Summer in the City
Die Temperatur beim Verfassen meiner ersten Kolumne für OnlineReports liegt gefühlt deutlich über 30 Grad. Die Luftfeuchtigkeit: UNZUMUTBAR.
Dieser Basler Sommer ist vor allem dann wunderbar, wenn wir frei haben. Während der Arbeitszeit packt mich immer wieder der Wunsch, irgendwo im hohen Norden zu leben. Die Misere des produktiven Arbeitens bei Hitze beschäftigt mich schon lange.
Während meines ersten Wahlkampfs habe ich spasseshalber versprochen, das Hitzefrei wieder einzuführen, falls ich gewählt werde. Gut, dass sich bis heute niemand daran erinnert.
Den Summer in the City geniesst man also am besten in der Freizeit, und dann hat unsere Stadt – und darauf sind wir ja alle durchaus stolz – viel zu bieten. Im Juli wird Basel zuerst zu einem ruhigen Provinzort, um sich von August bis September in eine vielfältige Metropole zu verwandeln.
Während sich die ganze Stadt vor den Ferien für intern-ART-ionale Tourist*innen und Galerist*innen rüstete, hat man ab jetzt das Gefühl, der Sommer, er gehört nur uns. All jenen, die diese Stadt und ihre unterschiedlichsten Facetten lieben und pflegen.
Der Blick auf das Programm ist vielseitig. Vom Jugendkulturfestival, das die besten jungen Kulturschaffenden der Region präsentiert, über den Bebbi Jazz bis hin zum Flaneur Festival ist für alle etwas dabei, die unsere Stadt gerne in Saus und Braus geniessen. Auf dem Abendmarkt am Hebelplatz lässt sich auch ein überhitzter Bürotag wunderbar ausklingen. Und wenn die Hitze gar nicht mehr erträglich ist, lohnt sich ein Spaziergang durch eines unserer Museen. Am 7. und 8. Juli findet im Holzpark Klybeck zum zweiten Mal das TraTra Festival statt und lädt mit einem rein weiblich und genderfluiden Line-Up zu Tanz und Geselligkeit ein. Eine erfrischende Abwechslung.
Der Sommer verändert sich und verändert damit auch die Stadt.
Der Sommer verwandelt Basel zeitweise in einen anderen Ort. Die Gesichtszüge der Menschen werden weicher, und die strikten Agenden weichen einer Spontanität, die Herbst und Frühling nur selten bieten. Doch der Sommer, er verändert sich und verändert damit auch die Stadt. Erinnern Sie sich noch an die 15 Grad kühlen Regensommer? Die grösste Strafe in sechs Wochen Sommerferien, wenn man davon vier Wochen im schweizerischen Nassklima verbrachte.
Mittlerweile ist man teilweise gar froh, man bleibt in Basel. Die Hitzewellen, die typische europäische Feriendestinationen überrollen, lassen viele zweimal darüber nachdenken, wohin die Reise im Sommer gehen soll. Wer hier bleibt, kann vielleicht gar davon berichten, dass der Juli gar nicht mehr so ruhig ist, wie er einmal war.
Vielleicht nimmt der Strom der Rheinschwimmenden gar nie ab. Vielleicht bersten unsere Brunnen, weil sie so sehr von Badenden beansprucht werden. Und doch, die Hitze hat auch Basel erreicht.
Ein Sonnensegel und ein paar Baumtöpfe sind erst ein kleiner Anfang.
Wie wir unsere Städte gestalten und auf die Hitze kommender Jahre vorbereiten, beschäftigt uns nicht nur im Basler Grossen Rat und in der Regierung. Weltweit gibt es schon erfolgreiche Strategien und Versuche, wie Städte idealerweise mit Hitze umgehen können. Ich gehe bereits heute mit einem ganz anderen Blick durch südliche Städte. Immer auch auf der Suche nach Lösungen und Möglichkeiten, die bei uns momentan schwer umsetzbar scheinen. Béziers, Frankreichs älteste Stadt, hat ihre Hauptstrasse mit einem Bach erweitert. Buenos Aires, so hat man mir gezeigt, ist so grün, als sei seit jeher klar gewesen, dass die Natur auch in der Besiedlung ihren Platz haben muss.
Es fragt sich also, wie wir in Basel damit umgehen werden, dass die heissen Tage häufiger werden. Ein Sonnensegel und ein paar Baumtöpfe sind erst ein kleiner Anfang für eine Umgestaltung unserer Stadt. Diese ist nötig, um den Summer in the City so schön, leicht und erträglich zu gestalten, wie unser wunderbarer Basler Sommer eben ist – und bleiben soll.
Wenn Sie auch der Meinung sind, dass unsere Stadt dringend mehr Abkühlung benötigt, sammeln Sie, liebe Leser*innen, doch Ihre Eindrücke von anderen Städten aus Ihrem Sommerurlaub und posten sie mit dem Hashtag #SummerInTheCity oder stellen Sie mir diese zu. Und wenn Sie finden, es ist doch in Basel gar nicht so heiss: Gehen Sie doch einmal barfuss ein paar Schritte um den Brunnen am Rümelinsplatz. Wenn Sie das ohne leichte Hüpfer und schnappartiges Atmen schaffen, dann beeindrucken Sie mich.
Ob hitzeliebend oder sommerscheu, ich wünsche Ihnen, geschätzte Leser*innen, einen wunderschönen Sommer. Geniessen Sie den Summer in unserer City mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Wer weiss, wie heiss die Zukunft wird.
3. Juli 2023
"Summer in the Gundeli"
Ich freue mich, dass die heissen Sommer die Basler Politik erreichen. Im Gundeli-Quartier versucht der Quartierverein WGO seit Jahren, die Verwaltung für mehr Grünflächen und Bäume zu sensibilisieren. Leider geht der Schuss häufig nach hinten los, wie das Beispiel Umbau des Viertelkreises zeigt. Es werden bei uns zum Beispiel immer weniger Bäume anstatt mehr, und überall werden mehr Flächen versiegelt. Vielleicht gelingt es Ihnen, liebe Frau Vergeat, mit Ihren frischen Ideen die Betonmentalität der 80er-Jahre politisch zu überwinden. Wir würden es sehr begrüssen, wenn alle diese schönen Konzepte wie Grünstadt oder Schwammstadt auch in der realen Basler Politik ihre klimapolitische Wirkung entfalten könnten. Bisher scheinen sie ja nur Werbematerial zu sein, im "Summer in the Gundeli" spüre ich jedenfalls nichts davon.
Andreas Paul Bryner, Basel
"Während ich friere"
Frau Vergeat leidet an Hitzewallungen, während ich friere. Von 30 Grad im Schatten sind wir weit entfernt. Ich frage mich, was der Grund ist. Wenn die Sonne scheint, bin ich sehr gut gelaunt, im Gegensatz zu ihr.
Alexandra Nogawa, Basel