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Ivo Bachmann - Host City

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Eine verkehrte Welt

Sie haben den grenzenlos freien Markt propagiert. Der Staat sei zu verschlanken, die Steuerbelastung zu senken, die Wirtschaft zu deregulieren. Gesellschaftliche Wohlfahrt sollte sich aus der Freiheit des Einzelnen ergeben. Und nun das! Die Finanzwelt steht vor dem Kollaps. Banken retten sich unter das schützende Dach des Staates. Das kolossale Finanzdebakel wird zur globalen Wirtschaftskrise. Tausende verlieren ihr Erspartes, ihren Job.

Manche Beobachter sehen grosse Ähnlichkeiten mit dem Börsencrash von 1929, der eine lange, tiefe Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat. Der Vergleich ist hoffentlich falsch. Wir wagen ihn dennoch – unter einem speziellen Aspekt: Welchen Einfluss hatten zwei herausragende Basler Ökonomen auf das Wirtschaftsgeschehen der jeweiligen Zeit?

Beginnen wir mit der aktuellen Krise. Da ragt zum Beispiel Silvio Borner hervor, ein viel zitierter Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel. Borner ist ein Apostel des Neoliberalismus. Jahrelang hat er gegen den "sozial- und christlichdemokratischen Umverteilungswahn" referiert, gegen den "überbordenden Sozial- und Interventionsstaat" gekämpft: "Wir brauchen keine gesellschaftlichen und ethischen Korrektive. Vielmehr liegt im Wettbewerb selber eine ethische Dimension."  

Die Finanzkrise hat ihn auf dem falschen Fuss erwischt. Die notfallmässig aufgestellten staatlichen Rettungsprogramme für die Finanzindustrie nehmen ein gigantisches Ausmass an. Nicht nur aus liberaler Weltsicht ist das eine arg verkehrte Welt. Da hätten wir die selbstregulierend ethische Dimension des Wettbewerbs ganz gerne irgendwo entdeckt. Ein schlichtes "Habe mich geirrt". Ein simples "Sorry". Man wird wohl lange warten müssen. "Noch schlimmer als die Finanzkrise ist der panische staatliche Interventionismus", meint Borner in der "Weltwoche".

Der Basler Professor verteidigt die Ideen Milton Friedmans. Der amerikanische Ökonom hatte auf die Wirtschaftspolitik des letzten Jahrhunderts grossen Einfluss. Der freie Markt ging ihm über alles, staatliche Eingriffe waren ihm suspekt. Er wollte die Rolle des Staates auf ein Minimum begrenzen. Friedman prägte namentlich die Wirtschaftspolitik der amerikanischen Konservativen. Das Ergebnis kennen wir.

Ironie der Geschichte: In  jüngeren Jahren war Borner einer wesentlich anderen Wirtschaftslehre zugetan - dem Keynesianismus. Die in den dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom Briten John Maynard Keynes entwickelte Theorie erlebt in diesen Tagen ihre Renaissance. Sie weist dem Staat eine sehr aktive Rolle zu – zum Beispiel über eine antizyklische staatliche Nachfragepolitik. Geht es Wirtschaft schlecht, soll der Staat investieren – und umgekehrt. Die Rezession wird gemildert, der Boom gebremst.

Es war ebenfalls ein Wissenschaftler der Universität Basel, der das Gedankengut von Keynes als einer der Ersten konkret umgesetzt hatte: Professor Edgar Salin. Der Nationalökonom hatte sich in der damaligen Weltwirtschaftskrise vor allem der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gewidmet und dabei auch den "Basler Arbeitsrappen" initiiert – ein staatliches Krisenbekämpfungs- und Beschäftigungsprogramm.  Von jedem Franken Lohn wurde ein Rappen abgezogen. Der Kanton subventionierte damit die Bautätigkeit; er schuf Beschäftigung und belebte die Konjunktur. Die Idee war visionär. Weit über die Krisenjahre hinaus wurden zahlreiche Bauwerke und Renovationen in Basel mit dem Arbeitsrappen finanziert.

Worin liegt das zeitlos Moderne in Salins Lehre und Wirken? Edgar Salin sah die Wirtschaft nie als Selbstzweck; er plädierte für eine Ökonomie im Dienste der Gesellschaft. Heute wünscht man sich dieses ganzheitliche Denken zurück.

27. Oktober 2008
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Ivo Bachmann, geboren 1963 in Rain bei Luzern, war unter anderem Chefredaktor des "Beobachters" und der "Basler Zeitung". Heute ist er Publizist und Inhaber der Beratungsfirma bachmann medien in Basel und Zürich. Er betreibt eine Internet-Seite unter www.feldstudien.ch. Er lebt und arbeitet in Zürich und Basel. © Foto by OnlineReports.ch

ivo.bachmann@bachmannmedien.ch

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"Dem kann ich nur beipflichten"

Zu Ihren gekonnten Äusserungen über meinen verehrten Lehrer Edgar Salin kann ich nur mit Freude beipflichten. Die an und für sich leidige Tatsache, dass wir während des Zweiten Weltkrieges nicht auch im Auslande studieren konnten, wurde hier in Basel glücklicherweise dank Salins vorbildlicher Persönlichkeit und Lehrbegabung im Sinne einer in philosophischer Gesamterkenntnis eingebetteten Ökonomik mehr als ausgeglichen. Es ist nicht zum Fassen, was ihm heute Professor Silvio Borner vorhält.


