Werbung


"Wir mussten mitansehen, wie Sie an den Anforderungen zerbrachen"

Heftige Gegen-Kritik des Vorstandes des Basler Sinfonieorchesters an der Chefdirigentin Julia Jones


In einem Offenen Brief hatte Julia Jones, die Chefdirigentin der Basler Theater, die Disziplinlosigkeit des Sinfonieorchester als Grund für ihre sofortige Demission kurz vor der "Falstaff"-Premiere begründet: "Vier Tage vor der Generalprobe musste ich erleben, wie vereinzelte Musiker immer noch damit beschäftigt waren, die richtigen Töne zu treffen und überhaupt richtig einzusetzen." Jetzt stellt der Vorstand des Sinfonieorchesters seine Sicht der Dinge nachfolgend ebenfalls in einem Offenen Brief mit Datum vom 12. März 2002 dar.


Sehr geehrte Frau Jones

Sie haben mittels offenem Brief vom 5. März ihre Demission per sofort als Chefdirigentin des Theater Basel erklärt und darin das Sinfonieorchester Basel allein für ihren Entscheid verantwortlich gemacht. Der Entscheid und seine Begründung wurden in den Medien bereits ausführlich kommentiert, und sowohl an die Direktion des Theaters wie an das Orchester ist einige Schelte ergangen. Nicht aber an Sie. Ihre subjektive Darstellung des Geschehens ist quasi tel-quel übernommen und nicht hinterfragt worden. Da Sie in ihrem offenem Brief massive Vorwürfe ans Sinfonieorchester Basel richten, sieht der Orchestervorstand sich zu einer – ebenfalls subjektiven – Darstellung der Dinge aus der Sicht des Orchesters veranlasst. Die "Wahrheit" weist verschiedene Facetten auf, und die Öffentlichkeit hat Anspruch auf deren Ausleuchtung.

Was von Ihnen unter "disziplinär verantwortungslos" angesprochen wurde, wird wenigstens teilweise intern behandelt werden können und bedarf hier keiner weiteren Ausführung. Ihr Vorwurf der "künstlerischen Verantwortungslosigkeit" schreit allerdings nach einer Replik. Künstlerisch verantwortungslos ist es, vor der letzten Bühnen-Orchesterprobe das Dirigat einer Oper hinzuwerfen! Damit haben Sie nicht nur die Sänger und das Orchester im Stich gelassen, sondern auch dem einspringenden Dirigenten jede Chance genommen, eigene künstlerische Akzente zu setzen. Ja, die Premiere war zu diesem Zeitpunkt gefährdet. Vereinzelt falsche Noten und unsicheres Einsetzen als einzigen Grund dafür zu bemühen, ist jedoch billig. Bis zuletzt waren nämlich Sie, Frau Jones, ausser Stande, Bühne und Orchester zu koordinieren; bis zuletzt blieben Fragen zur Tempodisposition und zur Gestaltung von Übergängen ungeklärt. Nun gehörten bekanntlich Temposicherheit, gestalterische Entscheidungsfreude und Antizipation kritischer Situationen – wir sprechen hier von elementaren Grundvoraussetzungen des Dirigiermetiers – nicht zu Ihren in Basel demonstrierten Stärken. Bei den meisten Einstudierungen, die Sie in den vergangenen zwei Jahren geleitet haben, konnten diese Mängel vom Orchester zum Teil ausgeglichen und damit ein gewisser Erfolg garantiert werden. Bei Falstaff nun war dies nicht mehr möglich. Diese Oper mit ihren vielen grossen Ensemble-Szenen und ständigen, teilweise brüsken Wechseln und Übergängen liess Ihre Unsicherheit in bestürzender Weise zu Tage treten. Wir mussten mit ansehen, wie Sie an den Anforderungen, die Falstaff gerade an Dirigenten stellt, zerbrachen. Nichts von dem, was viele wohlgesinnte Kolleginnen und Kollegen Ihnen seit Jahren in unzähligen, konstruktiven Gesprächen verständlich zu machen versucht hatten, schien auch nur das geringste gefruchtet zu haben.

