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Er ist "Sans-Papiers" und renoviert gediegene Basler AltstadthäuserZum Beispiel Hisni: Als Papierloser profitiert er von Basel - aber Basel profitiert auch von ihm Von Beat Stauffer Seit 12 Jahren lebt der Kosovo-Albaner Hisni* ohne Aufenthalts-und Arbeitsbewilligung mitten in Basel. Ein Geschäftsmann, der mehrere Altstadtliegenschaften besitzt, aber auch ein Temporärbüro und verschiedene Restaurantbetriebe haben Hisni ein Überleben in der Schweiz ermöglicht - und tüchtig daran verdient. Die Geschichte von Hisni und seinem elenden Leben wirft verschiedene Fragen auf, nicht zuletzt die der Mitverantwortung der Behörden. Ein grosses, etwas rundliches Gesicht, das etwas Bäurisches ausstrahlt. Grossgewachsen, eher hager, Glatzenansatz, graue Haare. Der Körper sichtlich abgearbeitet; ein Leben lang gekrampft. Der Mann wirkt gut zehn Jahre älter als er ist. Hisni, ein Sans-Papiers aus dem Kosovo.
"Sarah und ihr Mann, der Arzt, helfen Hisni."
Schon vor mehr als fünf Jahren hat mir Sarah von ihrem Schützling erzählt und von den unglaublichen Verhältnissen, in denen er lebt. Müsste man diesen Herrn H., der ihn zu einem Hungerlohn beschäftigt und ihm ein Zimmer vermietet, nicht anzeigen, habe ich sie damals gefragt. Mach ja nichts, hat Sarah geantwortet. Sonst verliert Hisni alles.
"Hisni reiste als Tourist nach Basel."
Hisni bezieht ein Zimmer in einer dieser Liegenschaften, das er mit einem anderen Kosovo-Albaner teilt. Im Gang befindet sich ein Kochnische für alle acht Bewohner der Wohnung. 300 Franken pro Monat muss Hisni hinblättern. Doch immerhin hat er nun ein Bett und eine Arbeit: Zusammen mit anderen Kosovo-Albanern renoviert er eines der Altstadthäuser des Herrn H. in der Nähe der Lyss. Später kommt das Haus dran, in dem Hisni und seine Landsleute wohnen.
"Seine Frau in Kosovo lebt
Doch unter 20'000 Franken, so hat Sarah erfahren, läuft da nichts. Und dieses Geld können weder Hisni noch sein Bruder Elmi, der als Asylbewerber in der Schweiz lebt, auf den Tisch legen. So bleibt Hisni allein.
"Die denkmalgeschützte Liegenschaft gehört
Als die Arbeit bei Herrn H. immer spärlicher wird, beginnt sich Hisni umzuschauen. Ein Arbeitsvermittlungsbüro an der Freien Strasse hält ihm regelmässig temporäre Jobs zu. Es sind die härtesten, dreckigsten Einsätze auf Baustellen. Sarah hat ihn einmal gesehen, wie er auf einer Baustelle im Kleinbasel mit schweren Armierungseisen hantierte. Um seinen Lohn aufzubessern, geht Hisni abends zusätzlich Teller waschen. Etwa im Restaurant Landhof an der Riehenstrasse, das seit Monaten geschlossen ist. Diesen Sommer hat Hisni auch wieder Teller gewaschen - in einem Basler Schwimmbad.
* Zum Schutz der Betroffenen wurden alle Personennamen verändert. Die wirklichen Namen sind der Redaktion bekannt. 6. November 2001
Pragmatische statt pauschale Lösungen sind gefragt
In der Schweiz leben wohl weit über hunderttausend Menschen so wie der Kosovo-Albaner Hisni: Ohne Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung, ohne soziale Sicherheit, ausgebeutet, verängstigt, erniedrigt. Skrupellose Arbeitgeber machen satte Gewinne auf dem Buckel dieser modernen Sklaven, und die Behörden schauen häufig weg. Auch in Basel. Doch damit muss jetzt Schluss sein. Das Problem der "Sans-Papiers" muss dringend angegangen werden.
Doch die Lösung einer pauschalen Regularisierung, wie sie von einem Unterstützungskomitee und einzelnen Parteien vehement gefordert wird, überzeugt nicht. Zu gross sind die Nachteile, die mit einer solchen, radikalen Lösung verbunden wären.
