![]() Kasernen-Areal: Es braucht eine Gesamt-KonzeptionVon CHRISTOPH MEURY
"Das Kasernen-Areal braucht endlich
In jedem Fall ist diese "Volksplanung" ein heiteres Tun. Die offensichtliche Konzeptlosigkeit ist fragwürdig. Die Gesamtsicht ist dabei völlig verloren gegangen und es scheint irgendwie gottgegeben, dass die bisherigen Zufallsnutzungen in die Zukunft gerettet werden. Im Klartext: Alle bisherigen Pfründe werden erhalten. Die Zukunftsplanung ist daher eher eine Art "Restverwertung" und bezieht sich nur auf die freigewordenen Räume im Hauptbau. 26. August 2011
![]() "Schutz schliesst Neukonzeption nicht aus" Dass Schutzbemühungen zugunsten der Kaserne darauf abzielten, "sinnentleerte Gebäude" inhaltsleer zu hinterlassen, kann doch wohl von niemand gewünscht sein. Gebäudeschutz und -erhaltung geht meines Wissens nicht auf Quarantäne aus. Warum wird das Ansinnen, einen Zustand zu fixieren, um erst dann den Inhalt festzulegen, ausgerechnet denkmalpflegerischen Überlegungen und ihrer Praxis unterstellt? Wer das sagt, geht von hartnäckigen Vorurteilen aus, die einfach nicht stimmen. Ein Schutz der Kasernenarchitektur zugunsten ihres Erscheinungsbilds schliesst doch eine Neukonzeption der betrieblichen Möglichkeiten in absolut keiner Weise aus. Und gehört nun nicht auch ein Exerzierplatz genauso zur Erbschaft der Gesellschaftsgeschichte wie ein (verschwundener) Kreuzgang mit Konventgebäuden? Die Bierbrauerei "Warteck" wurde zum Glück nicht abgerochen, sondern samt Kamin stehengelassen. Trotzdem nisteten sich dort die verrücktesten Kulturprojekte ein, die allesamt höchst lebendig vorankommen. Warum sollte das nicht auch bei unserer guten alten Kaserne im Kleinbasel möglich sein? Lassen wir den Luzernern doch ihr KKL. In einer Stunde sind wir dort. Stephan Tramèr, Basel "Ein Schuss ins Ofenrohr" Sie nötigen mich nochmals zu antworten: Ihre Argumentation muss schwach sein, wenn Sie pauschalisierend die Kulturschaffenden verhöhnen müssen. Ihr dogmatischer Rundumschlag ist ein Schuss ins Ofenrohr. Es muss doch auch in ihrem engen denkmalpflegerischen Denken die Möglichkeit geben Dinge anders zu sehen, Dinge weiterzudenken. Ich habe überhaupt für keinen Abriss plädiert. Ich spiele nur mit der Option von baulichen Veränderungen. Ich mache solche Überlegungen aber von einer inhaltlichen Gesamtkonzeption abhängig. Mit ihrem Vorschlag die Gesamtanlage unter Denkmalschutz zu stellen greifen sie einer Gesamtkonzeption vor. Sie sind bereit Gebäude und sogar die Gesamtanlage völlig inhaltlos zu schützen. Dies um vielleicht später einen adäquaten Inhalt zu (er)finden. Ich bin der Meinung, dass auch frühere Planer einen engen Zusammenhang zwischen Inhalt, Form und Struktur der geplanten Gebäude und Anlage gesehen haben. Sie sind bereit über sinnentleerte Gebäude einen Schutzmantel zu schlagen. Das scheint mir ziemlich fragwürdig. Dabei sind Sie mir zumindest auch die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, warum das Kasernenareal sich nicht nach seiner früheren Funktion als Kloster orientieren soll. Der ehemalige Klostergarten läge vermutlich inhaltlich näher bei einem Stadtpark-Projekt als der militärische Exerzierplatz. Und wie gesagt: Die militärische Anlage wurde auf dem Areal des Klosters errichtet und