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© Fotos by Martin Graf / Christine Valentin / OnlineReports
Immer cooler, immer krasser, immer riskanterIn der Schweiz begeht schon jeder zehnte Jugendliche Vandalen-Akte Von Elsbeth Tobler Versprayte Wände, demolierte Telefonzellen und Autos, aufgeschlitzte Pneus und Polster, zerkratzte Scheiben in Bus, Bahn und Tram - unser Alltag wird in augenfälliger Weise von Aggression und blinder Zerstörungswut geprägt. Was treibt die meist jugendlichen Täter zu Vandalismus? Wie kann man sie von ihrem Tun abhalten? Neben Sensibilisierung, Prävention und Freizeitangeboten soll konsequente Bestrafung helfen. Mitternacht. Entlang einem Eisenbahngleis huscht ein Mann in dunkler Jeansjacke. Kurz ein Blick nach links, nach rechts, nach hinten. Blitzschnell zieht er seine Spraydosen aus dem Rucksack. Er braucht nur ein paar Minuten, um seine "Karikaturen" auf die Wand zu sprühen. Dann verschwindet er. Eine typische Episode aus Timms* Vergangenheit. Mehrfach wurde der heute 33-jährige Basler von der Polizei festgenommen und zu Geldstrafen verurteilt. Heute besprayt er nur noch offiziell bereitgestellte Flächen. Von Graffitikunst zu leben, ist sein Traum.
* Pseudonym. Name der Autorin bekannt 24. März 2005
LITERATUR
Martin Killias: Grundriss der Kriminologie. Eine europäische Perspektive.. Bern 2002. "SVP-Plakate als politischer Vandalismus" Lieber Herr Frey, dass Sie wenig Sinn darin erkennen, jungen Leuten Arbeitsplätze zu verschaffen, überrascht mich nicht, wenn ich Ihre politische Herkunft sehe. Dazu braucht es eben ein bisschen mehr Fantasie als nur kurzsichtiges Kostendenken. In einem kann ich Ihnen aber voll zustimmen: Wenn Sie schreiben, es brauche mehr Verantwortungsbewusstsein beim Entfaltungsprozess der Jugendlichen und mehr Willen bei den erzieherischen Aufgaben der Familien. Dazu zähle ich auch die "politische Familie" und deren Verantwortung. Wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lasse und sehe, was zum Beispiel ihre Mutterpartei SVP alles an politischer Umweltverschmutzung fabrizierte wie die Messerstecherplakate (es gäbe noch viele andere Beispiele), die als "politischer Vandalismus" bezeichnet werden muss, so denke ich, dass Sie mit Erziehen am besten mal im eigenen Haus anfangen müssten. Eben im Sinn einer Vorbildfunktion für die Jugend. Bruno Heuberger, Oberwil "Respekt vor den materiellen Werten der Mitmenschen verloren" Davon einmal abgesehen, dass ich wenig Sinn darin erkenne, wie Herr Heuberger dies vorschlägt, teuer Arbeitsplätze zu 'erkaufen', um auf der anderen Seiten dem Volk das Geld in Form von Steuern wieder aus der Tasche zu ziehen, ist sein Wunsch nach guter Ausbildung und Arbeitsplätzen ja eigentlich zu unterstützen. Die von ihm suggerierte direkte Verbindung zum hier besprochenen Vandalismus bezweifle ich allerdings aufgrund eigener Erfahrung. So bin ich während meiner Gymnasialzeit - und ich wage es, dies als einer der bestmöglichen Ausbildungswege zu bezeichnen - diversen Sprayern begegnet und sogar mehrfach eingeladen worden, diese doch eines Nachts zu begleiten. Ich orte das Problem eher auf erzieherischer Ebene, schienen mir jene Personen doch schlichtweg den Respekt vor den materiellen Werten ihrer Mitmenschen zu missen und teilweise kaum fähig zu sein, die Folgen ihrer Taten zu erkennen. Vielleicht sollten wir künftig darum bemüht sein, dem Entfaltungsprozess der Jugendlichen auch etwas mehr Verantwortungsbewusstsein beizumischen. Bedauerlich, dass die 'moderne' Familie zur Wahrnehmung solch erzieherischer Aufgaben kaum mehr fähig - oder willens - zu sein scheint. Tommy Frey, Grossrat, JSVP, Basel "Gebt den Jugendlichen eine gute Ausbildung" Dabei gäbe es ein einfaches aber effizientes Rezept, um den Grossteil sinnloser Vandalenakte zu unterbinden: Gebt endlich den Jugendlichen eine gute Ausbildung und - noch wichtiger - danach genügend Arbeit, damit ihr Alltag endlich einen Sinn bekommt. Das so genannte "Totsparen" bei allem und jedem ist bestimmt nicht dazu geeignet, diese Unsitte in den Griff zu bekommen. Dies an die Adresse von gewissen populistischen Politikern und einfallslosen Firmen. So, wie’s jetzt läuft, wird die Rechnung für die Allgemeinheit und insbesonders für die Jugend nie aufgehen - höchstens noch für die Aktionäre und das hohe Management. Bruno Heuberger, Oberwil "Riesen-Werbung ist auch eine Form von Vandalismus" Fahre ich zur Zeit im Tram 2 die Elisabethen hoch zum Bahnhof SBB, begegne ich vor der Einfahrt auf den Centralbahnplatz erst einmal einer Fassadenfahne, welche das Baugerüst um das Hotel Euler verhängt. Es ist Werbung. Genauer: Ein Riesenposter, welches eine mehr oder weniger nackte Dame zeigt, deren Darstellung für irgend ein Parfum oder für irgend eine Trendmarke über dreieinhalb Geschosshöhen hinweg "wirbt". Benutze ich das Tram weiter, springt mir kurz nach Verlassen des Bahnhofs SBB eine Hausfassade in die Augen, immerhin Richard Meyer-Architektur, welche sich in neueren Architekturführern von Basel darstellen lässt, welche mit Hilfe eines Riesenspruchbandes ihren inhaltlichen Leerstand verkündet. Drehe ich an gleicher Stelle den Kopf nach links, lese ich, immerhin noch auf Etagengrösse affichiert, gleiches über den neuen Herzog-& de Meuron-Bau. Werbung ist bewusste "Gestaltung".
