![]() Mitten in der Pandemie: fertig Teenie"Letzter Tag als Teenager :-)", schreibt mir meine Mutter per Whatsapp. Es ist der Tag vor meinem zwanzigsten Geburtstag. Vor mir habe ich meine letzten Stunden als Teenie. Die will ich noch geniessen. Danach ist fertig lustig.
Die Nachricht meiner Mutter ist lieb gemeint. Ich gebe auch mein Bestes, "von meinen Liebsten umgeben trotz allem einen schönen Tag zu haben", wie es in verschiedenen Gratulationsnachrichten am Tag darauf heisst. Als ich die Nachricht von meiner Mutter lese, bleibt aber erstmal keine Zeit dazu. Ich sitze zwar noch im Pyjama am Tisch, die erste Vorlesung hat aber schon begonnen.
Ganz ehrlich: Das Teenager-Sein ist überbewertet, vor allem in der aktuellen Situation. Ob ich jetzt dreissig bin und meinen Bürojob von zu Hause aus erledige oder am Wohnzimmertisch mit vertonten Power-Point-Präsentationen soziologische Klassiker zu verstehen versuche, macht keinen Unterschied. "Es ist keine gute Zeit – auch nicht, Von manchen Jugendlichen höre ich, dass sie sogar gerade lieber Mitte dreissig und "im Leben angekommen" wären. Normalerweise wäre das eine schreckliche Vorstellung. Aber in der aktuellen Situation sehnen sich manche fast danach, schon in einem Alter zu sein, das vielleicht langweilig ist. Wenn dafür nur die Angst, etwas zu verpassen, langsam nachlässt.
Meinen letzten Teenager-Tag verbringe ich unspektakulär. Ich bin sogar produktiv. Würde an der täglichen Bildschirmzeit bemessen, wie erwachsen man ist, dann wäre ich in den letzten Monaten nicht nur auf zwanzig, sondern auf fünfzig gealtert. Die beträgt im Moment gut mal zehn Stunden am Tag – bereits wegen den Apps und Seiten, die meinem MacBook produktiv genug sind, dass sie in die Kategorie "Produktives und Finanzen" eingeordnet werden.
Ich möchte mich hier nicht beklagen, während ich in der warmen Stube sitze und (mehr oder weniger) spannende Dinge lernen kann. Klar ist aber: Es ist keine gute Zeit – auch nicht, um jugendlich zu sein.
Noch am gleichen Tag erfahre ich über Social Media von einer gemeinsamen Aktion aller Basler Jungparteien. Mit einem offenen Brief machen sie auf die in der Pandemie belastete psychische Gesundheit von Jugendlichen aufmerksam, das "Junge Grüne Bündnis" verteilt aus Papier gefaltete Vergissmeinnicht-Blüten vor dem ausgelagerten Grossrats-Saal. Meine Laune ist endgültig im Keller.
Tags darauf am Geburtstag kommt trotzdem ein wenig Feierlaune auf. Bei nass-kaltem Wetter trifft man sich im Park – viel mehr bleibt nicht übrig. In Allschwil oder Oberwil hätten wir immerhin Feuer machen können, meine ich. Der Vorschlag stösst aber auf Ablehnung: Wir sind doch nicht in die Stadt gezogen, um wieder im Wald zu sitzen, kommt als Antwort zurück. 22. März 2021
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