Werbung

© Foto by Jan Amsler, OnlineReports.ch
"Auch Neid muss man sich verdienen": Katja Christ.

Katja Christ – Alles ist eine Bühne

Sie ist die Chefin der Unterlisten, ihr Gesicht ziert Trams in der Stadt, und für einen Wahlauftritt fährt sie sogar nach Zunzgen. Die Basler GLP-Nationalrätin ist den anderen einen Schritt voraus.


Von Alessandra Paone und Jan Amsler


Wenn die Scheinwerfer angehen, gehört die Bühne ihr. Kein Zucken mehr, kein Zögern, let me entertain you. Katja Christ lebt für den Auftritt, für den grossen Moment – als Turniertänzerin, als Anwältin und als Politikerin. Der Gang immer aufrecht und stolz. 

"Ich bin eine gute Beobachterin. Ich weiss, dass mein Gesamtauftritt und die Farben meines Outfits bei einer Jury Wirkung erzielen", sagt sie.

Oder wie sie die Aufmerksamkeit der Wählerinnen und Wähler auf sich ziehen kann. Als vor den Sommerferien die nationalen Wahlen in den Köpfen der Menschen noch weit weg waren, zierte das Gesicht der Basler GLP-Nationalrätin bereits ein Tram und zwei Busse in der Stadt. Und als im Juli andere Parteien noch nicht einmal ihre Hauptlisten präsentiert hatten, kündigte Christ als Präsidentin der Basler Grünliberalen an, mit acht (!) Unterlisten antreten zu wollen.

 

Überraschung!

 

Damit hat es sich Christ mit ihren bürgerlichen Bündnispartnerinnen verscherzt, auch wenn sie die Unterlisten nun auf sechs reduziert hat. Nicht zum ersten Mal: Schon 2019 gab es eine Listenverbindung zwischen der GLP, der LDP, der FDP und der Mitte (damals CVP). Die Grünliberalen gingen aber zusätzlich eine Unterlistenverbindung mit der EVP und der BDP ein und ergatterten sich somit überraschend den Nationalratssitz. 

Christ wurde gewählt – mit nur 3800 Stimmen. Zum Vergleich: Das beste persönliche Resultat erzielte der Sozialdemokrat Beat Jans mit knapp 21'900 Stimmen. Wenig später schaffte es Christ, Parteikollegin Esther Keller in die Regierung zu bringen. Sie selbst war 2019 noch an Tanja Soland gescheitert.

Für die Bürgerlichen sind Christ und ihre GLP keine angenehmen Partnerinnen. Sie sind unberechenbar und schwer einzuordnen und reihen sich nicht einfach ein. Das hat mit der vergleichsweise bescheidenen Geschichte der Partei zu tun; es fehlen die historisch gewachsenen Traditionen, die altbewährten Seilschaften, die Erinnerungen daran, wie es früher war. In Basel wurden die Grünliberalen 2008 gegründet.

 

Spielregeln

 

"Auch Neid muss man sich verdienen", sagt Christ. Und es fällt ihr auch nicht schwer zu sagen: "Die Listenverbindung mit den Bürgerlichen ist ein Zweckbündnis." Die Parteien erhöhten so rechnerisch ihre Chancen, "bleiben aber im Wahlkampf grundsätzlich unabhängig". Sie schaut für sich. Christ ist Wettkämpferin, sucht den Leistungsvergleich. Innerhalb der Spielregeln ist alles erlaubt. 

Ab der kommenden Legislatur hat Basel–Stadt nur noch Anspruch auf vier statt fünf Nationalratssitze. Die SP könnte eines ihrer zwei Mandate verlieren, aber auch die GLP hat ihres nicht auf sicher.

Die Bürgerlichen würden es am liebsten sehen, wenn die FDP Christ verdrängen würde, wie LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein in der bz unmissverständlich sagte. Das Duell innerhalb der Listenverbindung heisst: Baschi Dürr gegen Katja Christ.

 

Klick!

 

Beide sind hoch strategische Köpfe, smart, leidenschaftlich, schlitzohrig. Doch auf der Bühne kommt er nicht so gut zurecht wie sie; er bleibt dort distanziert. Baschi Dürr fremdelt mit der einfachen Stimmbevölkerung und musste immer in den zweiten Wahlgang. 

Christ hingegen lässt keine Publicity ungenutzt. Sie reist sogar nach Zunzgen an die Gründungsversammlung der Parteisektion Oberbaselbiet – es könnte ja jemand mit einer Kamera dabei sein. "Wieder gewählt zu werden, ist auch eine Frage des Marketings."

