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Melanie Nussbaumer: "Mit links"

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Soziale Mehrheiten nur dank Ausreisser

Politik macht mir Spass. Als extrovertierte Person schätze ich den Austausch mit Menschen, die unterschiedliche Hintergründe haben – sei es in der Partei, im Parlament oder mit der Zivilgesellschaft. Dabei treibt mich die Vision einer gerechteren Gesellschaft an, verbunden mit der Überzeugung, dass auch kleine Schritte in die richtige Richtung wertvoll sind.

Politik macht mir auch Freude, weil ich leidenschaftlich gerne diskutiere und um das beste Argument ringe. So habe ich mir die politische Arbeit im Parlament vorgestellt, als ich vor vier Jahren in den Grossen Rat gewählt wurde.

Doch merkte ich bald, dass diese Vorstellung nicht immer der Realität entspricht. Besonders in der Sozialpolitik stosse ich regelmässig an meine Frustrationsgrenzen – nicht, weil ich mit meinen Argumenten nicht immer "gewinne", sondern weil ich oft spüre, dass sich die andere Seite gar nicht erst mit dem Thema befassen möchte. Viele bürgerliche Vertreter:innen zeigen wenig Interesse daran, wie es Menschen geht, die nicht so viel haben, oder wie Armut entsteht. Noch weniger wollen sie sich mit den Details unseres komplexen Sozialsystems beschäftigen. Dieses Desinteresse verunmöglicht eine gute politische Debatte. 

Natürlich gibt es auch im bürgerlichen Lager Ausnahmen.

Stattdessen bringen sie fast reflexartig die Eigenverantwortung ins Spiel, wenn es um sozialstaatliche Lösungen geht. Man sei doch selbst verantwortlich für die eigene Situation, heisst es dann. Dabei blenden sie komplett aus, dass es oft Schicksalsschläge wie Krankheit, Unfall, Trennungen oder Arbeitslosigkeit sind, die Menschen in die Armutsspirale ziehen. Ich bezweifle, dass diese Volksvertreter:innen einer Working-Poor-Familie ins Gesicht sagen würden, sie müsse einfach mehr Verantwortung übernehmen. Das wäre nicht nur zynisch, es würde auch die Kluft zwischen solchen Parolen und der Realität armutsbetroffener Familien entlarven. 

Doch solange "Eigenverantwortung" als Argument herangezogen wird, können bürgerliche Kreise den Mythos aufrechterhalten, dass Wohlstand stets das Ergebnis harter Arbeit sei – und nicht auch das eines Startvorteils oder von Privilegien.

Natürlich gibt es auch im bürgerlichen Lager Ausnahmen. Ich bin dankbar, dass Grossrät:innen aus Mitte-Parteien immer wieder den Mut haben, ein soziales Anliegen zu unterstützen und sich damit über die Fraktionslinie hinwegzusetzen. So haben wir im Grossen Rat vor einem Monat den Regierungsrat beauftragt, ein Gesetz für Familien-Ergänzungsleistungen (Motion Bolliger und Konsorten) auszuarbeiten.

Solche Ergänzungsleistungen bestehen bereits in anderen Kantonen, und sie gelten als eines der effektivsten Instrumente gegen Kinderarmut. Diese Mehrheit kam nur zustande, weil einzelne Vertreter:innen aus Mitte-Parteien wie GLP, Mitte und EVP den Vorstoss unterstützt haben. Ohne solche "Ausreisser" gibt es in Basel-Stadt keine soziale Mehrheit – auch wenn Rechtspopulisten das anders darstellen.

Beratungsstellen helfen wenig, wenn es ab Mitte Monat kaum noch für Pasta und Reis reicht.

