in den kommenden Tagen wie angekündigt zurückgezogen wird. Hierfür brauche es einen Mehrheitsentscheid des neunköpfigen Komitees. "Aber das sollten wir hinbekommen", sagt er.
Mit der Aufnahme der Förderklassen im Gesetz komme man der Hauptforderung der Initiative nach, sagt auch Atici. Weil aber die Problemfelder der Schulen unterschiedlich seien, brauche es individuelle Lösungen. Die Schulen sollen nicht komplett frei sein, sie müssen sich an Vorgaben halten.
Widerstand gegen Rückkehr zur Separation
Den Gegenvorschlag zur Förderklassen-Initiative arbeitete noch Aticis Vorgänger und aktueller Regierungspräsident Conradin Cramer aus. Der Liberale galt lange als Verfechter des aktuellen Systems und reagierte erst, als der Hilferuf der Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr zu überhören war und die Initiative auf dem Tisch lag.
Trotz des einstimmigen Entscheids gibt es aber auch Bedenken gegenüber der Rückkehr zu mehr Separation. Die Förderklassen-Initiative fordere ziemlich unverblümt die Wiedereinführung von Kleinklassen, sagt etwa Basta-Politikerin Heidi Mück. Sie spricht deshalb auch provokativ von der "Was stört, muss weg"-Initiative. Sie selbst stört indes, dass man immer versuche, die Kinder dem System anzupassen, sich aber scheue, das System zu hinterfragen. Immerhin habe die Initiative den Druck auf das Erziehungsdepartement erhöht und dieses zum Handeln gezwungen.
"Radikale Meinungsänderung"
Roland Stark zeigt sich irritiert ob Mücks Votum und sagt: "Das ist nichts für schwache Nerven." Als Heilpädagoge fühlt er sich persönlich angegriffen und wehrt sich vehement gegen den Vorwurf der Stigmatisierung. "Ich kann Ihnen eine ganze Reihe an Schülerinnen und Schüler mit Kleinklassen-Vergangenheit vorstellen, die nicht gelitten haben – im Gegenteil." 18. September 2024
"Wohin soll die Schule führen?" Greift die ganze Diskussion nicht zu kurz? Förderung in Förderklassen – wohin? Chancengleichheit – welche Chancen? Benachteiligung – wogegen? Peter Waldner, Basel "Unsägliche, starre Klassen" Nach dem einstimmigen Beschluss des Grossen Rates werden im Kanton Basel-Stadt sogenannte Förderklassen eingeführt. In diesen Klassen sollen lernschwache Kinder unterrichtet werden. Auf den ersten Blick tönt das alles recht vernünftig. Trotzdem bleiben nach Lektüre des Artikels Fragen offen: Wie lautet die Definition von lernschwach? Wer entscheidet, welche Kinder in Förderklassen unterrichtet werden? Wie sind die personellen Ressourcen dieser Klassen ausgestaltet? Thomas Zysset, Bolligen "Good-Practice-Beispiele" Was von Links über die Mitte bis nach Rechts als gescheitert kolportiert wird, konnte nie eine Integrative Schule werden: weil nicht möglich, wenn gleichmacherisch mit Rennbahnpädagogik in Jahrgangsklassen unterrichtet wird. Ueli Keller, Allschwil |
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