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Zu sexy: Ausstellung von Erotik-Kalligraphie geplatztDie Bilder des Basler Künstlers Andreas Schenk dürfen auf dem Thuner Schlossberg nicht gezeigt werden Von Peter Knechtli Drei Tage vor der Vernissage ist eine Ausstellung von erotischen Bildern des Basler Kalligraphen Andreas Schenk in Thun geplatzt. Die Hauseigentümerin befürchtete Sittenzerfall. Der über die Grenzen hinaus bekannte Basler Kalligraph Andreas Schenk (57, Bild oben) ist einer der weniger Schönschreibkünstler in Europa, die ihr Leben aus diesem Beruf bestreiten können. Sein Scriptorium am Rheinsprung, das er seit 1983 betreibt, weckt nicht nur neugierige Passanten-Blicke auf ein uraltes Handwerk, es ist auch Anlaufstelle potenzieller Kunden. Er zeichnet kunstvoll Stammbäume, schreibt stilechte Urkunden, Chroniken, Einladungen, Karten oder Logos jeder Art – so, wie er es damals an der Kunstgewerbeschule gelernt, weiter entwickelt und später auch gelehrt hat. 22. November 2011
"Schadenersatzforderungen sind absolut korrekt" Mal ganz abgesehen vom Umstand, dass sich die Schlossberg Thun AG eventuell hinter Rechtsgrundsätzen versteckt, welche als Vorwand für die Zensur einer ihr suspekten Ausstellung herhalten müssen, spricht es nicht gerade für seriöses Arbeiten, wenn Fehler bei Vertragsabschluss erst im Nachhinein entdeckt werden. Das kommt dann schon sehr "hemdsärmlig" daher. Was aber auch heissen kann, dass Schadenersatzforderungen seitens der Veranstalterin absolut korrekt sind. Schliesslich muss jeder Bürger, jede Bürgerin für begangene Fehler gerade stehen, somit auch – und vor allem – Gemeinde-Institutionen! Markus Christen-Buri, Basel "Verklemmtes Burka- und Scharia-Denken" Auch auf christlichem Boden scheint ein furchtbar verklemmtes Burka- und Scharia-Denken vorhanden zu sein. Ob die Managerin der Schlossberg Thun AG und ihre Hintermänner und –frauen auch so zimperlich gewesen wären, wenn es sich um eine Waffenausstellung gehandelt hätte? J. Claude Rohner, Basel "Eine Bruderschaft von Bürokraten" Es kann ja nicht sein, dass in der heutigen Zeit, eine Bruderschaft von Bürokraten darüber entscheidet, was in der Öffentlichkeit moralisch ist und was nicht, und hierbei deutlich die vom Gesetzgeber formulierten Schranken überschreitet. Wir sind doch hier nicht mehr im Zeitalter der Inquisition, oder doch?
Der stattfindende Workshop, der letztlich dazu dient, einer Gruppe von interessierten Menschen die Hintergründe sowie Arbeitsweise der Kreativitätsfindung näher zu bringen, und die damit verbundene repräsentative Ausstellung ist eine freie Interpretation von Alltäglichem, Zeitgemässem, von aktuellen Themen, die eine nicht kleine Gruppe von Zeitgenossen beschäftigt.
Seit der Gründung der Eidgenossenschaft ist die Schweiz stolz auf ihr landvogtfreies Dasein. Und wenn wir uns heute beugen vor gesichts- und namenlosen Geldvögten, dann müssen wir ernsthaft über unsere Bücher gehen!
Hunderttausende junger Eidgenossen haben auf den Schlachtfeldern für gerade diese Freiheit, für eine freie Meinungsäusserung, für einen freien Dialog ohne vorgesetzten Schleier ihr Leben geopfert!
Die sowohl freie wie auch befreiende Sichtweise auf die Sexualität und die Erotik in der Kunst findet erst dann Bedeutung, wenn sie unzensiert dem interessierten Menschen zugänglich gemacht werden kann.
Zurückhaltung und Selbstkontrolle sind gut, aber sie dürfen niemals weder andere noch sich selbst unterdrücken.
Ich respektiere in allen Fällen den Besitz und den Wissensstand anderer Menschen und würde nie auf die Idee kommen, meine Gedanken meinem Nächsten aufzudrängen, möchte sie ihm aber auch nicht vorenthalten. Jeder ist frei, sich das zu Gemüte führen zu dürfen, was ihn interessiert und was sein Wesen weiterbringt.
In diesem Sinne erinnere ich an eine Reichskristallnacht mit ihren Folgen und appelliere an die weitsichtige Vernunft, sich künftig lieber anderen, viel "unmoralischeren" hochaktuellen Tagesthemen zu widmen, die mit Sicherheit eher dem gewohnten Terrain jener Entscheidungsträger entsprechen. Andreas Schenk, Kalligraph, Basel "Ist in Thun ein solches Tun nicht opportun?" Wer die Bilder von Andreas Schenk kennt und gesehen hat, weiss, dass hier nichts Anstössiges gezeigt wird. Natürlich kann man in jedem Bild, wenn man will, ein sexuelles oder pornographisches Symbol erkennen, aber deswegen gleich einen (Thuner) Bildersturm anzetteln? Dann müsste man konsequenterweise nicht nur Bilder, sondern auch die Sprache verbieten, denn diese kann genauso anstössig sein. Warum hat die Schlossberg Thun AG nur Anstössiges, nicht aber die Augenzwinkerei bemerkt? Wenn sie das Zwinkern mitgemacht hätte, wäre sie jetzt vielleicht nicht geblendet und könnte die inspirierenden Texte auf den Bildern sogar lesen. Ralph Klee, Müllheim "Y glaub, ych spinn!" Y glaub, ych spinn! Hoffetlig bringt nie e Seminarteilnähmer e Blick in die heilige Halle! Felix Drechsler-Stohler, Basel "Wer darin Pornographisches erkennen will, ..." Das ist ja nur noch lachhaft. Ich kenne viele Werke von Andi Schenk, eine Kunst, die von Leidenschaft und Freude zeugt. Wer darin Pornographisches erkennen will, kann das machen, genauso wie in jedem Kleider- und Dessous-Katalog oder gewissen Boulevard-Zeitungen. Im TV sehen wir täglich Mord, Totschlag und viel nackte Haut, will die "Schlossberg Thun AG" als nächstes das Fernsehschauen in Thun verbieten.
Glücklicherweise geniesst Kunst gewisse Freiheiten und anschauen muss es ja nur wer, will. Leider ist dies noch nicht bis zu den Verantwortlichen der Schlossberg Thun AG durchgedrungen.
Es ist zu hoffen, dass wenigstens der materielle Schaden von Herrn Schenk gedeckt wird und er weiterhin seine Schaffenskraft der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Daniel C. Holzer, Reinach |
unter Denkmalschutz |
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