Werbung
Der Behörden-Kanon: Wie wir ihn deuten müssenVon PETER KNECHTLI
Wirklich viel haben uns die Gesundheitsbehörden nicht mitzuteilen. Woche für Woche, Monat für Monat hören wir aus ihrem Munde, dass es "zurzeit eine schwierige Lage" sei und diese von uns Bürgerinnen und Bürgern noch "viel abverlangen" werde.
Abwechselnd vernehmen wir von "ersten ermutigenden Signalen", was die Eindämmung des Infektionsgeschehens betrifft, um sogleich davor gewarnt zu werden, dass uns Covid-19 "noch einige Zeit beschäftigen" werde.
Der Kanon in einer Mixtur von Mahnung und Hoffnung scheint sich endlos zu wiederholen. Man kann den staatlichen Gesundheits-Verantwortlichen deshalb keinen Vorwurf machen, sondern nur das denken, was sie uns nur ungern anvertrauen: Dass sie genauso schwimmen wie wir alle. "Wir sehen noch kein Licht, wir hoffen Das vielleicht einzige positive Faktum an der gegenwärtigen Welt-Krise ist, dass der Bösewicht ein Virus ist und kein real existierender Despot, gegen den sich der vereinigte Zorn der Menschheit richten könnte.
Die Menschheit der digitalen Welt sieht sich viel mehr zum ersten Mal von einem analogen Wesen unbekannter Herkunft global angegriffen, das wir nicht sehen, nicht orten, sondern nur fühlen können, wenn es uns erfasst hat. Wir können unsere Wut weder nach Wuhan noch nach Südafrika oder Grossbritannien richten: Der Feind steht nicht dort. Er liegt in der Luft.
Es ist deshalb zweck- und sinnlos, aufgestaute Aggression kompensierend an den nächstmöglichen Gesundheitsbehörden auszulassen. Sie sind potenziell genauso mögliche Opfer wie wir alle. Hingegen ist es ratsam, ihre Durchhalteparolen als das zu nehmen, was sie sind: eben Durchhalteparolen.
Wenn uns Bundesrat Alain Berset zu Beginn der gross angelegten Impf-Kampagne in charmantem welschem Timbre deutschsprachig zuruft, wir könnten "verhalten optimistisch" sein, so müssen wir diese Botschaft richtig deuten.
Sie meint nämlich ganz und gar nicht das, was wir nur allzu gerne hätten, nämlich: wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Denn tatsächlich sehen wir noch kein Licht, wir hoffen nur sehnlichst, es in absehbarer Zeit zu sehen.
Wer aus berufenem Munde den Prognose-Status "verhalten optimistisch" erfährt, ist mit Bestimmtheit gut beraten, die Sicherheits-Massnahmen weiterhin uneingeschränkt zu befolgen und der Neigung zur Nachlässigkeit zu widerstehen. Wie die Behörden ihre Verantwortung wahrnehmen, uns immer wieder aufs Neue zu vertrösten, ist es unsere Verantwortung, uns ganz persönlich auf einen möglicherweise langen Atem einzurichten.
Das gilt auch für die Impfung, mit der uns ein erster Stein der Erleichterung vom Herzen fällt. Denn Zuverlässigkeit und Wirkung dieser Wunderwaffe sind noch ebenso wenig erwiesen wie allfällige Nebenwirkungen. Was sich aber mit Sicherheit als richtig erweist, ist, die nötige Portion Vorsicht und Skepsis zu bewahren. Ob mit Impfung oder (noch) ohne.
Behörden können immer neue "Massnahmen" anordnen, Selbstverantwortung aber nicht. Das ist unsere ureigene Bürgerpflicht. 30. Dezember 2020
"Halten wir uns lieber an die Virenjägerin" Wenn es um Vermutungen geht, halte ich es eher mit Frau Katalin Karikó als mit Frau Nogawa. "Le Figaro" übernimmt einen Artikel von "El Paìs", in dem die ungarisch-stämmige Professorin, Miterfinderin des Covid-Impfstoffs, ihrer Hoffnung Ausdruck gibt, so gegen Ende Sommer 2021 wieder ein normales Leben führen zu können, nachdem die meisten Leute geimpft sein werden. Inzwischen halten wir uns wohl lieber an die Empfehlungen der in Bern arbeitenden "Virenjägerin" Emma Hodcroft. Sie stellt fest, dass Viren in kleinsten Tröpfchen sehr lange in der Luft schweben bleiben und dass Masken tragen, Abstand halten und Lüften sehr wichtig sind. Markus Jordi, Itingen "Pfarrherrlich grundierte Empfehlungen" Oje, lieber Herr Knechtli, Ihre behördliche Rundum-Analyse samt pfarrherrlich grundierten Empfehlungen hat mir zum Ende dieses Jahres gerade noch gefehlt ... Fredy Heller, Basel "Lernen, mit heiklen Themen umzugehen" Die Kommentatorin unten sollte bei Peter Knechtli lernen, wie man mit heiklen Themen umgeht. Was sie zum Besten gibt, ist – verzeihen Sie mir – purer Unsinn. Dieter Troxler, Rünenberg "Impfung ist gut, aber nicht einziger Erfolgsfaktor" Peter Knechtli ist einmal mehr mit Nachdruck zu danken für seine wohldurchdachten Worte zur derzeitigen Corona-Pandemie. Tatsächlich hängt, davon bin ich ebenso überzeugt, das meiste des künftigen Pandemie-Verlaufs von uns selbst ab, vor allem, ob wir die – an sich nicht so schwierigen, sattsam bekannten, aber eben doch eingreifenden – hygienischen Massnahmen (Masken, Distanz, Hände waschen, Kontakte vermindern) korrekt umsetzen. Florian Suter, Basel "Verordnungen sind gegen die Verfassung" Niemandem, der sich öffentlich vernehmen lässt, ist aufgefallen, dass offenbar die ganze westliche Welt das Gleiche denkt, nämlich dass wir alle dem Untergang zusteuern, wenn wir uns nicht impfen lassen. Für das wird eine Diktatur errichtet – überall, anders kann ich es nicht nennen. Obwohl die erlassenen Verordnungen gegen die Verfassung sind, wird es teilweise zum Gesetz. Alexandra Nogawa, Basel |
www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.
Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.