dabei wurden ebenfalls bauliche Veränderungen in Kauf genommen. Dieser Pragmatismus braucht eine lebendige Stadt. Christoph Meury, Birsfelden "Ach ihr armen zu kurz gekommenen Kulturschäflein" Die Replik von Christoph Meury auf meinen Leserbrief zu dessen Artikel über eine Neukonzeption der Basler Kaserne ist aufschlussreich. Meine Gedanken nimmt er zum Anlass, zuoberst jenen Einwand anzuführen, der zur Grundausstattung der Kritik gegen denkmalpflegerische Überlegungen gehört und gerne mit Leidenschaft vorgetragen wird, als sei es ein höchst origineller Einfall: dass man nämlich "die Stadt nicht zum Museum erklären" dürfe! Dieser Ausruf gehört zu einer beinahe ans Ideologische grenzenden Einfalt, wenn er nicht so ungeschickt wäre, aber dennoch von Managern, Bankern, Avantgardisten und solchen, die es sein wollen, immer wieder mit Leidenschaft vorgetragen wird. Damit bezeugt man Fortschrittsglauben und ungebrochenen Sinn fürs Neue. Wer möchte da zurückbleiben? Und so wird dieser Satz im Zusammenhang mit dem Kasernenareal aus der Versenkung geholt und abgestaubt.
Wie schwach müssen sich Kulturbetreiber fühlen, wenn sie sich derartig vor der drohenden Verkrustung der Stadt Basel fürchten? Wegsprengen möchten sie die alten Mauern, damit auch diese Generation ihr Scherflein zur kreativen Evolution der Gesellschaft beitragen kann. Doch wo bitte sehr wurde denn davon gesprochen, die "Stadt zu einem Museum zu erklären"? Nie wurde in Basel in den vergangenen sechzig Jahren an historischer und früher Avantgardearchitektur mehr abgebrochen und weggesprengt als je zuvor! Anrührend ist der Satz, dass "jede Generation die Möglichkeit haben sollte, sich zu entwickeln" und dafür müsse eben auch mal "Altes abgerissen" werden können. Da kommen einem fast die Tränen! Als sei das Abbrechen in Basel nicht beherzt an der Tagesordnung. Da wird doch laufend abgebaggert, dass es eine Freude ist?
Ach ihr armen zu kurz gekommenen Kulturschäflein, ihr durftet wohl noch nicht so recht! Auch ihr möchtet Euch am allgemeinen Baggerspiel beteiligen, nicht nur die Wirtschaftsbosse und Stararchitekten. Heilsame Vitamine locken in der Kultur, wenn einem die Abrissbirne im Mund zergeht. Die "Stadt als Museum"? Bevor Herr Meury seine nächste Replik zu formulieren beginnt, rate ich ihm freundlich, alles einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Es kann ratsam sein, Gedanken, die gar nicht richtig durchdacht sind, durch bessere Gedanken auszutauschen, die wirklich originellen Biss haben. Stephan J. Tramèr, Basel "Stadt darf nicht zum Museum werden" Eine Replik auf den Kommentar von Herrn Stephan J. Tramèr. Damit wir uns nicht missverstehen: Ich plädiere nicht für den Erhalt des Status Quo und ich setze mich erst recht nicht für den Erhalt der Kaserne als ehemalige Kasernenanlage, mit Exerzierplatz, Reithalle und Rossställen, ein. Die Unterstellung unter Denkmalschutz wäre die absolut falscheste Reaktion. Ich plädiere für eine Gesamtkonzeption des Areals und möchte in diesem Sinne für die Zukunft offen lassen, wie sich das Areal und die Gebäudestrukturen entwickeln können. Wir können und dürfen die Stadt nicht zum Museum erklären und damit die zukünftige Entwicklungen verhindern. Nicht jede historische Mauer ist apriori erhaltenswert.
