Die Basler Hunde und ihre Tret-Minen
Es gibt eine Besonderheit, die einem in Basel buchstäblich auf Schritt und Tritt begegnet: Diese kleinen, leuchtend gelben Säckchen, stilvoll verknotet, mit speziellem Sinn für situative Ästhetik über die städtischen Strassen und Plätze verteilt. Man entdeckt sie auf Rasenflächen, in Blumenrabatten, auf Gehwegen. Besonders originell platziert sind sie vor Ladentüren, auf Parkbänken und – farblich passend – auf Fussgängerstreifen. Mal sind die Pop-Arts satt gefüllt (vor allem, wenn sie an der prallen Sonne liegen), mal sind sie plattgedrückt. Denn nicht jede Schuhsohle, nicht jeder Autoreifen erbringt die nötige Achtsamkeit vor den farbigen Zeugen der Kunststadt.
Wir sind, Sie ahnen es, beim Thema der Themen: Bei der Futtermittelbilanz, die sich aus den Gedärmen von über 4'000 Hunden mehrmals täglich auf den Boden unserer Host City drückt. Pflichtbewusste Tierhalter entschärfen die Tret-Minen und entsorgen sie in "Robidogs". Nicht wenige Zweibeiner aber lassen den Dreck ihrer Lieblinge möglichst hochnäsig liegen. Andere wiederum wagen den Händedruck auf Hundedreck und greifen mit dem gelben Plastik zwar ins warme, weiche Zeug, werfen das Säckchen dann jedoch nonchalant an den Strassenrand. Aus der Nase, aus dem Sinn.
Man könnte meinen, es handle sich um einen täglich losgetretenen Protest: Wenn mein "Bello" schon Steuern bezahlen muss, soll die Stadtreinigung gefälligst seinen Dreck auflesen. Basel kassiert die landesweit höchste Hundesteuer: 160 Franken jährlich – plus eine saftige "Bearbeitungsgebühr" von 20 Franken pro Rechnung (Mahnung: 40 Franken). Zum Vergleich: In Zürich sind es 135 Franken, in Zug nur 100 Franken. In einem Hundeleben macht das für Herrchen und Frauchen gut und gerne 1'000 Franken Unterschied. Damit kann sich der Rehpinscher durch eine Tonne Fleischkügeli fressen.
Die Stadt finanziert mit der Hundesteuer natürlich keine Chügeli-Pasteten für die Verwaltungskantine. Das Geld wird zweckgebunden verwendet – vor allem für Robidog-Kästen und Hundeverbotstafeln. Fragwürdig ist jedoch die saftige Bearbeitungs- und Mahngebühr. Eine verkappte Steuer? Seit 2006 müssen Hunde einen Mikrochip tragen und werden deshalb in einer zentralen Datenbank erfasst. Diese liefert den Gemeinden jährlich eine Zusammenstellung aller Hunde, die einen Hundehalter halten. Mit anderen Worten: Die Rechnungsstellung kann weitgehend automatisiert werden, der "Berarbeitungsaufwand" tendiert gegen Null. Vom systemgesteuerten Ausdruck einer Mahnung gar nicht zur reden.
Die jährlich 80'000 bis 100'000 nebenher verdienten Franken aus der sogenannten "Bearbeitungs"- und "Mahngebühr" liessen sich immerhin sinnvoll verwenden. Man könnte sie nämlich als Informationsabgabe verstehen und entsprechend investieren. Etwa in eine schlaue Aufklärungskampagne an allen neuralgischen Versäuberungsstellen (namentlich am Rheinufer). Oder in eine Rechnungsbeilage, die nicht den Charme einer Paragraphenliste verströmt, sondern in plakativer Form mehrsprachige Tipps und Anweisungen für das problemlose Zusammenleben von Menschen und Hunden gibt.
Zürich hat das vor Jahren hingekriegt – mit einer guten Informationsarbeit ("Züri Hünd sind Fründ"), vor allem jedoch: Mit Aufklärung statt Verboten. Deshalb sind in vielen Zürcher Parkanlagen die Hunde nach wie vor willkommen. Trotzdem sind dort weniger Pop-Arts auszumachen. Am Futter für den Pinscher kann das nicht liegen.
21. April 2008
"Der Hund ist immer wie die Meisterin!"
Liebe Frau Nogawa, offensichtlich haben Sie nichts gemerkt – ging es doch bei dem Artikel von Ivo Bachmann um das Fehlverhalten einiger weniger Hundebesitzerinnen und –besitzer, die sich einen "Dreck" (wortwörtlich) um die an sich selbstverständliche Pflicht und Verantwortung eines Hundeführers oder -führerin kümmern. Die jetzt angedachten obligatorischen Welpen- und Sozialisierungskurse (Hundekunde: die Sozialisierung eines Hundes findet in seinem ersten Lebensjahr statt) sollen dazu führen, dass Hunde – genauso aber eben auch deren Führer – die art- und gesetzesgerechte Haltung im städtischen und ländlichen Umfeld kennen lernen. Was diese dann daraus machen, könnte durch die von Bachmann erwähnte Zürcher Initiative (oder etwas Ähnlichem) unterstützt werden.
Was mit Ihrem Hunde passiert ist, kann nur als schrecklich bezeichnet werden. Der Kanton Basel-Stadt hat aber aus solchen Erfahrungen gelernt und ein strenges (Kampf-)Hundegesetz geschaffen, welches solche Vorkommnisse nicht stattfinden lässt. Allerdings, der Hund ist immer so, wie der Meister oder die Meisterin! Auch mit dem besten Gesetz lässt sich dies nicht verändern.
