Werbung

Marc Schinzel: "Schinzel Pommes"

[ 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | (...) | 17 ] >>

Keine direkte Demokratie ohne Vertrauen der Bevölkerung

St. Gallen, Sonntag vor einer Woche: Bei den Wahlen ins Stadtparlament wähnte sich die FDP als grosse Siegerin. Bei einer Gesamtzahl von 63 Sitzen meldeten die Wahlbehörden gleich vier Sitzgewinne. Der freisinnige Jubel war riesig. Trendwende, und das auf dem schwierigen städtischen Pflaster? 

Der liberale Höhenflug dauerte keine 24 Stunden. Dann musste die Stadt einen groben Erfassungsfehler einräumen. Den Freisinnigen waren 2507 unveränderte Listen zugeschrieben worden – in Wirklichkeit waren es nur 1170. Rund 80'000 vermeintliche Stimmen lösten sich in Luft auf. Die FDP der Stadt St. Gallen landete hart in der Realität. Statt vier Sitzgewinnen resultierte ein Sitzverlust.

Innerhalb nur eines Jahres schnitzerten verschiedene Behörden schwer. Bei den nationalen Wahlen im Herbst 2023 verrechnete sich das Bundesamt für Statistik und meldete, dass die Mitte die FDP prozentual überrundet habe. Für künftige Bundesratswahlen ist die Parteistärke ein wichtiger Faktor.

Im Juni 2024 musste der Kanton Zug die Abstimmung über eine Transparenz-Initiative für ungültig erklären, weil auch ungültige Abstimmungszettel mitgezählt wurden, die sich später nicht mehr identifizieren liessen. 

Verlegt? Aus Versehen weggeworfen? Gestohlen? 

Besonders krass ist ein Vorfall in der Stadt Bern. Die dortige Stadtkanzlei teilte vor Kurzem mit, dass 1600 beglaubigte Unterschriften einer Volksinitiative zur Einführung eines Mindestlohnes nicht mehr auffindbar seien. Die Unterschriften waren nachweislich per Post eingegangen. Ein knappes Drittel von 5000 für städtische Volksinitiativen erforderlichen Unterschriften im Nirvana verschollen. Verlegt? Aus Versehen weggeworfen? Gestohlen? Von einer kriminellen Person vorsätzlich vernichtet? Die Stadtberner Behörden sind ratlos. Sie verlängerten in der Folge die Sammelfrist. Den Schwarzen Peter haben die Initiantinnen und Initianten. Sie sind nun gezwungen, weiter zu sammeln.

Beunruhigend sind auch im Herbst bekannt gewordene Fälle von Wahlfälschungen. Organisationen, die für Geld Unterschriften sammeln, haben diese mutmasslich begangen. Ihre Leute sollen Namen und Adressen von anderen Initiativbogen abgeschrieben und die Unterschriften gefälscht haben. Offenbar wurden sogar Initiativkomitees gedrängt, ohne Auftrag gesammelte Unterschriften zu kaufen.

Die zuständigen Behörden haben das erforderliche Mass an Sorgfalt sträflich vernachlässigt. 

Die genannten Fälle sind mehr als simple Pannen, die passieren können, weil Menschen nun einmal Fehler machen. Sie sind schlicht stossend. Im hochsensiblen Bereich unserer demokratischen Mitwirkungsrechte haben die zuständigen Behörden das erforderliche Mass an Sorgfalt sträflich vernachlässigt. 

Wenn einer Partei in einer einzigen Stadt mehrere Zehntausend Stimmen zu viel zugeschrieben werden, ohne dass es im Wahlbüro oder bei den Stadtbehörden sogleich auffällt, wenn bei einer Verwaltung Hunderte Unterschriften abhandenkommen, wenn sich die Fälschung von Unterschriften finanziell lohnt und – falls überhaupt – erst im Nachhinein erkannt wird, setzen wir das Vertrauen der Bevölkerung in das korrekte Handeln der Behörden aufs Spiel.

Vertrauen ist das Fundament unserer direkten Demokratie. Nur wenn Wählende und Abstimmende davon ausgehen können, dass ihre Willensäusserungen sorgfältig erfasst werden, sind sie bereit, sich aktiv einzubringen und auch Ergebnisse, die nicht in ihrem Sinn ausfallen, zu respektieren. Wo es hinführt, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in den Wahlprozess nachhaltig erschüttert ist, sehen wir in den USA. 