Im Grundsatz gilt: Jede Generation muss die Möglichkeit habe sich entwickeln zu können und dafür muss manchmal Altes ein- und abgerissen werden. Eine Stadt ist ein lebendiger Organismus und Basel ist in diesem Fall (und hier auf dem Kasernenareal) sicher noch nicht fertig gebaut.
Das Recht Bestehendes in Frage zu stellen, oder gar zu schleifen, haben sich auch Generationen vor uns zu eigen gemacht. Ich gebe dem Historiker immerhin zu bedenken, dass ursprünglich hier eine ausserordentliche grosse und wichtige Klosteranlage gelegen hat. Das Kloster Klingental (ab 1274) war das reichste und vornehmste Kloster Basels. Rund dreihundert Jahre lebten und wirkten die Dominikanerinnen hier und grosse Ländereien gehörten zu dem Klosterbesitz.
Mit Fug und Recht könnte man also auch die Klosteranlage wieder rekonstruieren. Aber wir wollen das Rad der Geschichte ja nicht zurückdrehen. Müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass auch Generationen vor uns einen gewissen Pragmatismus gelten liessen und auf dem ehemaligen Klostergemäuer (respektlos) die Kaserne aufbauten, welche jetzt, zweihundert Jahre später einem Kulturzentrum und Stadtpark weichen muss. Das ist der Lauf der Dinge. Ein Narr nur wollte die Zeit aufhalten. Christoph Meury, Birsfelden "Öffnungswahn unseres Zeitgeistes" Die Diskussion um den Hauptbau der alten Kaserne Basel und einem Durchlass zum Unteren Rheinweg muss von derjenigen um stringente Nutzungskonzepte des Kasernenareals abgekoppelt werden. Die Anlage gehört in corpore unter Denkmalschutz gestellt. Spätere Generationen würden es uns übel nehmen, wollte man die historisch gewachsene und städtebaulich markante Anlage perforieren, (teil-) abreissen oder auf irgendeine gerade populär erscheinende Art degenerieren.
Zu oft haben Basler aus Gründen des flüchtigen Zeitgeistes herausragende Bauensembles zerstört. Gerade junge Leute haben beim Betrachten entsprechender historischer Photos überhaupt kein Verständnis dafür, was im 20. Jahrhundert aus Zukunfts- und Mobilitätswahn zum Beispiel mit der Aeschenvorstadt oder dem Gebiet am Petersberg/Fischmarkt vertan wurde. Was heute an diesen Orten zu sehen ist, gehört leider nicht zu den architektonischen Ereignissen, die wir mit ungetrübter Freude an moderner Architektur und dem, wie diese Gebiete "bespielt" werden, aufsuchen. Die Verheissungen der Moderne (Neues Leben, neuer Mensch, neue Gesellschaft ...) sind dort jedenfalls nie eingelöst worden.
Das, was man sich bezüglich der Kasernenbauten wünschen könnte ist: Ausmistung der Zone zwischen dem Gebäude des "Kleinen Klingentals" und der einstigen Klosterkirche samt neuem Zugang zum "Ausstellungsraum Kaserne (falls dieser weiterhin existieren darf)". Das ergäbe eine luftige, lichtvolle und für die alltäglichen Passantenströme in jeder Hinsicht vollauf genügende Öffnung zum Rhein hin. Die rundum geschlossene Kasernenanlage bietet eben gerade dadurch, dass sie eben NICHT zum Rhein hin offenliegt, einen Reiz, der möglicherweise mehr mit dem Phantasievermögen als mit dem angesagten Öffnungswahn unseres Zeitgeistes zu tun hat.
Das, was Herr Meury anspricht, betrifft allerdings die dringend geforderte, breit angelegte Schau auf die betriebliche Nutzung des gesamten Areals. Stephan J. Tramèr, Basel |
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