Natürlich steht Basel-Stadt in der Sozialpolitik besser da als Kantone mit noch grösseren bürgerlichen Mehrheiten. Das breite gemeinnützige Beratungsangebot – das sogenannte "soziale Basel" – ist ein wertvolles Merkmal unserer Stadt. Doch es täuscht oft darüber hinweg, dass das sozialstaatliche Netz trotzdem Löcher aufweist. Beratungsstellen helfen wenig, wenn es ab Mitte Monat kaum noch für Pasta und Reis reicht. 

Basel-Stadt hat eine der höchsten Sozialhilfequoten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Knapp jedes zehnte Kind lebt in einer Familie, die Sozialhilfe erhält. Hinzu kommen jene Familien, die Anspruch hätten, aber keine Hilfe beziehen – sei es aus Scham oder aus Angst vor migrationsrechtlichen Konsequenzen. Diese Familien leben unter dem Existenzminimum.

Dass in einer derart wohlhabenden Stadt wie Basel so viele Kinder in Armut aufwachsen, kann ich nicht akzeptieren – trotz der parlamentarischen Frustrationen, die diese Realität mit sich bringt.
Mein Fazit nach meiner ersten Legislatur lautet also: Für eine gerechtere Gesellschaft braucht es nicht nur gute Debatten und Argumente, sondern auch Mut und Beharrlichkeit. Und natürlich gutes Teamwork.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und lasse Sie mit diesen Zeilen aus einem Lied zurück, das mich durch meine Kindheit begleitet hat und auch heute noch in den Schulzimmern meiner Kinder gesungen wird:

"Was isch das für e Nacht, het uns der Heiland brocht. Und uss den arme Mensche ryychi gmacht." (Zeller Weihnacht, Übersetzung ins Baseldeutsch von OnlineReports.)

(Oder für alle Atheist:innen unter uns der passende Satz unserer Bundesverfassung: „Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.")

16. Dezember 2024
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Melanie Nussbaumer, geboren 1986, ist promovierte Soziologin. Sie politisiert seit 2021 für die Sozialdemokratische Partei (SP) im Grossen Rat von Basel-Stadt und wohnt mit ihrer Familie (zwei Kinder im Primarschulalter) im Gellert. Nussbaumer ist Geschäftsleiterin bei IG Wohnen und engagiert sich im Stiftungsrat des Frauenhauses beider Basel. Sie ist Musikliebhaberin und tanzt gerne. © Foto zvg

nussbaumermelanie@gmail.com

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Gruppendruck und Gruppendynamik"

In diesem Artikel kann ich jedes Wort unterschreiben. Hat denn die Mehrheit der Rechtsbürgerlichen nie finanzielle Sorgen? Offenbar nicht, sonst würden sie sich stärker einsetzen. Oder sind die einfach in einem Ballon gefangen, von dem andere Meinungen ausgeschlossen werden? Und wenn es jemand tut, müssen Ausgrenzungen in Kauf genommen werden. Gruppendruck und Gruppendynamik wird dies genannt.


Ruedi Basler, Liestal


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Melanie Nussbaumer

Mein Lieblingswort
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"Es gibt noch jemanden, den Trump mehr auf dem Kicker hat als die Europäer – und das ist China."

bz
am 23. Januar 2025
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Seit wann interessiert sich Trump für Fussball?

RückSpiegel

 

BaZ, bz und Happy Radio zitieren die OnlineReports-Recherche über den krankheitsbedingten Ausfall des Baselbieter Mitte-Präsidenten.

Die bz zieht die OnlineReports-Recherche über die finanziellen Probleme der Mitte Baselland nach.

Das SRF-Regionaljournal Basel und die bz greifen die OnlineReports-Recherche zum Helene-Bossert-Buch auf.

BaZ, bz und Baseljetzt nehmen den OnlineReports-Artikel über den Rückzug von Pick-e-Bike aus dem Laufental auf.

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.
 

Weitere RückSpiegel






In einem Satz


Der 27-jährige Lukas Loss, ausgebildeter Pianist und Gründer des Interfinity-Musikfestivals in Basel, gewinnt den Jugendpreis des Sperber-Kollegiums 2025.

Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.