Werbung

© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Alles klumpt zusammen": Baselbieter Verkehrspolizei-Chefin Eymann*

"Die meisten Autofahrer wissen nicht, wie die 'Rettungsgasse' geht"

Statt Rettungsfahrzeugen die Durchfahrt zu ermöglichen, entsteht auf Autobahnen oft ein zusätzliches Chaos


Von Peter Knechtli


Der zunehmende Dichte-Stress auf Autobahnen wird für Blaulicht-Fahrzeuge zu einem wachsenden Problem: Sie bleiben im Stau stecken, weil die Automobilisten nie gelernt haben, eine sogenannte "Rettungsgasse" zu bilden. Jetzt holen die Kantone nach, was in den Fahrschulen nie thematisiert wurde. Besonders dringend ist korrektes Fahren auf der A2, der am stärksten befahrenen Autobahn der Schweiz.


Es ist Mitte Nachmittag und wir stehen dort, wo die Grenzacherstrasse von Muttenz her die Autobahn A2 in Richtung Hardwald überquert. Die je vier Fahrspuren in beide Richtungen (Pannenstreifen inbegriffen) "wirken eigentlich breiter", als der übliche Blick durch Windschutzscheibe annehmen lässt, stellt Stephanie Eymann fest.

Die 39-jährige promovierte Juristin arbeitete als Staatsanwältin bis zu ihrer Wahl als Chefin der Baselbieter Verkehrspolizei. Seit einem Jahr ist sie im Majors-Rang Vorgesetzte von 65 Mitarbeitenden.

Immer wieder Probleme für Retter

Flüssiger, aber schon recht dichter Verkehr fliesst aus Basel Richtung Westen ab, bevor er während des Feierabends zu stocken und sich zu stauen beginnt. Dieser Zustand ist für die betroffenen Lenker ärgerlich. Aber dramatisch wird die Lage dann, wenn sich unter diesen Umständen ein Verkehrsunfall ereignet, die die rasche Präsenz von Ambulanzen, Polizei oder Feuerwehr erfordert: Während Erste Hilfe und die Bergung von Verunfallten absolute Priorität hätten, bleiben die anfahrenden Retter selbst im Verkehr stecken.

"Ich vermisse das Mitdenken der Automobilisten", sagt Stephanie Eymann etwas ernüchtert. Das Problem akzentuiere sich immer stärker durch die "völlig überlasteten Strassen". Und: "Mehr erträgt es im Baselbiet nicht."

Denn meldet sich von hinten ein Blaulicht-Fahrzeug an, dann entwickelt sich unter den Automobilisten sofort ein individuelles Situations-Verhalten: Sie versuchen, eine Art Reissverschluss zu bilden, was aber aus Platzgründen im akuten Fall scheitert und den nötigen Raum nicht freigibt. "Alles klumpt zusammen und die Blaulichtfahrzeuge kommen nicht in der optimalen Zeit an die Unfallstelle", weiss Eymann aus Erfahrung. Solche Rückmeldungen der Retter seien "häufig". Jedenfalls habe sie noch eine anders lautende Reaktion ("ist das jetzt diesmal gut gegangen!") erlebt.

Eine Handregel schafft Klarheit

Ein einziges Rezept würde dafür sorgen, dass die Autobahn für Rettungskräfte nicht zur Sackgasse wird: die Rettungsgasse. Es handelt sich um ein grundlegend neues Fahrverhalten, schon wenn sich Stau abzeichnet. Dann gilt es, "automatisch die richtige Position einzunehmen", sagt Stephanie Eymann, und fügt sofort hinzu: "Wenn es von hinten blau blinkt, ist es zu spät. Die Rettungsgasse muss schon bei stockendem Verkehr und Stau vorbereitet werden."

Dabei müssen allerdings allgemein geltende und nicht individuell ausgedachte Regeln befolgt werden, wobei die Handregel gilt, dass immer der Fahrstreifen zwischen Daumen und Zeigefinger die Mitte der Rettungsgasse bilden soll. Der Pannenstreifen soll wenn immer freigehalten werden (siehe Grafik links).


• Bei zwei Spuren den Mittelstreifen (Pfeil) freigeben.

• Bei drei Spuren denselben Streifen (Pfeil) freigeben, während sich die Fahrzeuge auf der Überholspur nach links bewegen und auf der mittleren und rechten Fahrspur nach rechts.

• Bei vier Spuren ebenfalls denselben Streifen (Pfeil) freigeben, Fahrzeuge auf den rechts drei Fahrspuren bewegen sich nach rechts an den Rand ihrer Spur.