Markus Benz, Basel
"Tyrannei trotz Hundeschule"
Im Gegensatz zu Herrn Benz merke ich sehr wohl etwas. Dass Hunde Lebewesen sind, weiss ich schon lange und behandle sie auch als solche, und ich mache auch, im Gegensatz zu Herrn Benz, keine polemischen und unsachlichen Bemerkungen. Herr Benz hat unseren Hund noch nie gesehen. Hingegen wurde dieser Hund Opfer eines Kampfhundes, der einem Drogensüchtigen gehörte und beide hatten bereits eine Hundeschule (auf Staatskosten) mit Erfolg absolviert. Mit so viel Erfolg, dass beide das ganze Quartier tyrannisierten. So viel zu Hundeschulen.
Was den Chip betrifft, so sind Katzen auch Lebewesen, müssen aber keinen tragen. Dafür wird wahrscheinlich in fünf bis zehn Jahren Herr Benz einen tragen; er wird das sicher ohne Murren akzeptieren, weil damit seine Sozialisation erleichtert wird.
Alexandrea Nogawa, Basel
"Merken Sie etwas, Frau Nogawa?"
Liebe Frau Nogawa, irgendwie habe ich das Gefühl, dass Ihr Verständnis für Hunde ein rein plakatives ist. Ob die allgemein üblichen Impfungen unsinnig sind, kann ich nicht beurteilen. Die Tiermediziner sind allerdings ganz anderer Meinung. Ich respektiere dies von den Fachleuten. Das Chippen ist keine Geldmacherei – es ist die Identitätskarte jedes Hundes. Da Tiere gemäss Gesetz keine Sache mehr sind, sondern Lebewesen, wie wir, ist die ID wohl genau so sinnvoll, wie die unsrige.
Die Hundevereine kennen Sie wohl auch nicht von "innen". Sie würden sonst nicht so abfällig über deren Existenz schreiben. Die Sozialisierung eines Hundes – ob gross oder klein – erfüllt den genau gleichen Zweck wie die Sozialisierung bei uns Menschen. Die Hunde lernen dabei, wie sie sich in unserem oftmals nicht einfachen Umfeld – auch gegenüber anderen Hunden – verhalten müssen. Das braucht es, ihr angeborener Instinkt reicht da nicht aus. Alles, was falsch ist am Titel der sogenannten Hundekurse, ist: Über deren Halter und Halterinnen wird nicht gesprochen. Dabei läuft parallel zur Hundeschulung gleichzeitig die Schulung ihrer Hundeführer- und Hundeführerinnen. Merken Sie etwas, Frau Nogawa?
Markus Benz, Basel
"Hundebesitzer, vereinigt Euch!"
Die Hundebesitzer sind schon lange von den Behörden als willige Opfer entdeckt worden. Nach Hundesteuer (prohibitiv), verordneten und unnötigen Impfungen und Chip möchte jetzt auch der Bundesrat an der Geldquelle teilhaben, indem er Hundekurse verordnet. Angeblich zur Sozialisation. Zuerst ein theoretischer, dann ein praktischer Kurs. Kostenpunkt: Wahrscheinlich mehrere hundert Franken.
So kann das nicht weiter gehen. Hundebesitzer, vereinigt Euch! Die Hundeverbände und Tierschutzvereine sind nutzlos, denn diese wittern das grosse Geld und werden sich an der allgemeinen Abzockerei beteiligen. Warum müssen eigentlich Katzen keine Steuer zahlen, Impfungen bekommen oder Chip tragen? Es gibt mehr ausgesetzte und entlaufene Katzen als Hunde! Aber natürlich ist es bequemer, mit den schon erfassten Hunden die Kasse zu füllen.
Alexandra Nogawa, Basel
"... dann tun Sie auch, was Sie sollten!"
Mir ist von der Züri-Werbekampagne vor allem der witzige Slogan in lebhafter Erinnerung: "Wenn Ihr Hund tut, was er muss, dann tun Sie auch, was Sie sollten." Humorvoll und klar wurden die Hundehalter an ihre Pflicht erinnert. Das bewirkt sicher mehr als Befehle und Bussandrohungen. Ich sehe es auch als Protestreaktion gegen die hohen Gebühren, wenn viele Hundehalter zwar den Output ihres Vierbeiners im Säcklein aufnehmen, dieses dann aber demonstrativ liegen lassen. Ich finde es sehr gut, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben.
Katha Keller, St. Gallen
"Nicht nur immer Verunglimpfungs- und Verbotshetze"
Ich finde die Zürcher Idee ausgezeichnet. "Basler Hünd sin Fründ" oder so. Dies wäre einmal etwas Anderes, als immer die Verunglimpfungs- und Verbotshetze gegen die Hunde und ihre Halterinnen und Halter. Gemäss einer letztlich erschienenen Studie halten sich nur fünf Prozent der Hundehalter nicht an die Regeln - eigentlich ein kleiner Prozentsatz.
Trotzdem schaffen es die fünf Prozent, die Hündeler gesamthaft an den Pranger zu stellen. Wobei es doch so ist, dass sich die übrigen 95 Prozent wesentlich mehr über die "Fünfprozenter" ärgern, als die übrige Bevölkerung. Ich denke, die Hundevereine würden auch gerne an einer solch gemeinsamen Aktion ihren Teil beitragen. Wäre doch was – oder nicht?
Übrigens: Die Hundesteuer verdoppelt sich in Basel für den zweiten (dritten) Hund. Beispielsweise bezahle ich für meine zwei Zwergrauhaardackel (inkl. Verwaltungsgebühr!) satte 500 Franken pro Jahr. Dabei sind doch Hunde Meutentiere – lieben es also, mindestens zu zweit zu sein. In einer Stadt geht dies praktisch nur mit kleinen Hunden. Dort, wo dies geht, bestraft der Kanton die artgerechtere Haltung durch eine doppelte Steuer!
Markus Benz, Basel