Dass Werbung inzwischen massiv ins Stadtbild eingreift und sich dabei nicht scheut, Kitsch und Geschmacklosigkeit allen Stadtbewohnern, allen Stadtpassagen, allen Stadtansichten einfach zuzumuten, wird nicht diskutiert. Es wird auch nicht diskutiert, dass solcherlei selbstredend "erzieherisch" wirkt. Was Werbung darf, darf "Jugend" noch lange! Vandalismus zieht Vandalismus nach. Oder: Wer Geschmacklosigkeit und Kitsch als Stadtgestaltung zulässt, muss sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs sich an diese Botschaft hält, dass man nämlich keinerlei Einschränkung in Kauf nehmen muss, wenn man etwas öffentlich mitzuteilen hat.
Der eine Vandalismus entsteht jedoch vermutlich doch eher spontan oder, was nachvollziehbar ist, wie Frau Alder dargestellt hat, aus Protest. Der andere, der allgegenwärtigere Vandalismus aber beruht auf Marketingstrategie. Gegen den ersten lässt man wie Herr Thüring "Null-Toleranz" los. Den zweiten sieht man, namentlich als "bürgerlicher" SVP- Politiker, offensichtlich schon gar nicht mehr. Alois-Karl Hürlimann, Basel "Jugendliche müssen spüren, dass sie bei uns willkommen sind" Der vorgestellte Report zum Thema Jugendvandalismus bietet meiner Ansicht nach einen sehr prüfenswerten Ansatz. Was darin nicht auftaucht, ist die Rolle der Gesellschaft, von uns allen. Uns Erwachsenen fällt die Aufgabe zu, die Jugendlichen in die Gesellschaft einzuführen und ihnen da auch eine Mit-Gestaltungsmöglichkeit zu eröffnen. Wir müssen sie spüren lassen, dass sie bei uns willkommen sind und ihnen folgerichtig auch Platz einräumen. Wenn ich die Freiräume, die uns in unserer Freizeit zur Verfügung standen, mit jenen vergleiche, die Jugendliche heute haben, ist die Bilanz bedenklich. Kein Wunder, dass sie sich welche erobern, die mir auch nicht passen. Das Erlernen des Umgangs mit fremdem Eigentum setzt voraus, dass Entfaltungsmöglichkeiten zu Verfügung stehen, ohne dass diese nur mit der widerrechtlichen Aneigung fremden Eigentums zu realisieren sind. Vandalismus ist eine Form der Aneignung fremden Eigentums. Den Schlüssel zum Verständnis dieser Problematik liefert der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum.
Wer setzt wann wie die Anregungen des vorgestellten Reports um? Es wäre schade, wenn es bei der Vorstellung auf OnlineReports bliebe. Beatrice Alder, Beatrice Alder "Auf allen Ebenen eine Null-Toleranz" Mir fehlt jegliches Verständnis für Vandalenakte, Schmierereien und Zerstörungswut. Man kann dies aber wohl kaum auf eine schwere Kindheit oder dergleichen reduzieren. Viele Jugendliche finden es heute doch einfach nur "cool", solche Taten zu begehen. Dies hat weniger mit der schweren Kindheit zu tun als mit dem schlecht gelernten Anstand und der Erziehung zu Hause und dem Mangel an Verständnis, was "öffentliches Eigentum" anbelangt. Die Schaffung von sogenannten erlaubten Sprayplätzen macht die Sache nicht einfacher und besser, sondern man erreicht nur einen konträren Punkt. Niemand kann mir sagen, dass diese Jugendliche, die "schön" sprayen, gleichzeitig nicht auch für die Tags und Schmierereien zuständig sind. Der Drang nach dem Verbotenen bleibt so oder so, die 68er-Mentalität "Ich bin okay - du bist okay", sollte auch hier nicht zum Tragen kommen! Vielmehr sollte auf allen Ebenen eine Null-Toleranz exisitieren, denn ansonsten werden unsere Stadt, unsere Züge und unsere Umgebung auch weiterhin unnötig verschandelt. Joël A. Thüring, Grossrat SVP, Basel |
Mit 99 jede Woche ins Turnen |
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Vergänglichkeit wird zelebriert |
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Letzte Saison unter Ivor Bolton |
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vor Gewissens-Entscheid |
Reaktionen |
Ein Schweizer Vorzeige-Projekt:
20 Jahre "Obstgarten Farnsberg"
Mit Birdlife-Projektleiter Jonas Schälle
unterwegs in einem Bijou der Biodiversität.
Reizfigur Sarah Regez:
Gefahr eines Absturzes
Peter Knechtli über die Kontakte
der SVP-Politikerin zu Rechtsextremen.
Reaktionen |
Hirnschlag mit 47: Die Geschichte von Patrick Moser
Der Baselbieter Lehrer und Journalist hat ein Buch über diesen Einschnitt geschrieben.
Kitas in Baselland: Personal und Eltern wandern in die Stadt ab
Eine Kita-Allianz will verhindern, dass die Situation noch prekärer wird.
Reaktionen |
Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen
Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt
Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.
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