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"In klaren Bahnen": Drogen-Ersatzstoff Methadon, Brief-Ausriss

Kein Basler Methadon für Berner Konsumenten

Basler Kantonsärztin will einem weggezogenen Patienten die Bewilligung entziehen


Von Peter Knechtli


Die Basler Kantonsärztin Anne Witschi will einem aus dem Kanton Basel-Stadt nach Bern gezogenen Methadon-Konsumenten die Bewilligung entziehen. Seine Mutter spricht von einem "unwürdigen Umgang mit einem Sucht-Patienten", die Kantonsärztin von der "Durchsetzung klarer Regeln".


Der 33-jährige Franziskus Hartmeier (Name geändert), seit über zehn Jahren in baselstädtischer Methadon-Behandlung, zog vor einem Jahr vom Rheinknie nach Bern. Wöchentlich reiste er nach Basel, um seine Wochen-Portion der Ersatz-Droge Methadon zu beziehen. Auch die gewohnten ärztlichen Konsultationen behielt er in Basel bei. Doch jetzt droht ihm Ungemach: Die Basler Kantonsärztin Anne Witschi kündigte ihm an, die Methadon-Bewilligung per 1. Mai zu entziehen, "sofern Sie Ihre Papiere nicht im Kanton Basel-Stadt deponiert haben".

"Unwürdiger Umgang mit Sucht-Patienten"

Hartmeiers Mutter ist entsetzt über diese Aufforderung: "Dies ist ein unwürdiger Umgang mit einem Sucht-Patienten. Mein Sohn hat massive Angstzustände." Nach ihrer Meinung war es in Basel "nie eine Frage des Wohnsitzes oder eines Reglementes", ob einem Süchtigen, der vom Arzt korrekt betreut wird, Methadon abgegeben wird. Dass ausserhalb des Kantons wohnende Konsumenten ihr Methadon in Basel beziehen, sei "nicht ausserordentlich". Tatsächlich belegt ein auf der Website der Basler "Gesundheitsdienste" veröffentlichter Bericht aus dem Jahr 2002, den Witschis Vorgänger Bruno Bucheli mitverfasste, dass 19 Prozent von 908 Patienten ihren Wohnsitz im Baselbiet hatten, also rund 180 Patienten.

Gegenüber OnlineReports stellte Anne Witschi in Abrede, dass es bezüglich des Wohnsitzes zu einer Praxisänderung gekommen sei. Voraussetzung für eine Methadon-Bewilligung sei, dass der Patient "im Kanton Basel-Stadt wohnt oder hier arbeitet". Dass eine grössere Menge Baselbieter Süchtiger in Basel Methadon beziehe, sei ihr, so die erste Auskunft, "nicht bekannt". Auf die Nachfrage von OnlineReports war durch das Sekretariat der Kantonsärztin in Erfahrung zu bringen, dass sich derzeit 919 Klienten in einem Basler Methadon-Programm befinden. Auf die Frage indes, wie viele davon im Baselbiet Wohnsitz hätten, war keine klare Antwort erhältlich.

Patient wollte "immer wieder eine Ausnahme"

Als Grund dafür, weshalb ihr Sohn ("er ist im Moment krank") den Drogen-Ersatzstoff weiterhin in Basel beziehen will, begründete die Mutter mit der "repressiven Politik" in Bern: Dort müsste das Methadon täglich unter Aufsicht bei der Abgabestelle bezogen werden, was ihn "unter zusätzlichen Stress" setze. Gegen die Verfügung des Berner Kantonsarztes ist seit einem Jahr eine Beschwerde hängig.

Laut der Basler Kantonsärztin ist dies "kein Grund, dass wir für ihn eine Ausnahmebewilligung erteilen". Anne Witschi betont, dass die Bewilligung "nicht Knall auf Fall entzogen" werde. Vielmehr sei sie im Zuge mehrerer Briefe und Gespräche mehrfach verlängert worden. Doch jetzt ist jetzt Schluss: "Der Patient verlangte einfach immer wieder eine Ausnahme." Würde die Ausnahme zum Dauerzustand, so müsste befürchtet werden, dass "Ströme von Methadon-Touristen" den Weg nach Basel fänden. Dies müsse aber gesundheitspolizeilich verhindert werden: "Die Abgabe von Betäubungsmitteln muss geregelt und in klaren Bahnen erfolgen."

