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Die Kommentare des Ormalinger Pfarrers Ruedi Eichenberger

OnlineReports dokumentiert die Pfarrbriefe, die für rote Köpfe sorgten


Die reformierte Kirchenpflege von Ormalingen ist kollektiv zurücktreten. Als Grund gab eine aus Kirchenratskreisen veröffentlichte Medienmitteilung unter anderem "diffamierenden Verlautbarungen" von Pfarrer Ruedi Eichenberger in der Dorfpresse an. Im neusten "Kirchenboten" stellt der Pfarrherr dessen Meinungsäusserungsfreiheit in Frage und kritisiert den Rechts-Ruck in der reformierten Kirche. OnlineReports dokumentiert den Wortlaut beider Artikel:

SVP ler = Heuchler?*

Es stehen wieder einmal Wahlen bevor. Man merkt es an den grossen Worten, die an Parteiversammlungen verbreitet werden. Den Vogel schiesst dabei aber einmal mehr die SVP (Schweizerische Volks-Partei) ab, die wieder in aller Öffentlichkeit hemmungslos drauflosblochert: Der Schweizerische Parteipräsident spricht von "Tausenden von verwöhnten Zuwanderern aus allen Weltreligionen, die nicht arbeiten" und unter Bezugnahme auf einen Jugendbuch-Titel fährt er fort: "Heute hat es im Tessin andere schwarze Brüder (...) ihr Leben müssen sie nicht mit Arbeit verdienen - dafür kommt die öffentliche Wohlfahrt auf." Und wenn ein Tessiner SVP-Kantonal-Sekretär Ausländer allgemein verunglimpft als "Parasiten, die sich auf unsere Kosten vermehren wie die Kaninchen", dann ist das Hasspropaganda der übelsten Sorte. Anstatt nach fairen Lösungen zu suchen, werden Probleme durch Schüren von Angst und Wut noch vertieft. Kein Wunder wird in einem UNO-Bericht von "besorgniserregenden Tendenzen" gesprochen.

Was hat das aber mit "Heuchelei" zu tun? Nun: einerseits gibt sich kaum eine andere Partei so christlich wie die SVP. Hier im Oberbaselbiet wird jede SVP-Chilbi mit einem Gottesdienst "garniert", der SVP-Ex-Nationalratspräsident singt: "Betet, freie Schweizer, betet . . ." Blocher erklärt: "Ich vertraue darauf, dass Gott uns hilft und dass es gut herauskommt." (Haben sie von George W. Bush dazugelernt, der auch als "wiedergeborener Christ" seine Reden gern mit "God bless America" beendet, damit er die Religiös-Konservativen für sich und seine Partei gewinnt?)

Andererseits gibt es keine andere schweizerische Partei, die dem was Kirchen vertreten so direkt entgegenwirkt und -arbeitet, wie die SVP: Die Kirchen setzen sich aufgrund der biblischen Botschaft für soziale Gerechtigkeit, für die Achtung der Menschenwürde, für die Bewahrung der Schöpfung, für die Gleichbehandlung von Frau und Mann ein, und die SVP politisiert in allen Bereichen gegen diese Ideale und Werte, welche die Kirche vertritt: frauenfeindlich, ausländerfeindlich, unsozial, sie blockiert immer wieder Vorschläge zur Erhaltung einer gesunden Natur, beschimpft Rentenempfänger pauschal als "Scheininvalide" und versucht, den Rechtsstaat zu schwächen. Mit ihrer menschenverachtenden Politik vergiftet sie das Zusammenleben in unserem Land. Zudem machen Spitzenpolitiker dieser sogenannten "Volks-Partei" Kirchenvertreter lächerlich, sie diffamieren sie als naive Weltverbesserer und sprechen den Kirchen das Recht ab, sich politisch zu äussern. Kein Wunder hat Bischof Henrici einmal gesagt: "Ich bin immer noch der Meinung, dass die SVP die einzige Partei ist, die ein guter Christ nicht wählen kann."

Dazu passt aber ein christlicher Gottesdienst ausgerechnet anlässlich einer SVP-Partei-Chilbi wie die Faust auf's Auge: Ich empfinde das als pure Heuchelei und Stimmenfängerei. Da passt die Kirche plötzlich wieder in die schlaue politische Wahl-Strategie von Mörgeli und Konsorten. Dass sich die Kirche dabei als Propaganda-Vehikel für eine ungute Sache instrumentalisieren (oder ausnutzen) lässt, das durchschauen die lokalen Parteiführer wohl kaum, da sie sowieso nur mit dem Bauch politisieren können und ihre nationalen Vorbilder nachäffen. Aber eine angeborene Schläue lässt sie zumindest spüren, wie man das Volk verführen kann. - So oder so: viele Wähler werden leider von der scheinheiligen Botschaft berührt: "Kommt her, wir sind noch in Ordnung und haben das Herz auf dem rechten Fleck, wir sind bodenständige, rechte Schweizer und Gott ist mit uns!"

