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© Foto by Museum der Kulturen
Pilgern – weil das Vergnügen, unterwegs zu sein, alles istPilgerfahrten "boomen", sagt das Museum der Kulturen in Basel und hat sie zum Thema seiner neuen Ausstellung gemacht Von Aurel Schmidt Am besten kann es oft sein, in der Etymologie nachzufragen, wenn man über einen Begriff Auskunft sucht. Pilgern wird meistens mit einem religiösen Ziel, zu dem die Pilgerreise hinführen soll, in Verbindung gebracht. Genau genommen stammt der Begriff "pilgern" vom Lateinischen "pelegrinus" ab, was soviel bedeutet wie "Fremder", "Wanderer". Der Pilger als Fremder, der sich nach Rom, Compostela, Lourdes oder Mekka auf den Weg macht? Um sich selbst zu finden? Wer weiss. "Pilgern ist nur eine Möglichkeit Das Gegenstück dazu ist der Flaneur, der ebenso gemächliche wie ziellos umherschweift. In Moskau und Minsk hat sich der öffentliche Spaziergang als Ausdruck des Protests gegen die politischen Verhältnisse entwickelt, was die Polizei bewog, einzuschreiten und diese Spaziergänge zu untersagen. Die Strassen sind jetzt offenbar den eiligen Geschäftsleuten und Konsumenten beim Einkaufen vorbehalten. Wer nichts zu suchen hat, gilt als delinquent und soll gefälligst verduften. Dass das Gehen auch im reglementierten Marschschritt erfolgen kann, soll nicht vergessen werden. "Jährlich unternehmen 200 Millionen Andererseits hat gerade die thematische Einschränkung Dominik Wunderlin die Möglichkeit gegeben, in die Tiefe zu dringen. "Pilgern. Boomt" ist eine dichte, üppige Ausstellung geworden, die erste im neu eröffneten Haus auf dem Münsterhügel, die über den bisher gepflegten Minimalismus hinausgeht. Kritiker des neuen Museumskonzepts: Hingehen! Zwar ist die Schau auf Europa fokussiert, doch das Museum der Kulturen darf auf keinen Fall auf die aussereuropäischen Kulturen reduziert werden. Ein Drittel der Aktivitäten und Bestände haben mit der eigenen Kultur (früher "Volkskultur") zu tun. Stets geht es nach Museums-Direktorin Anna Schmid darum, zu erkunden, was Menschen tun, um ihr Leben einzurichten. "Zur religiösen Motivation tritt Aufschlussreich ist es aber, dass auch viele Religionsferne Pilgerreisen unternehmen. Oft scheint ein Grund darin zu liegen, sich von den zeitlichen Lebensumständen, von Überdruss zu befreien, auch nur vorübergehend. Wenn der Pilger oder die Pilgerin ein Fremder oder eine Fremde ist, dann ist jeder und jede tatsächlich auf der Suche nach sich selbst. Auf diese Weise kann an die Stelle der religiösen Motivation die sportliche treten. Das ist ein Aspekt, der nicht vernachlässigt werden sollte. Physische Anstrengungen gehören dazu. Es gibt Bilder und Filmsequenzen in der Ausstellung, die Pilger beider Überzeugungen im Regen, im Schnee zeigen (Kälte ist unsichtbar). 13. September 2012
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