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"Ein Scheitern der Uni-Reform hat personelle Konsequenzen"Rolf Soiron, Präsident des Basler Universitätsrates, über die Notwendigkeit von Restrukturierungen und die Möglichkeit von Rücktritten Von Peter Knechtli Wenn die gegenwärtige Aufruhr an der Universität Basel anhält und das umstrittene Spar-Konzept scheitert, würde der Präsident des Universitätsrates und mit ihm mehrere Mitglieder zurücktreten. Dies erklärt der Basler Uni-Präsident im Interview mit OnlineReports. Zudem bekräftigt er die Notwendigkeit, teure Parallelangebote an Schweizer Universitäten zu konzentrieren und verstärkt mit andern Hochschulen zusammen zu arbeiten. OnlineReports: Herr Soiron, wie viele Protest-Briefe erhalten Sie täglich?
"Es war nicht die Form, die schockte, OnlineReports: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass nicht nur die Slawistik-, Geologie- und Astronomiestudenten und -dozenten rebellieren, sondern auch Stimmen aus Fakultäten, die vom Abbau gar nicht betroffen sind?
"Wir haben heute in Basel OnlineReports: Werden später auch Medizin-Professoren bluten müssen?
"Wenn wir die Unterstützung der Obrigkeit OnlineReports: Wird es im Universitätsrat zu personellen Konsequenzen kommen, falls der Uni-Umbau scheitern sollte?
"Es kann nicht so weiter gehen, dass Universitäten OnlineReports: Indem Sie Fächer aufheben, tangieren Sie doch auch die Mauern anderer Universitäten.
"Die Studiengebühren bleiben, an die Inflation angepasst, auf heutigem Niveau." OnlineReports: Sehen Sie auch Kooperationen mit weiteren Fächern und mit andern Universitäten? 1. Februar 2004
ROLF SOIRON UND DIE UNI
Im Fokus der Kritik steht der Historiker Rolf Soiron, seit Anfang 1996 Präsident des Universitätsrates. Unternehmer Soiron, gestern Samstag 59-jährig geworden, ist unter anderem Holcim-Verwaltungsratspräsident. Über viele Jahre führte er Jungbunzlauer, das grösste Zitronensäure-Unternehmen der Welt. "Von einem Überangebot kann nicht die Rede sein" Herr Soiron begründet die geplante Schliessung der Basler Slavistik u.a. mit dem folgenden Argument: "So gibt es in der Schweiz beispielsweise sechs Universitäten, die Slawistik anbieten bei durchschnittlich 30 Studienanfängern pro Jahr."
Dieser Satz ist auf fatale Weise unpräzise formuliert – es ist nicht klar, ob die genannte Zahl für die gesamte Schweiz oder für jedes einzelne Institut gilt. Im Kontext von Herrn Soirons Argumentation kann der Leser aber nur einen Schluss ziehen: Durchschnittlich hat jedes slavistische Institut in der Schweiz 5 Studienanfänger pro Jahr. Herr Soiron erweckt damit den Eindruck, dass das Slavistik-Angebot in der Schweiz in keinem Verhältnis zu der studentischen Nachfrage stehe und dass jeder verantwortungsbewusste Hochschulpolitiker bei einem solchen Überangebot sofort einschreiten müsse.
Das genaue Gegenteil ist der Fall: Im letzten Jahr haben schweizweit 120 Studierende ein Slavistik-Studium aufgenommen. Überdies bieten nur gerade vier Schweizer Institute überhaupt ein Slavistik-Studium an, in Lausanne und Genf gibt es nur eine Russistik.
Zur Zeit arbeitet die Schweizerische Akademische Gesellschaft der Slavisten im Zug der Bologna-Reform an einem slavistischen Campus Schweiz, in dem unter anderem eine gemeinsame Doktorandenausbildung vorgesehen ist. Wenn nun bei ohnehin knappen Mitteln auch noch die Lehrkapazitäten der Basler Slavistik wegfallen, ist eine koordinierte slavistische Ausbildung in der Schweiz ernsthaft in Frage gestellt. Die Schweizer Slavistik hat trotz permanenter personeller Unterausstattung exzellente Leistungen in Forschung und Lehre erbracht. Vor wenigen Jahren wurden die Geisteswissenschaften in der Schweiz anhand einiger ausgewählter Fächer von einem internationalen Expertenteam evaluiert. Dabei wurde der Basler Slavistik eine ausserordentlich hohe Leistungsfähigkeit bescheinigt und auf die gravierende Unterausstattung aufmerksam gemacht. Das Basler Institut verfügt – wie die meisten Schweizer Institute – nur über einen einzigen Lehrstuhl, eine zweite Professur für Linguistik steht seit Jahren an erster Stelle der fakultären Prioritätenliste. Überdies würde eine Abschaffung der Slavistik die osteuropäische Geschichte in Basel direkt gefährden: Slavistische Kenntnisse stellen eine unabdingbare Voraussetzung für das Studium der osteuropäischen Geschichte dar.
Von einem Überangebot kann also nicht die Rede sein: Die Schweizer Slavistik braucht das Basler Institut, und die Basler Universität braucht die Slavistik. Ulrich Schmid, Professor am Institut für slavische Sprachen und Literaturen Universität Bern, Bern "Warum bleibt die theologische Fakultät unberührt?" Vielen Dank für dieses ausführliche Interview. Leider wurden einige kritische Punkte des Unirat-Berichtes im Gespräch ausgelassen - etwa die Frage, wieso die theologische Fakultät von den Kürzungen unberührt bleibt. Es bleibt aber zu hoffen, dass dieser Beitrag zur Versachlichung der laufenden Debatten beitragen wird. Peter Haber, Basel |
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