Langwierige gerichtliche Abklärungen vermögen verlorenes Vertrauen nicht wiederherzustellen. Gerade in Zeiten, in denen ein aggressiver, autoritärer Staat wie Russland mit Desinformation und Propaganda unsere demokratischen Prozesse gezielt unterminiert, müssen wir unbedingt mehr tun, um krasse Fehlleistungen wie die geschilderten auszuschliessen. 

Das Milizsystem, auf das wir auch in den Wahlbüros setzen, kann keine Entschuldigung für ein Weiter wie bisher sein.

30. September 2024
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Marc Schinzel, geboren 1963, studierte und doktorierte an der juristischen Fakultät Basel und absolvierte ein Postdoc-Studium in Völkerrecht und internationalen Beziehungen an der Columbia University, New York. Er arbeitet beim Bundesamt für Justiz mit Schwerpunkten im Staats- und Religionsrecht. Mit seiner Familie wohnt er in Binningen, wo er aufgewachsen ist. Seit 2015 vertritt er die FDP im Baselbieter Landrat, seit 2016 im Einwohnerrat Binningen. Schinzel gehört der Geschäftsleitung der FDP BL an. Seine Interessen sind Geschichte, Musik sowie nahe und ferne Kulturen. © Foto Landeskanzlei BL

marc.schinzel@gmail.com

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Staatsverdrossenheit nimmt zu"

Wundert sich da noch jemand, dass die Staatsverdrossenheit bei solchen "Böcken" zunimmt? Siehe zum Beispiel auch bei der Wahlbeteiligung. Oder ist es doch so wie immer mehr nachdenkliche Bürger vermuten: Das sei gewollt, gewisse Parteien sind durch ein solches Verhalten der Bürger dann die Gewinner. Warum, dürfte ja klar sein. Dass dann solche Parteien sich bemerkbar machen mit Apellen an die Bürger, den Behörden doch zu vertrauen, möchte ich hier aus Anstandsgründen nicht weiter kommentieren.


Bruno Heuberger, Oberwil



"Viele Schatten"

Fehlleistungen, wie sie dieser Beitrag auflistet, scheinen mir lediglich die Spitze des Eisbergs einer Büro- namens Demokratie, die in einem System gefangen ist, das mehr und mehr leer läuft.

Perspektivenlos wählt etwa ein Drittel in Ländern wie der Schweiz und rundherum die AfD, die FPÖ, die Fratelli d'Italia, den Front national oder die SVP. Das ist bei der Wohlstandsverwahrlosung, wie ich sie bei der real existierenden parlamentarischen Parteiendemokratie erlebe, aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die, dass die anderen zwei Drittel kaum mit allen gemeinsam eine Politik zustande bringen, mit der ihr Land den ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen souverän gewachsen sein kann.

Eine Situation, die vor allem auf der Gefühlsebene viele Schatten bewirken kann. Mögen wir von Herzen aus Liebe und mit der Lichtkraft von Wut, Trauer, Angst, Scham und Freude in Frieden mit uns und der Welt leben: wie wir sind und sein werden.


Ueli Keller, Allschwil



"Einführung einer eigenhändigen Unterschrift"

Die aktuellen Diskussionen rund um Wahlen und Abstimmungen zeigen eindrücklich, wie anfällig die Mechanismen unserer direkten Demokratie sein können. Eine besondere Herausforderung stellt die briefliche Stimmabgabe dar. Unbestritten ist, dass diese Form der Wahlbeteiligung auf grosse Beliebtheit stösst. Doch ebenso wichtig ist es, Vorkehrungen zu treffen, um Missbrauch zu verhindern.

Erschreckend oft sieht man Wahl-Couverts in Hauseingängen entsorgt oder unbeaufsichtigt herumliegen. Eine mögliche Lösung wäre die Einführung einer eigenhändigen Unterschrift, wie sie bereits in einigen Nachbarkantonen erfolgreich praktiziert wird. Dies würde den Behörden die Überprüfung der Echtheit der abgegebenen Stimmen erleichtern und Manipulationsversuche erschweren.

In einer Zeit, in der das Vertrauen in politische Prozesse zunehmend schwindet, müssen wir dafür Sorge tragen, dass unsere Wahlen und Abstimmungen nicht nur bequem, sondern vor allem sicher und glaubwürdig bleiben. Denn letztlich lebt die Demokratie vom Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in ihre Integrität.


Alexander Gröflin, Basel


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Flaschfahrer"

BaZ
am 12. Oktober 2024
in einem Artikel über
das neue Verkehrsregime
im Iselin-Quartier
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Flasche am Steuer oder eine Flasche intus?

RückSpiegel

 

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.