Dieses ewige Lamento
Kleines Wissensspiel: Wie viele National- und Ständeräte der Nordwestschweiz kennen Sie namentlich? Zwei? Drei? Sogar vier? Wer es ohne langes Nachdenken auf fünf korrekte Namen schafft, dem winkt ein Gratisabonnement von OnlineReports.
Sie ahnen es schon: Wir blicken aufs Kandidatenkarussell für die Schmid-Nachfolge. "Soll Baader die Region im Bundesrat vertreten?" titelt die "Basler Zeitung" und füllt zum Thema eine ganze Seite.
Dabei ist schon die Frage falsch gestellt. Der Bundesrat ist kein Ständerat. In der Landesregierung geht es nicht um regionales Lobbying. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Von allen Bundesräten der letzten zwanzig Jahre hat es einzig Adolf Ogi geschafft, rein regionale Interessen durchzudrücken, am deutlichsten und teuersten mit der Lötschberg-Variante der Neat. Von diesem Tunnelblick ist man geheilt. Der SVP-Mann Caspar Baader wird deshalb wohl kaum zur Baselbieter Brieftaube mutieren, sollte er zum Höhenflug in die Landesregierung ansetzen. Als Interessenvertreter des urbanen Teils der Nordwestschweiz taugt er sowieso nicht.
Die Frage der "Basler Zeitung" ist jedoch kein Zufall. Sie spiegelt ein latent vorhandenes Unbehagen. Die Region fühlt sich chronisch untervertreten, vom Rest der Schweiz unzureichend wahrgenommen und zu wenig respektiert. In der Politik. In der Wirtschaft. In den Medien. Sogar im Sport – wie etwa die neueste Posse um die FCB-Vertretung in der Swiss Football League zeigt.
Um es hier deutsch und deutlich zu sagen: Das ewige Lamento nervt. Die Nordwestschweiz ist selber schuld, wenn sie ihre Interessen nicht durchsetzen kann – namentlich in der eidgenössischen Politik. Rein quantitativ gesehen ist die Bevölkerung der Region ja nicht schlecht vertreten. Aber welche Parlamentarierinnen und Parlamentarier finden landesweit auch wirklich Beachtung? Peter Malama und Caspar Baader, hin und wieder Anita Fetz und Claude Janiak. Der Rest zupft – bestenfalls – die zweite Geige.
Jede Region braucht für die wirksame Durchsetzung ihrer Interessen kluge Köpfe, überzeugende Argumente – und vor allem: einen geschlossenen Auftritt. Davon ist man in Basel und Umgebung trotz partnerschaftlicher Willensbekundung weit entfernt. Die Nordwestschweiz definiert sich weiterhin als Sonderfall aus lauter Sonderfällen. Die Stadt reklamiert, sie ticke anders; die Baselbieter, die Schwarzbuben, die Fricktaler betonen ihre Eigenart. Wirklich verbindend wirkt nur die Gewissheit, dass jenseits des Juras alles noch viel sonderbarer sei.
Bevor nun also das nächste Lamento losbricht, weil schon wieder ein Vertreter der Nordwestschweiz zu wenig Unterstützung findet: Die Basler, Baselbieter, Schwarzbuben und Fricktaler sollten endlich vor ihrer eigenen Haustüre wischen: Wer vertritt sie? Mit welchen Argumenten? Und was ist ihre gemeinsame Identität?
Wer die Antworten kennt, dem winkt – Sie ahnen es schon – ein weiteres Gratisabonnement von OnlineReports.
17. November 2008
Die Partei-Ideologie der Parlamentarier"
Die Nordwestschweiz vertritt keine gemeinsamen Interessen. Das Gegenteil dürfte der Fall sein – die lokale, kleinkarierte Konkurrenz missgönnt dem Nachbarn doch schnell mal jeden möglichen Vorteil. Wie man überkantonales Lobbying betreibt, demonstrieren seit jeher die sogenannten "Bergkantone". Und so lange den Parlamentariern, welche überregionale Aufmerksamkeit erregen, ihre jeweilige Partei-Ideologie näher als gemeinsame Interessen der Nordwestschweiz liegen, so lange werden wir auch fröhlich lamentieren – und niemand hört zu!
Peter Waldner, Basel
"Wenn Parlamentarier eigene Süppchen kochen"
Recht haben Sie, Herr Bachmann. Solange die Zusammenarbeit an den Gemeindegrenzen aufhört (Ausnahmen bestätigen die Regel), solange eidgenössische Parlamentarier ihr eigenes Süppchen kochen, solange Parteien und Wirtschaftsverbände den Sonderfall zelebrieren, verpuffen viele gut gemeinten Ansätze. Schade – unsere Region hätte doch einiges zu bieten.
Erwin Killer, Hölstein