Tamedia kauft "Basilisk": Ein Schachzug mit Tragweite
Von PETER KNECHTLI
Christian Heeb hat es in seiner unberechenbaren Art während Monaten weggeschwindelt und jetzt musste er es selbst verkünden: Der Zürcher Tamedia-Verlag kauft für gegen 24 Millionen Franken den Basler Privatradiosender "Basilisk".
Eines wird auf Anhieb augenfällig: Während sich die Basler Mediengruppe durch den Verkauf des Jean-Frey-Verlags von ihrem Zürcher Engagement zurückzieht, weitet mit der Tamedia ein führendes Zürcher Verlagshaus seine Tätigkeit nach Basel aus. Die Basler Mediengruppe behält zwar in der Region eine starke Rolle, aber ihre Position als eigenständiges Unternehmen wird geschwächt.
Die Tamedia sitzt jetzt in der Lokalradio-Bastion mitten in der Basler City. Und mit dem radiophonen Basler "Kraftpaket" (so Präsident Hans Heinrich Coninx) im Portfolio kann das Zürcher Verlagshaus seine zügige Expansionsstrategie nun erst recht fahren: Mit "Radio 24" und der Werbeakquisitionsfirma "Belcom", von Roger Schawinski übernommen, verfügt die Tamdia im Millionen-Zürich neuerdings über ein starkes Lokalradio-Standbein. Mit "Basilisk" und seiner Werbefirma "Medag" errichtet die Tamedia jetzt das Basler Pendant. Nun fehlen nur noch der Radio-Raum Bern und die Zustimmung der Behörden - und die Kontrolle über das wirtschaftliche "goldene Dreieck" wäre perfekt.
Auffällig übereinstimmend sprechen sowohl Basler Mediengruppe wie die Tamedia vom "konsequenten Ausbau der Multimedia-Strategie". Doch während beim Plan der Basler Mediengruppe, die Mehrheit am Liestaler Sender "Radio Edelweiss" zu übernehmen, kein auf Anhieb plausibles Konzept erkennbar wird, offenbart sich die Tamedia-Story glasklar.
Denn mit Basel und allenfalls Bern verfügte der Zürcher Medienkonzern nicht nur eine Art private sprachregionale Senderkette. Sie wäre vor allem in der Lage, gewinnträchtige Werbekombis der grossen Marken zu akquirieren und damit die ursprüngliche Lokalradio-Landschaft in eine Zweiklassen-System zu formieren: Hier die grossen Tamedia-Sender, dort der Rest der Schweiz.
Für Basel und die Basler Mediengruppe brisant ist die Rolle der neuen Tamedia-Medag als Firma, die den grössten Teil der TeleBasel-Werbung akquiriert: TeleBasel ist existenziell abhängig von den Werbeeinnahmen. Davon wiederum ist die Basler Mediengruppe tangiert, die auf TeleBasel mehr Fernseh-Präsenz erringen möchte. Der Gedanke ist da nicht fern, dass auch die Tamedia, die mit "TeleZüri" auch schon Fernsehen produziert, im Gärtchen von TeleBasel ihr Plätzchen beanspruchen möchte.
Zwar sind Heeb und sein Firmengefährte Hansruedi Ledermann nach wie vor die Aushängeschilder des "Basler Musigsänders", aber sie sind nicht mehr die Strategen. Die Strategien werden jetzt in Zürich gemacht. Das ist noch keine Katastrophe - zumal die Tamedia historisch eine inhaltsorientierte publizistische Linie verfolgt und dem Sauglattismus wohl wenig Begeisterung abgewinnen kann. Auch als Radio "Zürilisk" kann "Basilisk" ein attraktiver journalistischer Sender werden.
Aber Basel würde sehr gut daran tun, die vergessene Medienpolitik oder wenigstens das Medienbewusstsein wieder in den Vordergrund zu rücken. Es geht dabei auch darum, die unabhängigen neuen Basler Medienprodukte - wie OnlineReports - zu integrieren, statt darauf zu warten, bis Zürcher Verlage entdeckt haben, welches Potenzial in ihnen steckt.
29. Mai 2002
"Den Basler Medien Sorge tragen"
Ich bin mit dem Kommentar von Peter Knechtli sehr einverstanden. Es ist wirklich nötig, zu den Basler Medien Sorge zu tragen, vor allem auch zur Unabhängigkeit von TeleBasel.
Xaver Pfister, Basel