Silvio Bianchi, Basel



"Unternehmerisches Handeln braucht auch klare Leitplanken"

Wir wollen nun einmal hoffen, dass sich der programmatische Titel des Buchs "Schweiz AG" von Silvio Borner et al nicht in einer völlig anderen als von den Autoren intendierten Richtung erfüllt. Dass bereits eine Anzahl Länder darüber nachdenkt respektive daran gegangen ist, ganze Wirtschaftszweige zu verstaatlichen, ist eine doch sehr bedenkliche Entwicklung. Noch bedenklicher aber ist, dass durch unverantwortliches Handeln diese Lage überhaupt entstanden ist. Merke deshalb: Unternehmerisches Handeln braucht viel Freiheit, aber genau so klare Leitplanken.


Literaturhinweis: Borner Silvio / Brunetti Aymo / Straubhaar Thomas, 1990. Schweiz AG. Vom Sonderfall zum Sanierungsfall? Verlag NZZ: Zürich.


Isaac Reber, Sissach



"Lliberal-bürgerliche Kreise haben auch keine Rezepte"

Der Wegweisungsartikel ist zwar eine saure Gurke für "die Linke". Aber offenbar haben liberal-bürgerliche Kreise mit ihrem konsequent anti-kollektiven Erziehungsanspruch auch keine Rezepte. Sich jetzt nur über das Dilemma "der Linken" zu freuen, bringt noch keine handfesten Lösungen! Sozial-integrative Projekte sind dem Karli Linder wohl auch ein Gräuel? Es ist nicht zu übersehen, dass eine "liberale", "baugläubige" und von mega-manischen Projekten träumende Politik die Wohnqualität senkt und uns in Stadtverhältnisse katapultiert, die in jeder nächstgrösseren Stadt im voraus zu "besichtigen" wären. Nur hocken diese Kritiker immer auf ihren Stühlen und wollen davon nichts wissen!


Peter Thommen, Buchhändler, Basel



"Ist die Gesellschaft gerecht?"

Die Wirtschaft muss grundsätzlich im Dienste der Menschen stehen, von dort holt sie sich auch ihr Vertrauen, und darum muss es ihr gelingen, als bestmöglichstes System zu überzeugen. Das Partizipieren von Wohlstand für alle Schichten ist das ideale Argument für die soziale Marktwirtschaft. Die Schweiz ist bekannt dafür, dass gerade untere Einkommensschichten real deutlich besser zum Zug kommen als zum Beispiel in Deutschland.


Überrissene Boni/Gehälter sind nicht reine Privatfragen für die Unternehmen. Dahinter steht die Grundsatzfrage: Ist die Gesellschaft gerecht? Wenn wir von diesem Weg abkommen, schaffen wir Raum für politische Extreme mit populistischen Ansätzen.


Die Politik könnte sich hinter die Ohren schreiben, dass eine antizyklische staatliche Nachfragepolitik nur dann realisiert werden kann, wenn in den guten Zeiten nicht gleich wieder Begehrlichkeiten für höhere Löhne und mehr Bauaufträge lanciert werden. Für die Umsetzung dieses Prinzips ist noch deutlich Luft nach oben.


Karl Linder, Basel



"Totale Regulierung ist zum Scheitern verurteilt"

Warum immer nur in Extremen denken und argumentieren? So wenig wie es die vollkommene Liberalisierung geben kann (ausserhalb der Anarchie), so genau wissen wir ja, wie die totale staatliche Regulierung zum Scheitern verurteilt ist. Ja – ich bin nach wie vor der Ansicht, dass viel zu viel staatlich "reguliert" ist. Aber vielleicht liegt es daran, dass nur das reguliert wird, was das durchschnittliche Hänschen Politicus überhaupt noch erfassen und verstehen kann? Wenn ich bedenke, welche Regeln und Vorschriften beispielsweise ein schlichter Gastwirt zu berücksichtigen hat, was der Staat ihm alles vorschreibt – und was andererseits eben die Banker alles dürfen, da wirds doch deutlich: Von der einen Wirtschaft verstehen Politik, Verwaltung und Justiz rein gar nix – von der anderen "Wirtschaft" wissen sie sie etwas und regulieren darum bis ins hinterste und letzte Detail. Fazit: Man giesse das Kind jetzt nicht mit dem Bade aus!


Peter Waldner, Basel


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).