"Kein Mensch ist illegal", heisst es auf einem Spruchband, das seit Tagen an der Basler Antoniuskirche hängt. Doch die Forderung nach einer für alle Menschen dieser Erde geltenden Niederlassungsfreiheit ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider utopisch. Denn Millionen von jungen Männern in der dritten Welt warten nur auf eine Gelegenheit, um in den reichen Norden auszuwandern. Sie sehen in ihren Ländern keine beruflichen und persönlichen Perspektiven. Dazu kommen unzählige Menschen, die aus politischen Gründen an Leib und Leben verfolgt sind.
Dass sie ihr Glück in Europa versuchen wollen, ist verständlich. Doch es ist auch legitim, dass sich Europa vor diesen Migrationsströmen schützen will. Denn es geht letztlich um einen Lebensstandard, den hierzulande kaum jemand preisgeben möchte.
Wer aber für eine Kontrolle der Zuwanderung plädiert, spricht sich gleichzeitig für Gesetze aus, welche Niederlassung und Arbeitsbewilligung regeln. Ein Verstoss gegen diese Gesetze muss aber geahndet werden muss, soll der Staat seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Bei einer kollektiven Regularisierung der illegal in der Schweiz lebenden Ausländer würden diese Gesetzesverstösse nachträglich legitimiert und indirekt sowohl Schweizer wie auch Ausländerinnen und Ausländer bestraft, die sich an die geltenden Gesetze halten. Damit würde auch ein heikler Präzedenzfall geschaffen. Wie wäre es denn zu begründen, dass ein im Frühjahr 2001 illegal eingereister Kosovo-Albaner eine Aufenthaltsbewilligung erhielte, nicht aber ein Landmann, der sein Glück ein Jahr später versucht?
Eine pauschale Regularisierung hätte mit grösster Wahrscheinlichkeit eine Sogwirkung zur Folge. Unzählige Kandidaten würden sich eine Chance ausmalen, früher oder später ebenfalls in den Genuss einer solchen Regelung zu gelangen.
Gegen eine kollektive Legalisierung spricht auch die Tatsache, dass die "papierlosen" Menschen sehr heterogen zusammengesetzt sind: Da gibt es etwa ehemalige Saisonniers, abgetauchte Asylbewerber und Menschen, die von Anfang an illegal eingereist sind. Da gibt es Menschen, die schon jahrelang in der Schweiz leben, und andere, die erst ein paar Monate hier sind.
Schliesslich ist auch in Betracht zu ziehen, welche Auswirkungen die Aufnahme von 100'000 bis 300'000 Papierlosen in unsere Sozialversicherungssysteme und in die obligatorische Krankenversicherung hätte.
Diese und weitere Gründe sprechen gegen eine Pauschallösung. Was es braucht, sind vielmehr klare Kriterien - etwa die Länge des Aufenthalts in der Schweiz - als Grundlage für die Aufnahme bestimmter Gruppen von "Sans-Papiers". Eigentliche Härtefälle müssen gesondert behandelt werden. Unabdingbar ist eine neutrale Ombudsstelle, bei der sich Papierlose ohne Risiko nach der Chance für eine Bewilligung erkundigen können.
Das Problem der Papierlosen stellt die Gesellschaft vor eine schwierige Aufgabe. Es ist eine Gratwanderung zwischen der sturen Anwendung der geltenden Gesetze und humanitären Erwägungen. Pragmatische Lösungen sind gefragt, nicht pauschale.
Beat Stauffer "Es ist etwas problematisch, über Schweizer herzuziehen" Es ist klar, dass die Einwanderungsbedingungen der Sans Papier verbessert werden müssen. Der politische Trend jedoch geht in die Gegenrichtung! Vgl. das neue vom Volk am 24. November 2006 angenommene Asyl- und Ausländergesetz. Es ist daher etwas problematisch, über die Schweizer herzuziehen, die Hisni "ausbeuten", erlauben sie ihm doch, seinen existenziellen Wunsch in der Schweiz zu leben. Wer es ihm ermöglicht, kann die Gesetze nicht wegzaubern. Wer es dennoch tut, nimmt ein erhebliches Risiko auf sich. In einem gewissen Sinn könnte man ja der Sicht des Berichts folgend auch Sarah einen Vorwurf machen: Sie ermöglicht ja erst seinen Aufenthalt und verlängert ihn durch ihre Hilfe. Ein solcher Vorwurf wäre aber absurd. Wir sollten auch hier uns von einer rein legalen und legalistischen Sicht entfernen. Ausbeuten darf Hisni niemand. Hingegen kann er ihn nicht in jeder Beziehung zum Teilnehmer unserer legalen Institutionen machen. Wenn keine Ausbeutung durch wucherische Preise erfolgt, darf einem Partner von Hisni, der ihn beschäftigt oder Unterkunft bietet, menschlich kein Vorwurf gemacht werden. Peter Zihlmann, Publizist, Riehen |
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