Mein LieblingswortIch lasse die Katze direkt aus dem Sack. Mein neustes Lieblingswort lautet "Ambiguitätstoleranz". Es klingt wahnsinnig schön. Sprechen Sie es mal laut aus: Am - bi - gu - i - täts - toleranz. Ha! Sehr schön haben Sie das gesagt. Und falls Sie nicht mal die Lippen bewegt haben, dann ist das schade für Sie. Es hätte Ihr Leben sicher verschönert. Mich hat das akademische Geklüngel und Gedünkel abgeschreckt. Und damit kommen wir zum ersten Beispiel, was Ambiguitätstoleranz überhaupt bedeutet: Als ich noch in der Wissenschaft tätig war, fühlte ich mich immer hin- und hergerissen. Zum einen liebte ich es, stetig neues Wissen und Erkenntnisse zu erlangen. Zum anderen hat mich dieses akademische Geklüngel und Gedünkel abgeschreckt. Lange Zeit war ich unsicher, ob dies die Basis meiner beruflichen Tätigkeit sein sollte. Bis ich irgendwann merkte: Ich kann gleichzeitig abgeschreckt und zufrieden sein. In anderen Worten: Ich habe gelernt, die Uneindeutigkeit auszuhalten. Buben dürfen heute zum Glück auch weinen. Zum Beispiel finde ich auf die Frage, ob wir in der Gleichstellung der Geschlechter vorwärts gekommen sind, keine eindeutige Antwort. Wir erfahren täglich von massiver Männergewalt gegenüber Frauen. Nur schon der Fall Gisèle Pelicot zeigt deutlich, dass Männergewalt überall vorkommt – in allen sozialen Schichten und Generationen. Die Recherche des öffentlich-rechtlichen deutschen Youtube-Kanals STRG_F, die Telegram-Chats aufdeckte, in denen sich bis zu 70'000 Männer über Vergewaltigungsstrategien austauschen, macht das erschreckende Ausmass dieses Problems noch greifbarer. Gleichzeitig ist es positiv zu werten, dass wir aktuell als Gesellschaft so viel über sexualisierte Gewalt sprechen. Auch das Verständnis von Männlichkeit ist in Bewegung. Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, ist wohl für viele junge Männer heutzutage einfacher als für die Generation unserer Väter. Buben dürfen heute zum Glück auch weinen. 13. Januar 2025
|
www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.
Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.