Werbung

Foto © by Marco Schibig / Bundesamt für Bauten und Logistik
"DNA der Zivilisation": Tiefmagazin der Schweizerischen Nationalbibliothek

Sieben Stockwerke unter der Erde lagern schweizerische Werke und Werte

Bücher, Manuskripte, Zeitungen, Vereinsarchive, Nachlässe: Die Schweizerische Nationalbibliothek in Bern bezog neue Magazine


Von Aurel Schmidt


Wenn der Begriff "Wissensgesellschaft" kein Hohlkörper sein soll, dann muss er mit Realität gefüllt werden. Damit steht der Elefant vor dem Berg oder der Berg vor dem Elefanten – der Prophet hat sich längst davongemacht. Was bedeutet der Begriff, was verbirgt sich konkret dahinter?

Wir leben in einer Zeit, in der die immaterielle Produktion nicht nur an Ausmass exponentiell zunimmt, sondern gesellschaftlich immer wichtiger wird. Materielle Güter, zum Beispiel Autos, Kleider, Rasenmäher, werden schon zur Genüge produziert, weitaus mehr kommt es dem gegenüber auf die Produktion von Bildung, Wissen, Forschungsergebnissen, Kreativität an. In Bibliotheken, Archiven, Museen, Verlagen, Schulen, Universitäten, wissenschaftlichen Institutionen und Laboratorien, Think Tanks werden Ergebnisse produziert, die unser Leben morgen bestimmen werden. Nicht die Wissensgesellschaft bringt diese Orte hervor, es verhält sich umgekehrt: An diesen Orten wird an der kommenden Gesellschaft, an der Wissenserweiterung, überhaupt an der Zukunft gearbeitet.

 

"Die Schweizerische Nationalbibliothek
ist ein Ort der Kreativität."


Meistens im Stillen. Aber manchmal kommen auch Tage, wo es Grund zum Feiern gibt. Seitdem Marie Christine Doffey als Direktorin ein neues Magazin der Schweizerischen Nationalbibliothek eröffnet hat, steht Raum zur Verfügung, der bis zum Jahr 2038 ausreichen soll oder jedenfalls sollte, um die geistigen und kulturellen Werke und Werte zu sammeln, die in der Schweiz kontinuierlich entstehen.

E
s ist also angemessen, die Schweizerische Nationalbibliothek als Hort des schweizerischen geistigen Erbes zu bezeichnen: Als Gehirn der Schweiz. Bibliotheken seien die "DNA der Zivilisation", meinte als eingeladene Gastrednerin an der Eröffnung des neuen Bauteils Dame Lynne Brindley von der British Library. Auch der Vergleich des Netzes bietet sich an, weil heute keine Bibliothek mehr allein für sich handelt, sondern alle unter dem Diktat stehen, sich mit allen andern zu verbinden. Zu diesem Zweck sind viele Menschen damit beschäftigt, die entsprechende Software zu entwickeln, damit Verbundskataloge entstehen und Benützer und Benützerinnen überall Zugang zum Wissen finden können.

 

Bibliotheken sind, weil sie lebenswichtige intellektuelle Grundlagen hüten, bearbeiten und bereitstellen, also gewissermassen die Tore zur Wissensgesellschaft.

D
ie gesetzlich verankerte Aufgabe der Schweizerischen Nationalbibliothek besteht darin, gedruckte und auf digitalen Trägern gespeicherte Informationen, die einen Bezug zur Schweiz haben, zu sammeln, zu erschliessen, zu erhalten und zu vermitteln. Sie werden unter dem Fachbegriff "Helvetica" zusammengefasst und beziehen sich auf Bücher, Zeitungen, Vereinspublikationen und -archive, literarische Nachlässe, Tondokumente, Plakate, Ansichtskarten. Zum Beispiel gehört seit dem Jahr 2000 auch das Centre Friedrich Dürrenmatt in Neuchâtel der Schweizerischen Nationalbibliothek an.

 

"Die Sammlung umfasst fünf Millionen
Dokumente - und es werden immer mehr."


Die Sammlung umfasste Ende 2008 etwa 3,91 Millionen Publikationen, hinzu kamen 1,2 Millionen weitere Dokumente im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege sowie 354 Archive und Nachlässe (Schweizerisches Literaturarchiv, Graphische Sammlung, Musiknachlässe).


Jährlich wächst die Sammlung um ungefähr 10'000 bis 11'000 neue Bücher sowie 60'000 Dokumente.

Das gibt zu tun und führt natürlich ausserdem auch zu Platznöten. Wo unterbringen? Täglich wird geschrieben und publiziert. Der Zustrom versiegt nie. Die Schweizerische Nationalbibliothek, die 1895 ihre Tätigkeit in einer Vierzimmerwohnung im Zentrum von Bern aufnahm – das glaubt man heute kaum –, ist ständig gewachsen. Schon 1899 wurden neue Räumlichkeiten bezogen, 1931 dann der moderat moderne heutige Bau von Alfred Oeschger an der Hallwylstrasse 15 in Bern.