 

Baschi Dürr gegen Katja Christ. © Screenshot Podium bz/Regionaljournal

 

Sie weiss, dass ihr Wahlresultat über die Zusammensetzung der künftigen Basler Bern-Delegation entscheidet. Und dass vieles auf der Kippe steht. Sagt aber: "Alles andere als Zuversicht ist jetzt nicht angebracht." Sie will keine Aussagen darüber machen, was sie im Fall einer Abwahl anstellen würde: "Ich setze alles auf diese Karte."

Den Koffer hat sie an diesem Montagmorgen Ende September dabei, in der anderen Hand die Laptop-Tasche, über den Schultern eine beige Lederhandtasche. Sie reisst ihr Gepäck energisch die Treppe zur Bar des Hotel Central hoch, ohne Rücksicht auf allfällige Schäden. Hilfe lehnt sie ab. Erst bei der Tür blickt sie erwartungsvoll hinüber: "Die kann ich jetzt aber nicht alleine öffnen."

Den Kaffee trinkt sie schwarz. Kein Gipfeli. Bald fährt der Zug nach Bern los; die letzte Sessionswoche steht an.

 

Katja Christ trinkt ihren Kaffee schwarz. © Foto by jam./OR

 

In den vergangenen drei Jahren hat Christ Bundesbern aufgesaugt: "Was ich rausnehmen kann, das nehme ich mir." Das Amt sei eine "Chance fürs Leben". Sie besucht möglichst viele Rahmenanlässe während der Sessionen, nutzt diese für Networking und Weiterbildung und vertritt bei Absenzen ihre Kolleginnen und Kollegen in den Kommissionen.

Unter der Woche bleibt sie in Bern, übernachtet in einer Jugendherberge. Eine Einladung, der berühmten Polit-WG der Jungpolitiker Mike Egger, Franziska Ryser und Andri Silberschmidt beizutreten, schlug Christ aus: "Auch wenn diese überparteiliche WG sehr gut zu mir gepasst hätte – ich hätte den Alters-Durchschnitt massiv erhöht." Nicht nur wegen ihrer 51 Altersjahre hätte sie nicht in die Wohnung gepasst, sondern auch wegen der Lebensumstände. Sie hat ihren beiden Kindern ein Generalabonnement geschenkt, damit sie sie in Bern jederzeit besuchen können. Da will man auch mal für sich sein.

 

Jury

 

Christ ist in Bern kein Schwergewicht. Ihr grösster Erfolg ist die Zustimmung der beiden Räte zur Legalisierung der Eizellenspende. Sie konnte auch ihre Forderung nach Alternativen zu den Tierversuchen durchsetzen. Zudem befeuert sie die Diskussionen um eine zukunftsgerichtete Medienförderung und setzt sich für bessere internationale Bahnverbindungen ein.

Wenig aussichtsreich ist ihr Vorstoss, den beiden Basel je einen zweiten Ständeratssitz zuzusichern. Aber Christ hält daran fest – und sich selber damit im Gespräch: "Ich scheue keine Diskussionen, auch nicht solche, die aussichtslos erscheinen oder als populistisch gelten, denn man kann nie wissen."

Es ist auch der kleinen Grösse der GLP-Fraktion geschuldet, dass sich die 16 Amtsträgerinnen und -träger thematisch breit aufstellen müssen und sich nicht auf ein Schwerpunktthema konzentrieren können. Aber Christ sagt auch: "Ich bin nunmal nicht eindimensional." Sie ist auch Anwältin, Mutter, Tänzerin.

Eine Unterlistenverbindung wie vor vier Jahren ist heute nicht mehr gestattet. 3800 Stimmen werden nicht mehr reichen. Christ hat frühzeitig reagiert und sich aufgedrängt, ihre Rolle im vierköpfigen Ensemble behalten zu können. Die Jury entscheidet am 22. Oktober.

1. Oktober 2023

Weiterführende Links:


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Jekami-Tombola"

Die Nationalratswahlen in Basel gelten als wahre Jekami-Tombola.


Willi Grollimund, Muttenz



Weitere aktuelle News

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Ob die Anlage insbesondere bei Südwind auch für Basel-Stadt problematisch sein kann, bleibt abzuklären."

Alt-SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner
als Vizepräsident des
Trinationalen
Atomschutzverbands
zu den Plänen in Fessenheim (F)
in der bz
vom 11. November 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Himmelsrichtungen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel








In einem Satz


Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.