Diskriminierung in Sozialen Medien: Beispiel Sanija Ameti
Wenn ich am Montagmorgen die wöchentliche Benachrichtigung über meine Bildschirmzeit der vergangenen sieben Tage erhalte, zucke ich jedes Mal zusammen. Locker vier Stunden am Tag verbringe ich am Smartphone. Laut Bericht fällt die Hälfte meiner Aktivität in die Kategorie "Produktivität und Finanzen", aber das beruhigt mich nicht. Weil ich weit davon entfernt bin, Trading-Apps zu verwenden, zeugt das nur davon, dass die Arbeit nach Feierabend selten wirklich vorbei ist.
Besorgniserregend sind die Stunden an Bildschirmzeit, die mein Smartphone unter "Soziale Netze und Unterhaltung" verortet, zumindest wenn man dem Diskurs um die Gen-Z und ihren suchthaften Social-Media-Konsum folgt. Das sind auch bei mir erschreckende volle zwei Stunden täglich. Und ich habe nicht einmal TikTok.
In meinem Umfeld versuchen viele immer wieder, ihre Bildschirmzeit zu reduzieren. Wer Instagram und Co. nicht ganz löschen will, hat eine andere Möglichkeit: Das Gerät schlägt eine automatische fünfzehnminütige Tages-Limite pro App vor. Doch aus eigener Erfahrung wird die Limite ähnlich der Snooze-Taste bei Weckern schnell weggedrückt und damit die Insta-Zeit – ausnahmsweise – verlängert.
Es ist zynisch, wie sich solche Unternehmen als Unterstützer für einen gemässigten Umgang mit Sozialen Medien inszenieren.
Es wäre auch zu gutgläubig, beim Thema Bildschirmzeit ausgerechnet auf Apple oder Meta zu setzen. Diese profitieren schliesslich von unserer Bildschirmzeit, da wir dann mehr Daten produzieren, die verkauft werden können. Es ist fast schon zynisch, wie solche Unternehmen sich mit Funktionen wie den täglichen Zeitlimits als Unterstützer für einen gemässigten Umgang mit Sozialen Medien inszenieren.
Früher reichte es bei mir noch, bei zu viel Fernsehen vor viereckigen Augen zu warnen. Heute wird aus Angst vor einer abgestumpften "Generation TikTok" zunehmend dafür plädiert, schon von Kindesalter an zu sensibilisieren und die Bildschirmzeit möglichst kurz zu halten.
Als Bücherkind, das lange kein Gerät besass, merke ich rückblickend aber, wie in dieser Debatte oft ausgeblendet wird, dass es Mittelschichts-Eltern der Distinktion dient, ihre Kinder fast bildschirmfrei aufwachsen zu lassen. Die Eltern, die sich die Zeit leisten können, ihren Kindern stattdessen vorzulesen, grenzen sich abwertend von jenen ab, die ihre Kinder mit dem iPad ruhigstellen.
Das Beispiel Sanija Ameti zeigt: In Sozialen Medien wirken Diskriminierung und Privilegien wie in der echten Welt.
Neben der Dauer der Bildschirmzeit stellt sich immer auch die Frage, was am Bildschirm genau getan wird: Stichwort Social-Media-Kompetenz. Ich bin mir sicher, dass die Jesus-Story von Sanija Ameti aus der vergangenen Woche zukünftig Jugendlichen gegenüber als abschreckendes Beispiel verwendet wird, welche Konsequenzen ein Post haben kann.
Das meiner Meinung nach grösste Problem von Social Media wird dabei aber untergehen. Wie das Beispiel Ameti und die rassistischen und sexistischen Anfeindungen, die sie jetzt erfährt, aufzeigen: In Sozialen Medien wirken Diskriminierungen und umgekehrt auch Privilegien genau wie in der echten Welt. Oder äussern sich sogar in zugespitzter Form.
Immerhin wird inzwischen in oft geteilten Social-Media-Posts (wo denn sonst!) benannt, wer es sich aufgrund von Privilegien erlauben kann, Fehler zu begehen. Die Antwort ist natürlich: weisse Männer. In diesem Sinne wäre die aktuelle Situation Anlass genug, über weitaus gravierendere Verfehlungen von Männern zu sprechen und darüber zu reflektieren, wieso diese einen nicht annähernd so grossen öffentlichen Aufschrei auslösten.
16. September 2024
"Viel zu wichtig"
Herr Troxler fragt: "Warum wird OnlineReports nicht boykottiert, solange Kaufmann unter diesem Label sein Unwesen treibt?"
Meine Antwort darauf: OnlineReports ist VIEL zu wichtig für mich, als dass ich es boykottieren könnte. Meine Lösung für das "Kaufmann-Problem": Ich lese die Kolumnen nicht mehr! Diesmal habe ich die Kolumne gelesen, nachdem ich den Leserbrief von Herrn Troxler gelesen hatte. (Seine Gedanken zur Kolumne sind auch die meinen.)
Fazit: Herr Kaufmann ist nicht so wichtig, als dass man seinetwegen OnlineReports boykottieren sollte.
Rosemarie Mächler, Aesch
"Wer wird diskriminiert?"
Was Max Kaufmann in Sachen Sanija Ameti ausführt, lässt sich leider nicht eindeutig zuordnen: Wer wird diskriminiert?
Dass Kaufmann derart schleierhaft formuliert und insbesondere die Tatsache unerwähnt lässt, dass Madame Ameti – Gemeinderätin und "Operation Libero"-Chefin – mit einer Schusswaffe ein Maria- und Jesus-Bild durchlöcherte, und dann die Reaktionen auf eine solch scheussliche Tat als rassistische und sexuelle Anfeindungen bezeichnet, demnach Frau Ameti als ein Diskriminierungs-Opfer "beweint", ist bei allem Respekt gegenüber lockerem Journalismus schlicht unerträglich!
Kaufmann entpuppt sich fortgesetzt als pubertärer Kolumnist mit demagogischer Tendenz.
Warum wird OnlineReports nicht boykottiert, solange Kaufmann unter diesem Label sein Unwesen treibt?
Dieter M. Troxler, Rünenberg