Es sind verschiedene Äusserungen von Ihnen bezeugt, wonach sie sich ihrer Sache bei Falstaff von Beginn weg nicht sicher waren und Selbstzweifel sowie gesundheitliche Probleme Sie plagten. Anstand und Respekt vor Ihrer persönlichen Sphäre verbieten es, dies in irgend einer Weise auszuschlachten. Gerade vor diesem Hintergrund jedoch ist Ihre einseitige Schuldzuweisung an unser Orchester absolut inakzeptabel! Dass Sie die Produktion im letzten Moment fallen liessen, ist nicht bloss unprofessionell – wir erwähnten es bereits – sondern schiere Arbeitsverweigerung. Den Medien scheint das egal zu sein. Uns lässt es jedoch angesichts der Sanktionen, die das Orchester oder einzelne seiner Mitglieder bei entsprechendem Verhalten zu gewärtigen hätten, nicht kalt!

Chefdirigat – Gastdirigat: Elegant haben Sie diesen Unterschied verwischt. Ein Chefdirigent ist mitverantwortlich für die Qualität eines Orchesters. Auch in Basel! Ein erfolgreiches Gastdirigat ist etwas anderes. Wir gönnen Ihnen ihre Erfolge als Gastdirigentin. Als solche waren Sie auch in Basel erfolgreich. Wäre es doch dabei geblieben! Wir wollen uns nicht dem Niveau Ihrer Ausführungen im Interview mit der BaZ angleichen, müssen aber darauf hinweisen, dass uns die Kritik anderer Orchester an Ihrer Arbeit bekannt ist.

Es war nicht von Anfang an das Ansinnen des Orchestervorstandes, diese Feststellungen öffentlich zu machen. Dass es soweit kommt, ergibt sich aus den Geschehnissen der letzten Tage. Uns bleibt die Hoffnung, dass Ihr vorzeitiger Weggang vom Theater Basel und dem Sinfonieorchester Basel zum Anlass genommen wird, im gegenseitigen Umgang vorwärts zu kommen und die Frage nach Ihrer Nachfolge partnerschaftlicher als bisher anzugehen.

Wir danken Ihnen für Ihre in Basel geleistete Arbeit und wünschen Ihnen auf Ihrer weiteren Laufbahn viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüssen

im Namen des Sinfonieorchesters Basel:
der Orchestervorstand

Diane Eaton
David Krejci
David Schneebeli
Marina Wiedmer

Dieser Brief geht an die Medien, an das Orchester per Aushang, und an die Mitglieder des Stiftungsrats der Stiftung Basler Orchester.

14. März 2002


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Sinfonieorchester Basel:
Letzte Saison unter Ivor Bolton

19. April 2024

Die Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Musikgesellschaft soll ausgebaut werden.


Tschudy-Villa steht jetzt
unter Denkmalschutz

12. März 2024

Der Eigentümer muss das teils abgerissene Gebäude in Sissach wieder aufbauen.


"Incoronazione di Poppea":
Auch musikalisch eine Grosstat

4. März 2024

Opernpremiere am Theater Basel – Christoph Marthaler enttäuscht nicht.


Reaktionen

"Carmen" als Stellvertreterin
der unterdrückten Frauen

4. Februar 2024

Das Theater Basel stülpt Bizets Oper eine politische Botschaft über.


Stiftungsgeld rettet
Verein Kosmos Space

23. Januar 2024

Krise beim Senioren-Projekt auf dem Bruderholz: Vorstand trat in corpore zurück.


20 Jahre Joker in
Sissach – mit demselben Wirt

18. Januar 2024

Didi Wanner hat mit seinem Nachtlokal viele andere Clubs in der Region überlebt.


Eltern und Kinder irritiert:
Warum ist das Karussell stumm?

1. Dezember 2023

Der langjährige Konflikt um den Münsterplatz nimmt absurde Züge an.


Reaktionen

152 Tage und weiterhin
voller Tatendrang

29. November 2023

Jan Amsler und Alessandra Paone geben Einblick in ihre erste Zeit bei OnlineReports.


Nach 43 Jahren ist
Schluss für Rapunzel 

13. November 2023

Die Buchhandlung im Liestaler Kulturhaus Palazzo schliesst Ende Januar.


Reaktionen

Jetzt ist Vic bei
Jimi – ein Nachruf

9. November 2023

Der Gitarrist spielte auf seiner Gibson, als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre.


Reaktionen

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).