Es gibt natürlich durchaus anständige und faire SVPler - auch Bauern, die seit der Zeit, als die Partei noch "Bauern- Gewerbe- und Bürger-Partei" hiess, immer noch darauf vertrauen, dass diese Partei ihre Interessen am besten vertritt. Es ist schade, dass sie sich von dieser unredlichen Politik nicht distanzieren.

Ruedi Eichenberger
Ormalingen

 

* Erschienen in der Ormalinger Dorfzeitung "Zingge-Bott" Nr. 189 / Mai 2007

 


Darf man im Kirchenboten die SVP nicht kritisieren?*

An dieser Stelle hätte nach meinem Wunsch in der letzten Ausgabe des Kirchenboten ein SVP-kritischer Artikel abgedruckt werden sollen. Die Redaktion hat den Text abgewiesen, mit der Begründung, dass sie durch dessen Veröffentlichung "Schwierigkeiten" bekommen könnten.

Ich habe den Artikel fair formuliert - allerdings mit einem Zitat von Bischof Henrici, der einmal gesagt hat, er sei der Meinung, dass die SVP die einzige Partei sei, die ein guter Christ nicht wählen könne. Leute, denen ich den Artikel zu lesen gab, konnten nicht verstehen, weshalb es nicht sein darf, dass der Gemeindepfarrer seinen Schäfchen unter der Rubrik "Ormalingen-Hemmiken" seine kritische Haltung gegenüber einer politischen Partei zur Kenntnis bringt.

Wie steht es beim Kirchenboten mit der Freiheit der Meinungsäusserung? Ich weiss es nicht, aber ich frage mich: Ist nun auch der Herausgeber-Verein und/oder die Redaktion - wie die meisten kirchlichen Leitungsgremien - den bürgerlichen Geldgebern so weit ausgeliefert oder selbst politisch so rechtslastig, dass auf diese Art "Zensur" ausgeübt wird - gerade von jenen, die sich immer so viel auf die "freie Schweiz" einbilden? Wirkt sich da eventuell schon das neue Redaktionsstatut aus, welches die Basler Kirchen durchgeboxt haben? Diese forderten ja ultimativ, dass sie auf den redaktionellen Inhalt mehr Einfluss bekommen und dass die Redaktion sich ihnen gegenüber "loyal" verhalten müsse. Wenn sich ein Redaktor also nicht loyal verhält, was immer das genau heissen mag - so wird sein Stuhl bald einmal wackeln (Artikel 2 und 9 des neuen Redaktionsstatuts). In einer Presse-Mitteilung des Baselbieter Kirchenrates wird zwar erklärt, die redaktionelle Freiheit des Kirchenboten solle gewahrt bleiben. Aber wie ist das, wenn sich die Zeitungs-Verantwortlichen vor Angriffen, eventuell sogar rechtlichen Schritten der Gegenseite fürchten oder wenn eben ein Redaktor seine Entlassung befürchtet und diese Furcht schon genügt, dass man kritische Artikel abweist?

Ich kann nicht verhehlen, dass ich es durchaus für möglich halte, dass die bürgerlichen Mehrheiten unserer Kirchenleitungen je länger desto mehr daran interessiert sind, ebenso bürgerliche - und deshalb gute Steuerzahler nicht aus der Kirche zu vertreiben. Wenn sie aber deswegen kritische Meinungen nicht tolerieren, so lassen sie "ihre" Kirche noch mehr zu einem "Wellness-Club" verkommen bis das bekannte Wort, Religion sei Opium des Volkes, wieder seine volle Wahrheit erlangt.

Ich habe für die LeserInnen unserer Gemeindenachrichten schon rund 200 brave, religiös-besinnliche Artikel formuliert. Dann wird wohl kaum jemand sagen, die Berichterstattung sei nicht ausgewogen, wenn ich nun einmal Stellung beziehe zum pseudochristlichen Gebaren einer "Volkspartei", die eben gerade in unseren beiden Dörfern sehr stark vertreten ist.


Ruedi Eichenberger
Pfarrer von Ormalingen-Hemmiken

 

* Erschienen in der Juni-Ausgabe 2007 des "Kirchenboten"

28. Mai 2007


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Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

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Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

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Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

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Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

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