Basel und das nächtliche Pjöngjang
Katzenjammer im Fussball-Land. Eine triste und bedrückte Stimmung. 0:4 gegen die Deutschen! Das sei, kommentiert ein Fan, nun wirklich "ein Ablöscher". Womit wir auch schon beim Thema sind – nämlich beim Anzünden und Ablöschen in dieser Stadt. Beginnen wir beim Basler St. Jakob-Park. Das Fussballstadion erstrahlt an Spielabenden in einer imposanten Farbenpracht, leuchtet nachts in kräftigem Rot. Schau an, denkt der Vorbeireisende: Da muss es aber emotional zugehen, muss eine tolle Stimmung herrschen. Also hinein in die farbige City, hinein ins pulsierende Nachtleben.
Man kann nur hoffen, dass der späte Gast einen guten Stadtplan, vielleicht gar eine Taschenlampe bei sich hat. Denn nachts in Basel ein belebtes Zentrum auszumachen, ist gar nicht so einfach. Man kann sich vor den Messeturm verirren, vielleicht einen der Bahnhöfe finden oder ein hell erleuchtetes Werkgelände. Der baulich schönste, zentrale Teil der Stadt aber verschliesst sich dem Blick des Besuchers wie eine Dunkelkammer. Erst recht zu späterer Stunde, wenn eine amtliche Zeitschaltuhr zum allgemeinen Lichterlöschen auch beim Rathaus und beim Münster mahnt. Dann zieht sich der Rhein durch die Stadt wie der Taedong durchs nächtliche Pjöngjang.
Wirklich schade. Basel hat eine herrliche, weitgehend intakte Altstadt. Die Gebäudekulisse am Rheinufer zwischen Wettstein- und Johanniterbrücke ist atemberaubend schön. Das effektvoll beleuchtete Hotel "Les Trois Rois" lässt erahnen, wie einladend sich die Stadt am Fluss auch zu nächtlicher Stunde präsentieren könnte.
Wer seine Vorstellung noch ausschmücken möchte, fährt rheinabwärts nach Köln. Die dortige Lichtgestaltung des Rheinufers hat auch international viel Beachtung und Lob gefunden. Noch schöner könnte es in Basel sein.
Die Industriellen Werke IWB besorgen die öffentliche Beleuchtung der Stadt Basel. Sie schalten und walten über rund 20'000 Leuchten. Doch der weitaus grösste Teil – über 15'000 – erhellt vor allem Strassenasphalt und Strassenverkehr – wie vor Jahrzehnten, als die Fuhrwerke noch mit schummrigem Licht unterwegs waren.
Moderne Beleuchtungskonzepte machen die Umgebung wahrnehmbar, die topografischen Umrisse, die Fassaden. Sie inszenieren Räume statt Strassenoberflächen. Die Stadt wird dadurch abends nicht nur wohnlicher, sondern auch sicherer.
Immerhin: Erleuchtung ist in Sicht. Nach jahrzehntelangem Hin und Her hat der Basler Grosse Rat im Jahr 2005 tatsächlich acht Millionen Franken freigegeben für den ersten Teil eines neuen städtischen Beleuchtungskonzeptes. Eine "gestalterische Lichtführung" soll den "charakteristischen Charme der Stadt Basel" auch nachts erlebbar machen. Manche Dunkelzone soll verschwinden, der Münsterhügel einen "feinen Silhouetteneffekt" erhalten. Doch wie zu erwarten war: Der Ankündigung folgten ausufernde Diskussionen mit Anwohnern, Denkmalpflegern, Heimat- und Naturschützern.
Die Argumente wiederholen sich: Man will seine Ruhe haben, möglichst alles beim Alten belassen. "Ein Eingreifen in diese Stille würde als störend empfunden", hiess es schon 2002 in einem – negativen – Gerichtsentscheid zu einem geplanten neuen Rheinuferweg am Fuss des Münsterhügels; eine nächtliche Beleuchtung komme an diesem sensiblen Ort "von vornherein nicht in Betracht".
Bis zur Euro 08 wird somit erst ein kleiner Teil des neuen Konzepts umgesetzt sein. Dafür sind nach wie vor alle Strassenmittelstreifen schön prächtig beleuchtet. Und natürlich der St. Jakob-Park. Ihn wird der Reisende finden. Und hoffentlich, auch ausserhalb des Stadions, keine triste Stimmung.
31. März 2008
"Mir reicht die Nachtbeleuchtung fremder Schlafzimmer"
Schon was gehört von Lichtverschmutzung? Mir reichen die gen Himmel und in fremde Schlafzimmer abstrahlenden privaten Nachtbeleuchtungen - seien es Fluter gegen unerwünschte Eindringlinge oder so genanntes Stimmungslicht im Garten oder auf der Terrasse.
Eva Caflisch, Zürich
"So lustfeindlich"
Basel ist sowas von verpennt und lustfeindlich.
PJ Wassermann, Hersberg