Noch keine Strafnorm in der Schweiz

Wird diese Handregel prophylaktisch schon unter Stau-Verhältnissen befolgt – eine Rettungsgasse zu bilden, auch wenn sie noch nicht erforderlich ist –, wäre den Blaulicht-Kräften im Ernstfall geholfen: Schneller erfolgt sowohl die Rettung von Verunfallten, die Hilfe benötigen, als auch die Abwicklung von Unfällen, was wiederum die Staulänge und Stauzeit verkürzt.

Dass im Baselbiet schon Verunfallte gestorben sind, weil die Amblanz zu spät eintraf, verneint Polizeisprecher Adrian Gaugler: "Diese Kausalität ist bei jährlich durchschnittlich zwei Todesfällen auf den Autobahnen nicht gegeben."

Die wichtige Verhaltensregel zur Bildung einer Rettungsgasse müsste "eigentlich schon in der Fahrschule thematisiert werden", gibt Majorin Eymann zu bedenken. Eine Rechtsgrundlage dafür existiert allerdings in der Schweiz, im Gegensatz zu Deutschland, das bereits eine Strafnorm kennt, noch nicht. Doch das Bundesamt für Strassen (Astra) befasst sich mit der Angelegenheit. Dann können auch jene "Helden" (Eymann) von Automoblisten mit Bussen bestraft werden, die die Rettungsgasse egoistisch ausnützen, um rasch die Unfallstelle passieren zu können.

Flyer und Videos unters automobile Volk

Bis es soweit ist, gehen koordiniert verschiedene Kantone und private Vereine mit der Aufklärung in unterschiedlichen Fortschritten voran. Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat bereits Flyer verteilt und bietet, wie die Polizei Baselland auf ihrer Website einen Film der Kantonspolizei Bern, der richtiges Verhalten anschaulich zeigt (hier klicken). Auch im Baselbiet sollen diesen Herbst mit der Motorfahrzeugsteuer-Rechnung 120'000 Flyer unter das Zielpublikum gebracht werden.

Unter anderem auch auf Bannern an Brücken und Wechseltext-Anzeigen über den Fahrbahnen von A2, A18 und A22 soll den Automobilisten richtiges Verhalten ("Bei Stau Rettungsgasse bilden!") gelehrt werden. Die Aufklärungs-Aktion im Baselbiet ist laut Stephanie Eymann "bis auf Weiteres" geplant.


* über der A2 bei Muttenz

11. September 2018


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

152 Tage und weiterhin
voller Tatendrang

29. November 2023

Jan Amsler und Alessandra Paone geben Einblick in ihre erste Zeit bei OnlineReports.


Jetzt ist Vic bei
Jimi – ein Nachruf

9. November 2023

Der Gitarrist spielte auf seiner Gibson, als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre.


Reaktionen

Paone und Amsler greifen
für Sie in die Tasten

1. Juli 2023

OnlineReports bleibt, was es ist.
Nur mehr davon.


25 Jahre OnlineReports:
Peter Knechtli sagt Adieu

30. Juni 2023

pkn., der Gründer des Pionier-Newsportals,
übergibt jetzt die Verantwortung.


Reaktionen

"Pax" will einmaliges Basler
Viadukt-Ensemble verkaufen

13. Dezember 2022

Eigenes Sanierungs-Projekt mit
Burckhardt+Partner plötzlich abgebrochen.


Eine Art Hymne auf
die Basler Stadtbau-Kunst

15. Juli 2022

Peter Knechtli über das Spaziergang-Buch
"Basel, unterwegs" von Lukas Schmutz.


Reaktionen

Der Anfang vom Ende der
wasserfreien Basler Brunnen

26. Juni 2022

Brigitte Gierlich und Ursula Stolzenburg
setzten am Münsterplatz-Brunnen ein Zeichen.


Reaktionen

"Gärtnerhaus"-Vergabe:
Trägerschaft kaltgestellt

26. Januar 2022

Vergabe-Konflikt um Relikt im Schwarzpark:
Amt schliesst Betreiber-Verein aus.


Reaktionen

Vorder Brüglingen weniger
romantisch erneuert

10. November 2021

Der Totalumbau in den Merian Gärten
ist in der Halbzeit angelangt.


Das vorläufige Ende einer
Basler Fussballer-Karriere

31. Juli 2021

Mit Jogi Löws Abtritt endet auch Urs
Siegenthalers
Mandat als Chefscout.


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).