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Melanie Nussbaumer: "Mit links"

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Mein Lieblingswort

Ich lasse die Katze direkt aus dem Sack. Mein neustes Lieblingswort lautet "Ambiguitätstoleranz". Es klingt wahnsinnig schön. Sprechen Sie es mal laut aus: Am - bi - gu - i - täts - toleranz. Ha! Sehr schön haben Sie das gesagt. Und falls Sie nicht mal die Lippen bewegt haben, dann ist das schade für Sie. Es hätte Ihr Leben sicher verschönert.

Lange stand "Guacamole" an erster Stelle meiner Lieblingswörter. Aber dazu eine Kolumne zu schreiben, ist zu anspruchsvoll. Deshalb habe ich Guacamole kurz auf den zweiten Platz geschubst. Ich hoffe, Sie verzeihen mir.

Und wenn Sie jetzt denken: Typisch akademisierte Linke mit ihren komplizierten Fremdwörtern – dann haben Sie recht. Ich bin wohl als Soziologin und 38-jährige Frau eine sehr typische Linke, das lässt sich nicht leugnen. Aber ich würde meinen, dass mein Habitus und meine Sprache nicht wirklich akademisch sind (oops, mit dem Wort "Habitus" habe ich mir wohl bereits selbst widersprochen). Ich habe mich auf jeden Fall innerlich nie der akademischen Welt zugehörig gefühlt – trotz langjährigen Studiums.

Mich hat das akademische Geklüngel und Gedünkel abgeschreckt.

Und damit kommen wir zum ersten Beispiel, was Ambiguitätstoleranz überhaupt bedeutet: Als ich noch in der Wissenschaft tätig war, fühlte ich mich immer hin- und hergerissen. Zum einen liebte ich es, stetig neues Wissen und Erkenntnisse zu erlangen. Zum anderen hat mich dieses akademische Geklüngel und Gedünkel abgeschreckt. Lange Zeit war ich unsicher, ob dies die Basis meiner beruflichen Tätigkeit sein sollte. Bis ich irgendwann merkte: Ich kann gleichzeitig abgeschreckt und zufrieden sein. In anderen Worten: Ich habe gelernt, die Uneindeutigkeit auszuhalten.

Krogerus und Tschäppeler (Das Magazin) definieren mein Lieblingswort so: "Das Aushalten mehrdeutiger Situationen nennt man Ambiguitätstoleranz: die Fähigkeit, den Zustand der Unklarheit zu ertragen, ohne sofort nach einer Lösung oder Antwort zu suchen."

Gerade in der Politik ist das eine grosse Herausforderung. Von Politiker:innen wird erwartet, dass sie klare Positionen beziehen und einfache Lösungen präsentieren. Aber die Welt ist selten so eindeutig. Oft gibt es auf eine Frage mehrere Antworten, die gleichzeitig richtig sein können. Genau hier hilft mir die Ambiguitätstoleranz: Indem ich die Mehrdeutigkeit anerkenne, nehme ich mir den Druck, immer eine perfekte Lösung finden zu müssen, und kann Entscheidungen mit mehr Gelassenheit treffen.

Das Konzept der Ambiguitätstoleranz kann aber nicht nur bei Entscheidungsprozessen hilfreich sein. Auch im Umgang mit gesellschaftlichen Uneindeutigkeiten erlebe ich es als unterstützend.

Buben dürfen heute zum Glück auch weinen.

Zum Beispiel finde ich auf die Frage, ob wir in der Gleichstellung der Geschlechter vorwärts gekommen sind, keine eindeutige Antwort. Wir erfahren täglich von massiver Männergewalt gegenüber Frauen. Nur schon der Fall Gisèle Pelicot zeigt deutlich, dass Männergewalt überall vorkommt – in allen sozialen Schichten und Generationen. Die Recherche des öffentlich-rechtlichen deutschen Youtube-Kanals STRG_F, die Telegram-Chats aufdeckte, in denen sich bis zu 70'000 Männer über Vergewaltigungsstrategien austauschen, macht das erschreckende Ausmass dieses Problems noch greifbarer. Gleichzeitig ist es positiv zu werten, dass wir aktuell als Gesellschaft so viel über sexualisierte Gewalt sprechen. Auch das Verständnis von Männlichkeit ist in Bewegung. Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, ist wohl für viele junge Männer heutzutage einfacher als für die Generation unserer Väter. Buben dürfen heute zum Glück auch weinen.

Sind wir jetzt also weiter oder nicht? Die Situation ist nicht eindeutig – und genau hier zeigt sich, wie wichtig Ambiguitätstoleranz ist. Es bedeutet, beides auszuhalten: Die positiven Entwicklungen zu sehen, ohne die Herausforderungen kleinzureden. Das trägt dazu bei, die Motivation zu bewahren, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Diese Haltung lässt es auch zu, sich an Schönem zu erfreuen – etwa an Wörtern wie Guacamole.

13. Januar 2025
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Melanie Nussbaumer, geboren 1986, ist promovierte Soziologin. Sie politisiert seit 2021 für die Sozialdemokratische Partei (SP) im Grossen Rat von Basel-Stadt und wohnt mit ihrer Familie (zwei Kinder im Primarschulalter) im Gellert. Nussbaumer ist Geschäftsleiterin bei IG Wohnen und engagiert sich im Stiftungsrat des Frauenhauses beider Basel. Sie ist Musikliebhaberin und tanzt gerne. © Foto zvg

nussbaumermelanie@gmail.com

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Melanie Nussbaumer

Mein Lieblingswort
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"Es gibt noch jemanden, den Trump mehr auf dem Kicker hat als die Europäer – und das ist China."

bz
am 23. Januar 2025
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Seit wann interessiert sich Trump für Fussball?

RückSpiegel

 

BaZ, bz und Happy Radio zitieren die OnlineReports-Recherche über den krankheitsbedingten Ausfall des Baselbieter Mitte-Präsidenten.

Die bz zieht die OnlineReports-Recherche über die finanziellen Probleme der Mitte Baselland nach.

Das SRF-Regionaljournal Basel und die bz greifen die OnlineReports-Recherche zum Helene-Bossert-Buch auf.

BaZ, bz und Baseljetzt nehmen den OnlineReports-Artikel über den Rückzug von Pick-e-Bike aus dem Laufental auf.

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.
 

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Der 27-jährige Lukas Loss, ausgebildeter Pianist und Gründer des Interfinity-Musikfestivals in Basel, gewinnt den Jugendpreis des Sperber-Kollegiums 2025.

Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.