Auch da wurde der Platz zunehmend knapper. Neuer Aufbewahrungsraum musste bereitgestellt werden. 1997 wurde das Magazin Ost mit sieben Stockwerken unter der Erde in Betrieb genommen und jetzt eben das Magazin West mit vier Stockwerken (Architektengemeinschaft Furrer und Partner/Gossenreiter/SchenkerStubenvon Tscherner), womit heute 140'000 Laufmeter Kompakt-Regale bereitstehen. Man muss sich das einmal vorstellen: Auf einer Strecke von 14 Kilometern reiht sich – wenn es einmal voll ist – Buch an Buch und Schachtel an Schachtel mit Dokumenten, Papieren, Manuskripten, Broschüren, Fotos und so weiter. In den Kellern ist es hell, kühl, sauber, weitgehend staubfrei, während der Staub bisher eine Sorge jeder Bibliothek war.

Alle diese Zeugnisse und Unterlagen müssen konserviert und manchmal, wenn sie unter den Folgen der Zeit gelitten haben, restauriert werden (nur ein Problem von vielen: Die Entsäuerung des Papiers). Laufend werden auch alte Inhalte auf neue Informationsträger überspielt, das heisst entweder digitalisiert oder auf Mikrofichen gesichert, die angeblich 500 Jahre haltbar sein sollen, und im Rahmen der urheberrechtlichen Bestimmungen online zugänglich gemacht.

 

"Immer mehr digitale Dokumente
werden aufbewahrt und zugänglich gemacht."


In neuer Zeit nimmt die digitale Sammlung rapid zu. Neben Print-Publikationen erscheinen weltweit mehr und mehr Content – Bücher und Zeitschriften – in elektronischer Form, zum Beispiel Websites (zur Zeit etwa 500 Millionen im Netz), aber auch amtliche Communiqués und so weiter. Entweder handelt es sich dabei um die eben beschriebene Umwandlung von analogen Originalen in digitalisierte Kopien oder aber um von vorneherein digital entstandene ("digital born") Dokumente zur Online-Konsultation.

Man sieht also: Es gibt viel zu tun, und es gibt laufend neue Probleme zu lösen. Die Schweizerische Nationalbibliothek ist auch ein Arbeitsort für kreative Menschen. 180 Personen belegen 120 Vollzeitstellen. Das Budget beträgt 32 Millionen Franken – ein lächerlicher Betrag, wenn man an die Milliarden denkt, die etwa für "notleidende Banken" (Unwort des Jahres 2008) ausgegeben werden.

Dabei ist das Geld in den Bibliotheken gut investiert, vor allem, wenn man die epidemieartige Leseschwäche beklagt.

Das Publikum ist am 29. und 30. August von 11 bis 18 Uhr eingeladen, die Schweizerische Nationalbibliothek zu besuchen.

21. August 2009


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Tschudy-Villa steht jetzt
unter Denkmalschutz

12. März 2024

Der Eigentümer muss das teils abgerissene Gebäude in Sissach wieder aufbauen.


"Incoronazione di Poppea":
Auch musikalisch eine Grosstat

4. März 2024

Opernpremiere am Theater Basel – Christoph Marthaler enttäuscht nicht.


Reaktionen

"Carmen" als Stellvertreterin
der unterdrückten Frauen

4. Februar 2024

Das Theater Basel stülpt Bizets Oper eine politische Botschaft über.


Stiftungsgeld rettet
Verein Kosmos Space

23. Januar 2024

Krise beim Senioren-Projekt auf dem Bruderholz: Vorstand trat in corpore zurück.


20 Jahre Joker in
Sissach – mit demselben Wirt

18. Januar 2024

Didi Wanner hat mit seinem Nachtlokal viele andere Clubs in der Region überlebt.


Eltern und Kinder irritiert:
Warum ist das Karussell stumm?

1. Dezember 2023

Der langjährige Konflikt um den Münsterplatz nimmt absurde Züge an.


Reaktionen

152 Tage und weiterhin
voller Tatendrang

29. November 2023

Jan Amsler und Alessandra Paone geben Einblick in ihre erste Zeit bei OnlineReports.


Nach 43 Jahren ist
Schluss für Rapunzel 

13. November 2023

Die Buchhandlung im Liestaler Kulturhaus Palazzo schliesst Ende Januar.


Reaktionen

Jetzt ist Vic bei
Jimi – ein Nachruf

9. November 2023

Der Gitarrist spielte auf seiner Gibson, als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre.


Reaktionen

Oper "Walküre" in Basel:
Brüche im Regiekonzept

17. September 2023

Die Premierenkritik zum zweiten Teil von Richard Wagners "Ring des Nibelungen".


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).