Ein Hoch auf die Freiwilligenarbeit!
In der ersten Herbstferien-Woche habe ich nicht etwa eine ruhige Auszeit vom Wahlkampf irgendwo in den Schweizer Bergen genommen. Nein, ich habe mit einigen grossartigen Cliquenfreund*innen das Herbstlager der Jungen Garde der Pfluderi geleitet. Freche Stimmen behaupten jetzt möglicherweise, eine Zeit in den Bergen hätte meinen müden Augen besser getan. Aber ich kann euch eines sagen: Die Augen waren vielleicht müde, mein Herz aber war nach dieser Woche zum Bersten voll.
Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren reisten mit uns ins Lager-Abenteuer und tauchten zusammen mit begeisterten Lager-Leitenden ab in die Zauberwelt rund um Harry Potter. Wir haben viel gezaubert, gemalt, gebastelt, getrommelt, gepfiffen, sind gewandert, nachts durch den Wald geschlichen, haben Zauberer gefangen und Zaubertränke gebraut. Und vor allem haben wir gemeinsam eine unglaublich tolle Zeit verbracht.
Immer wieder fragen mich Menschen, warum ich das auch noch mache. Wieso nehme ich in meinem voll ausgelasteten Alltag immer wieder solche Aufgaben an? Klar, ich bin sicher nicht gut darin, Nein zu sagen. Aber diesem Thema könnte ich eine separate Kolumne widmen ...
Am Ende täte selbstverständlich auch mir ein bisschen mehr freie Zeit gut.
Trotzdem: Freiwilliges Engagement – sei es im Chor, in der Clique, in der Partei, beim Jugendkulturfestival oder in anderen kleineren oder grösseren Organisationen – gibt mir unglaublich viel zurück. Ich tanke enorm viel Energie, wenn ich einen Drummeli-Auftritt gestalte, Kindern das Rathaus zeige, für den FCB einstehe oder mit Freund*innen einen Benefiz-Anlass auf die Beine stelle.
Und genau diese Energie brauche ich, um in meinem Alltag weiterzumachen. Denn seien wir ehrlich: Die Zeiten waren schon rosiger. Krieg, Unglück und bedrückende Prognosen dominieren die Schlagzeilen. Da frage auch ich mich manchmal: Lohnt es sich wirklich, so viel Zeit in die Politik und in andere Projekte zu investieren, wenn dann auf der Welt so viele Dinge falsch laufen? Am Ende täte selbstverständlich auch mir ein bisschen mehr freie Zeit gut. Eine Woche in den Bergen? Ich würde auch drei nehmen!
Und es lohnt sich auf jeden Fall: mitzuhelfen, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Mit anderen Menschen zusammen für etwas zu brennen oder ihnen in schwierigen Lebensphasen zu helfen – das ist mein wahrer Antrieb. Nur etwas wäre schön: Wenn mehr Menschen diese Kraft erkennen würden, denn leider sind es oft dieselben, die sich ehrenamtlich engagieren.
Dein freiwilliges Engagement ist, was DU daraus machst.
Meine Grossmama (selig) hat einmal gesagt: "Wär dr Herrgott aimool bim Schaffe verwütscht het, dä paggt är immer wiidr." Sie war immer fleissig und ständig im Einsatz für andere. Dabei hat sie das grosse Leid des Krieges und der Flucht erlebt. Vielleicht gerade deshalb spendete sie mit ihrem Engagement vielen Menschen schöne Momente.
Darum geht es hier und heute. Ein Hoch auf die Freiwilligenarbeit! Diese gibt nicht nur Karmapunkte ohne Ende. Im besten Fall entstehen daraus unerwartete Freundschaften, bereichernde Kontakte und neue Netzwerke. Und manchmal ist auch ein einfaches und ehrliches "Danke" schlicht Gold wert.
Und das Beste an der Freiwilligenarbeit: Dein freiwilliges Engagement ist, was DU daraus machst. Vielleicht sitzt du einmal im Monat eine Stunde in einer Vorstandssitzung oder du hütest jede Woche einen Nachmittag lang die Tochter deiner Nachbarin? You do you! Es gibt tausend Möglichkeiten, sich zu engagieren, jemandem zu helfen, sich einzusetzen und die Welt dadurch ein klitzekleines bisschen besser zu machen.
Give it a try – es lohnt sich!
23. Oktober 2023
"Was Menschen glücklich macht"
Vielen Dank Jo für den motivierenden Bericht. Die Rektorin der Uni Basel hat an einer klugen Dies-Academicus-Rede die Frage behandelt, was Menschen glücklich macht. Glücklich macht unter anderem mit gleichgesinnten Menschen etwas im Sozialen, Gesellschaftlichen oder Kulturellen anzupacken. Genau das erlebe ich auch in meinen freiwilligen Ämtern in der Kultur, der Kirche, beim Wein, der Fasnacht und beim Sport.
Felix Wehrle, Muttenz
"In einer beneidenswert privilegierten Lage"
Liebe Kolumnistin
Dein Enthusiasmus für die Freiwilligenarbeit ist wirklich ansteckend, und es ist grossartig zu sehen, wie du deine Zeit und Energie in so viele verschiedene Projekte investierst. Aber ich muss gestehen, du bist in einer beneidenswert privilegierten Lage. Nicht alle können es sich leisten, so viel unbezahlte Arbeit zu leisten, wenn sie gleichzeitig den Lebensunterhalt verdienen müssen.
Es ist, als ob du uns erzählst, wie toll es ist, mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen, während wir am Boden sitzen und unseren Schreibtischjob machen. Wir möchten so gerne, aber wir können uns einfach nicht davon losreissen, weil die Rechnungen bezahlt werden müssen. Das heisst nicht, dass wir nicht auch Freiwilligenarbeit schätzen und unterstützen, wenn wir können. Wir lieben es, Menschen zu helfen und Gemeinschaften aufzubauen. Aber manchmal können wir nur einmal im Monat eine Stunde in einer Vorstandssitzung sitzen, weil wir den Rest der Zeit für unsere Miete, Lebensmittel und Versicherungen arbeiten müssen.
Also, weiterhin ein Hoch auf die Freiwilligenarbeit und auf diejenigen, die sie möglich machen! Und lass uns hoffen, dass in Zukunft mehr Menschen die Möglichkeit haben, sich zu engagieren und die Welt ein Stückchen besser zu machen, ohne dabei finanziell auf der Strecke zu bleiben.
In diesem Sinne, keep up the good work und vielleicht können wir alle irgendwann ein bisschen mehr von dieser wunderbaren Energie tanken.
Mit einem Augenzwinkern, C
Emanuele Busetto, Rünenberg