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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Ferment eines breiten Selbstverständnisses": Projektleiterin Joëlle Perret

Die Frau, die Freiwilligen-Arbeit und Gemeinsinn in die Schulzimmer bringt

Die "Schappo"-Verantwortliche Joëlle Perret lanciert mit 340 Basler Schülern ein wichtiges Pilot-Projekt


Von Peter Knechtli


Der Kanton Basel-Stadt will Freiwilligen-Arbeit auf breiterer Front populär machen: Elf Schulklassen starten ein Pilot-Projekt, bei dem gemeinnütziges Engagement mit der Stoff-Vermittlung kombiniert wird – und die Lehrer machen mit. "Schappo macht Schule", heisst das Projekt, das Joëlle Perret von der Kantons- und Stadtentwicklung ausgedacht hat.


Die Bilder der Vereinzelung sind uns vertraut: Jeder sucht Fun für sich und bestenfalls für seine Community, der aufgesetzte Kopfhörer signalisiert: Bitte nicht stören! Doch in einer Stadt wie Basel arbeiten im Stillen zahlreiche Gruppen und Vereine, die sich freiwillig für Andere einsetzen.

Vor fünfzehn Jahren gründeten der damalige Justizdirektor Hans Martin Tschudi und einige seiner engen Mitarbeitenden den "Schappo", einen Anerkennungspreis, der Freiwilligen-Arbeit von Verbänden auszeichnet. Regierungspräsident Guy Morin und seiner Nachfolgerin Elisabeth Ackermann war das Anliegen so viel wert, dass sie diese Preisvergabe weiterführten – anfänglich viermal, jetzt zweimal pro Jahr. Das Logo ist ein Männchen, das repektvoll den Hut hebt.

Weiterer, grösserer Schritt

Im September 2014 erhielt der Anerkennungspreis eine zusätzliche Facette: Baslerinnen und Basler können ihrem Nachbarn, der für sie den Einkauf übernommen hat, der Kollegin, die den Rasen mähte, oder dem engagierten Vater, der in der Schule einen Mittagstisch organisierte, kostenlos einen kleinen "Schappo"-Pin zukommen lassen.

Und jetzt folgt ein weiterer, grösserer Schritt: Gleichzeitig mit der Verleihung des 40. "Schappo" stellt die Basler Kantons- und Stadtentwicklung am Donnerstag im "Unternehmen Mitte" vor 150 Gästen eine neue Ausbaustufe vor: Die Promotion der gemeinnützigen Arbeit und das Lernen des demokratischen Umgangs sollen unter dem Motto "Schappo macht Schule" ganz gezielt in die Klassenzimmer hineingetragen werden.

Elf statt drei Schulklassen machen mit

Joëlle Perret (40), seit 2016 Leiterin der Koordinationsstelle Freiwilligenarbeit im Präsidialdepartement, hatte die Idee, drei Schulklassen innerhalb der obligatorischen Schulzeit zu finden, die an einem Pilotprojekt teilnehmen und angewandte gemeinnützige Tätigkeit in ihren Schulunterricht integrieren – beispielsweise in die Fächer "Natur, Mensch, Gesellschaft" (NMG) oder "Ethik, Religionen, Gemeinschaft" (ERG): "Freiwilligen-Arbeit gehört klar zur Bildung, ist aber heute noch nicht Bestandteil des obligatorischen Unterrichts."

Die frühere Geschäftsleiterin des Jugendkultur-Festivals staunte über die unerwartete Nachfrage: Statt drei beteiligen sich jetzt elf Klassen am Projekt, das sich perfekt einfügt in die Erlangung von Kompetenzen, wie sie der "Lehrplan 21" verlangt. "Service Learning" heisst die anerkannte Methode aus dem angelsächsischen Raum, wo gemeinnützige Arbeit eine höhere Bedeutung hat als hierzulande.

So sollen Schülerinnen und Schüler beispielsweise "Möglichkeiten für ein gelungenes Zusammenleben formulieren" oder "sich in andere Menschen hinein versetzen und deren Gefühle, Bedürfnisse und Rechte respektieren und sich für sie einsetzen", wie es in der offiziellen Unterlage an die Lehrer heisst. Joëlle Perret zu OnlineReports: "Kinder, die in der Schule Freiwilligen-Arbeit lernen, leisten sie später auch als Erwachsene."

Ideen dürfen auch scheitern

Vorbilder gibt es in der Schweiz bereits, so ein Waldprojekt in Bern, eine Aktion zur Warnung vor Internet-Kriminalität in Kriens LU, die Einrichtung eines Parcours der fünf Sinne für Senioren im thurgauischen Romanshorn oder – ganz ambitiös – die Einrichtung eines Dorfplatzes im bernischen Heimberg.

Von den elf Basler Klassen werden mehr als ein Dutzend Projekte erwartet, "wobei Ideen auch scheitern dürfen", wie Joëlle Perret den Erwartungsanspruch relativiert. Erste Klassen starten bereits diesen Juni, im Sommer 2019 soll der Versuch zu Ende gehen.

Vorgesehen sind fünf Blöcke: von der Einführung in die Freiwilligen-Arbeit über die Motivation durch junge erfahrene Volontäre, Entwicklung und praktische Umsetzung des Konzepts bis zur abschliessenden Aufarbeitung des Projekts. Jede Klasse hat Anrecht auf 500 Franken Materialkosten, die über Sponsoren gedeckt werden. Zusätzliche staatliche Kosten fallen nicht an. Die Lehrpersonen sind in der Termingestaltung frei.

Auch Rückkoppelung auf Eltern erhofft

Joëlle Perret stellt sich vor, dass originelle oder erfolgreiche Beispiele freiwilliger Arbeit "von andern Lehrpersonen aufgenommen werden". Ebenso hofft sie, dass durch den Gemeinwohl-Einsatz der Eleven eine Rückkoppelung auf ihre Eltern stattfindet und vielleicht auch unter ihnen die Bereitschaft weckt, dem Vorbild ihrer Kinder zu folgen.

Es braucht wenig Fantasie, um zu erkennen, dass der "Schappo" drauf und dran ist, nicht nur erwachsen zu werden, sondern sich bei einer konzeptionellen Ausweitung als Ferment eines breiten gesellschaftlichen Selbstverständnisses zu entwickeln.

Sicher dürfte nicht nur Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann an "Schappo macht Schule" ihre Freude haben, sondern auch Erziehungsdirektor Conradin Cramer. Als urliberalem Vertreter der Selbstverantwortung wird ihm auch die freiwillige Arbeit zur Förderung des Gemeinwohls ein Herzensanliegen sein.

29. Mai 2018

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