Kulturschock Oberbaselbiet
Einer der ersten Texte, den ich auf einer Poetry-Slam-Bühne vortrug, handelte vom Besuch eines Schwingfests. Aus der Perspektive eines Stadt-Teenies, das von den Eltern aufs Land an dieses urchige Spektakel mitgeschleppt wurde, schilderte ich teils amüsiert, aber vor allem entsetzt, wie ich das Schwingfest erlebte.
An einem Schwingfest war ich seither nie mehr, dennoch hatte ich vor zwei Wochen ein ähnliches "Land-Erlebnis". Dieses Mal aber im guten Sinne.
Gemeinsam mit einer Freundin besuchte ich das AM-Jam-Festival im Waldenburgertal. Wie wir auf diese Idee kamen? Mimiks und LCone, zwei Luzerner Rapper mit viel Fäkalhumor in ihren Texten, spielten endlich einmal in Basel, meinte meine Freundin ein paar Wochen zuvor.
Wir entlarvten uns komplett als Stadtkinder.
Als uns bewusst wurde, dass das Ganze beim "Öpfelhüsli" in Hölstein stattfindet, und wie weit der Weg dorthin ist, hatten wir die Tickets bereits gekauft.
Im Oberbaselbiet entlarvten wir uns komplett als Stadtkinder. Zum ersten Mal überhaupt fuhr ich mit dem "Waldenburgerli" – respektive mit dem Tram, das es ersetzte. Kommentar der Freundin: "Schmöckt wie neu."
Als wir das Bezahlsystem an der Bar mit Wertkarten zum Abstreichen nicht auf Anhieb verstanden – wir hatten sowas noch nie gesehen –, ernteten wir ungläubige Blicke. Das sei doch auf jeder Bauernparty so.
Insgesamt wurden aber auch wir Städter*innen freundlich empfangen. Nur als wir an der Bar nach Prosecco fragten, wurden die Blicke ein einziges Mal an diesem Abend ein wenig feindselig.
Zumindest wenn es ums Essen geht, lebt die kulturelle Vielfalt auch im Oberbaselbiet.
Wir fanden sogar etwas Vegetarisches zum Znacht. Zwischen Wurst- und Pommes-Ständen gab es den obligaten thailändischen Essensstand, der an keinem Fest fehlt. Zumindest wenn es ums Essen geht, lebt die kulturelle Vielfalt auch im Oberbaselbiet.
Das Publikum an den Konzerten war ein anderes als in der Stadt. Weniger gestylt, dafür bekiffter und betrunkener. Als wir im Moshpit ein Handy verloren, kommandierte einer neben uns seine Jungs dazu ab, bei laufendem Konzert danach zu suchen – bekifft und betrunken hin oder her. Und sie fanden es. Hilfsbereit sind sie im Oberbaselbiet.
Nach dem Festival war ich dann aber froh, wieder in der Stadt zu sein. Im Gegensatz zum Schwingfest damals, das ich im Slam-Text verarbeiten musste, kehrte ich jedoch mit einem guten Gefühl aus dem Waldenburgertal nach Hause zurück.
In Basel gibt es genug Leute, die verächtlich über den Landkanton reden. Umgekehrt geschieht dies bestimmt auch. Vielleicht wurden wir an diesem Abend ab und zu für unsere städtische Unwissenheit darüber, wie man auf dem Land "feschtet", ausgelacht. Dafür schmunzelten wir ein wenig über die Bartische, die mit Heuballen-Folie umwickelt waren.
Es stiessen zwar verschiedene Welten aufeinander, der Spass blieb aber stets im Vordergrund. Und anders als sonst im Alltag kam kurz das Gefühl auf, dass uns vielleicht doch nicht so viel trennt, wie wir immer denken.
21. August 2023
"Stadtjugend als Mass aller Dinge"
Ich kann diesem "Pubertier" je länger, desto weniger etwas abgewinnen. Bis vor Kurzem hat er sich noch als ewig unverstandener und deshalb leidender Junge profiliert, wobei er kräftig das Klischee der bösen Alten pflegte. Motto: Wir Jungen werden unterdrückt, huhuhuuu! Und nun ist er bei einer latenten Arroganz gelandet. Die Stadtjugend als Mass aller Dinge. Alles andere ist halt daneben. Das schildert er "amüsiert", aber vor allem "entsetzt". Dafür an der Bauernbar nach Prosecco fragen – und sich wundern, wenn sich andere Leute wundern. Schliesslich ein gönnerhaftes Lob: Sogar "etwas Vegetarisches" gabs bei diesen Bauern. Bravo! Ein Lob vom Jungchen aus der Stadt. Vielleicht wärs einfach an der Zeit, einen Schlusspunkt zu setzen.
Andres Egger, Basel
"Leise Arroganz"
Vor Jahren war ich Fan der Kolumnen von Max Kaufmann – jetzt zunehmend nicht mehr. Mich stört die leise Arroganz, die oft aufscheint in seinen Beiträgen. Dieter Troxler nennt es "publizistische Selbstbefriedigung", und ich füge "immer grösser werdender Selbstdarsteller" hinzu.
Rosemarie Mächler, Aesch
"Unnötig bissig und spöttisch"
Völlig unnötig bissiger und spöttischer Kommentar des Max Kaufmann, der zu Kauf Maxmann pubertieren wollte. Ich kann jedenfalls auf dessen Kolumnen verzichten; sie bringen – ausser publizistische Selbstbefriedigung – nichts.
Dieter Troxler, Rünenberg