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Meine Angst vor dem alten MannIch verbringe gerade meine ersten Semesterferien. Es sind die langweiligsten meiner ganzen Studi-Zeit und bleiben das hoffentlich auch. Aber das ist ganz okay. Die Alternative wäre ein Zivi-Einsatz auf der Corona-Station des Universitätsspitals. Wirklich: Mit eventuellem Nachtdienst und "bei Bedarf auch bei der Ausscheidung". Als das Pflichtenheft zum Noteinsatz mir wie allen anderen Zivis der Region zugeschickt wurde, habe ich kurz gezögert – und die Mail dann gelöscht. Auf den regulären jährlichen Dienst obendrauf ist mir das zu heftig. Stattdessen vertreibe ich mir die Tage mit Skirennen. Ganz ungefährlich im Fernsehen, ohne eine Belastung für die Spitäler zu werden. Wenn ich schon nicht dort arbeiten will. Skirennen sind super. "So krass wie beim Herrn Schweizer Und dass diese Woche die Alpine Skiweltmeisterschaft 2021 beginnt, ist noch besser. Gerade auch, weil sie mir nicht so wichtig ist, dass ich nicht nebenbei am Handy rumscrollen könnte. Ungesunder Medienkonsum, ich weiss. Ich sitze dann den halben Vormittag vor dem Laptop – einen Fernseher haben wir nicht – und bin nach dem Rennen zufrieden. Ganz egal, ob das Schweizer Team erfolgreich ist oder nicht. Die Sprüche in der WG, was für eine "Bünzli"-Aktivität das sei, fallen natürlich trotzdem und das ist auch berechtigt. Ich sorge mich ein wenig, dass ich vor lauter Skirennen zum alten Mann mutiere. Jener Typ Mann, der zwischen dem ersten und dem zweiten Lauf auf der "SRF"-Seite unter dem Pseudonym "A. Schweizer, Hinter-ober-Zülliken" Kommentare hinterlässt, deretwegen unter sämtlichen Beiträgen zu brisanten Themen die Kommentarfunktion deaktiviert werden muss. Nachdem ich von meiner Sorge erzählt habe (bereits ein alter Mann zu werden), meint die WG, ich sei auf dem besten Weg dahin. Mal sehen, wie sich das bis nach der WM entwickelt. So krass wie beim Herrn Schweizer wird es bei mir hoffentlich nicht. Auch nicht bei vielen Vätern und Grossvätern rundum: Wenn das "Alter Mann"-Sein sich darauf beschränkt, Skirennen zu schauen und ab und zu halbwegs lustige, auf "Facebook" entdeckte Videos im Familienchat zu teilen, ist das für mich in Ordnung. In einem Punkt stimme ich der WG zu. Skirennen sollten eher das Vormittags-Programm eines Rentners sein als das eines Studis – in besseren Zeiten zumindest. Bis dahin verwende ich die Ausrede, dass es ja sonst nicht viel Anderes zu tun gebe. Sie gefällt mir sehr gut, diese Ausrede. 8. Februar 2021
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