Experte plädiert für Grosszügigkeit

Auch die Aussicht darauf, dass der neue Berner Kantonsarzt die Methadon-Praxis in absehbarer Zeit liberalisieren könnte, mag Anne Witschi nicht umstimmen: "Irgendwann hat man genug verlängert." Wie der Methadon-Streit ausgeht, ist noch offen: Der Patient hat von der Kantonsärztin eine beschwerdefähige Verfügung verlangt. Für den Entzug der Bewilligung, glaubt seine Mutter, bestehe "keine Rechtsgrundlage".

Ruedi Stohler, Leitender Arzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und einer der führenden Methadon-Experten der Schweiz, plädiert "auf alle Fälle für grosszügige Lösungen, die für den Patienten am günstigsten sind und ihn in seiner Reintegration nicht behindern". Wenn Süchtige daran seien, Tritt zu fassen, sollten sie amtlicherseits "nicht unnötig schikaniert werden". Natürlich müsse der Methadonkonsum klar geregelt sein, "aber klar heisst nicht stur". Eine wöchentliche Abgabe sei vertretbar, wenn die Konsumenten "verlässlich" seien.

Pikant: Nähme der betroffene Patient tatsächlich wieder in Basel-Stadt Wohnsitz, müsste der Kanton für die IV-Ergänzungsleistungen aufkommen.

22. April 2005


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"Kein Methadon-Tourismus trotz liberaler Haltung in Zürich"

Was haben wir doch in Zürich für paradiesische Zustände, was die Abgabe von Methadon betrifft! Hier existieren fachlich ausgewiesene Abgabestellen mit medizinisch geschultem Personal, die unseren Patienten jenes Medikament, sprich Methadon, verabreichen, das sie für ihren Lebensunterhalt brauchen. Und zwar in jenen Dosen und Zeitabständen, wie es die entsprechenden Lebensumstände verlangen. Und trotzdem besteht im Kanton Zürich weder ein "Methadon-Tourismus" aus Bern und Basel, noch werden Zürcher in Basel und Bern gesichtet. Dies dürfte nicht zuletzt wegen dieser liberalen Haltung punkto Mehtadonabgabe der Fall sein.


Jürg Kauer, Co-Präsident DAJ-Zürich Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger, Zürich




"Es braucht eine interkantonale Vereinbarung"

Die jetzige Situation ist ganz klar ein Ärgernis. Die Lösung kann und darf aber nicht sein, dass einem Menschen, der eine Substanz aus gesundheitlichen Gründen benötigt, diese aus formaljuristischen Gründen verweigert wird. Ebensowenig kann der Kanton Basel-Stadt der gute Samariter der Schweiz sein. Die Lösung ist also in interkantonalen Vereinbarungen zu suchen. Der Kanton X kann und will seinen Süchtigen die zur Reintegration notwendige Substanz nicht geben und ist froh, dass der Kanton Y in die Bresche springt. Kanton Y wiederum kann - eben weil er nicht der gute Samariter der Nation sein kann - wegen der potentiell folgenden Sozialkosten nicht all jenen, die einer Substitutionbehandlung bedürfen, eine Heimstatt bieten. Eine interkantonale Lösung ist demnach im Interesse aller: Die Abhängigen können in die Reintegration geführt werden, Kanton X kommt darum herum, seine Süchtigen "verrebeln" zu lassen, Kanton Y springt zum Wohle aller mit vertretbaren Kosten in die Bresche.


Beatrice Alder, Grossrätin Grünes Bündnis, Basel




"Nicht die ganze Schweiz mit Methadon versorgen"

Frau Witschi hat Recht. Wir sind nicht dazu da, die ganze Schweiz mit Methadon zu versorgen – und das auf Kosten des Steuerzahlers. Es ist nicht einzusehen, warum der Patient sein Methadon nicht an der Abgabestelle in Bern täglich beziehen kann, wenn er es braucht. Viele verkaufen das Methadon und kaufen auf dem Schwarzmarkt härtere Drogen ein, zum Beispiel Kokain. Das will Bern vermeiden.


Alexandra Nogawa, Basel



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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

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