Badischer Bahnhof: Der schlummernde Riese
Von NICOLAS RÜST
Mit dem Badischen Bahnhof und den umliegenden Arealen und Quartieren besitzt Basel brachliegendes Potential erster Güte. Der Badische Bahnhof liegt in derselben Luftdistanz zur Mittleren Brücke wie der Bahnhof SBB. Somit wäre der Badische Bahnhof zu einer weitaus besseren Erschliessung des Kleinbasels, aber auch Riehens geeignet, als dies jetzt der Fall ist.
Aktuell existiert jedoch weder eine direkte Zugverbindung in die Region, geschweige denn in die Restschweiz. Die Verbindungen über den Bahnhof SBB, inklusive zeitraubende Kehrtwende, verlängern die Fahrtzeit und vermindern das Angebot erheblich. Das System mit nur einem Bahnhof ist anfällig, dies haben verschiedene Zwischenfälle in letzter Zeit aufgezeigt.
Direktverbindungen ohne Umweg über den Bahnhof SBB (insbesondere ICE von und nach Deutschland) brächten dagegen viele Vorteile mit sich. Die Passagierströme - insbesondere ins Roche-Areal, Klybeck, Messe, kleinbasler Innenstadt – müssten nicht mehr durch den überlasteten Bahnhof SBB und dessen Passerelle, sowie den aus allen Nähten platzenden Centralbahnplatz geführt werden. Somit liesse auch der Druck auf die innerstädtischen Tramverbindungen nach.
"Was das Hirzbrunnen
zum Badischen Bahnhof, ist das Gundeli
zum Bahnhof SBB."
Das Hirzbrunnen-Quartier weist mehrheitlich eine W2(a) und W3-Nutzung auf. Dies ist in Anbetracht der Lage und insbesondere entlang der Riehenstrasse zu wenig. Das Hirzbrunnen-Quartier ist zum Badischen Bahnhof, was das Gundeldinger-Quartier zum Bahnhof SBB ist. Aus verschiedenen Gründen hat das «Hirsbrunnen» jedoch nie die Entwicklung erfahren, wie sie dem «Gundeli» beschieden war.
Im Interesse der Stadt sind Teile des Quartiers darum aufzuzonen. Das Quartier hat das Potential, ein belebtes Quartier zu werden. Bedeutende Bestandesbauten (beispielsweise die Siedlungen Im Vogelsang und Schorenmatten) sind zu erhalten und tragen dazu bei, die Identität des Quartiers weiterhin mit zu prägen.
Der Badische Bahnhof schottet ab, ist aber auch durch das Rosental-Areal vom Stadtzentrum abgeschottet. Der Kanton Basel-Stadt hat einen Grossteil dieses Areals erworben. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Rosental-Areal in absehbarer Zeit öffnen und zu einem lebendigen Stadtquartier entwickeln wird.
Es ist davon auszugehen, dass auch hier der Bedarf an guten Verbindungen zunehmen wird. Das Areal wäre für Arbeiten und Wohnen am selben Ort prädestiniert. Auch ist denkbar, dass sich hier Firmen ansiedeln, welche an einer hervorragenden Anbindung an das deutsche Fernverkehrsnetz und darüber hinaus an die europäische Schienentransversale Rotterdam-Genua interessiert sind.
Eine Aufwertung des Badischen Bahnhofs bedeutet, Basel als Stadt zwischen zwei Bahnhöfen zu verstehen, wie dies in mehreren Städten der Fall ist. Diese bildeten auch eine Art natürlicher Parcours für Besucher, die vom einen zum anderen Bahnhof schlendern könnten.
Quintessenz ist, dass der Badische Bahnhof und seine Umgebung ein gewaltiges Potential enthalten, das durch Aufzonungen, Bahn-Direktverbindungen und eine bessere Stadtraumgestaltung ausgeschöpft werden muss.
28. Februar 2019
"Entwickeln wir uns zur Zweibahnhofs-Stadt"
Sie haben vollkommen recht: De Badische Bahnhof ist ein schlafender Riese. Und den gilt es endlich wachzuküssen:
• Das Herzstück ist fernverkehrstauglich und als potentielle Ringbahn zu planen.
• Die damit entstehende Ringbahn kann so befahren werden, dass neu der badische Bahnhof der Umsteigepunkt für den Verkehr aus Deutschland in die Schweiz wird.
• Die Züge aus der Schweiz wenden nicht mehr im Bahnhof SBB, sondern fahren eine Schlaufe. Beispiel: Die Züge aus dem Laufental und Fricktal kommend befahren die Schlaufe im Gegenuhrzeigersinn via Flughafen, die Züge aus dem Ergolztal im Uhrzeigersinn. Die Intercities halten am Bahnhof SBB, EAP und Badischer Bahnhof, die Interregios und Regioexpresszüge zusätzlich in Basel-Mitte oder je nach Führung Basel St. Johann.
• Der Badische Bahnhof wird optisch aufgewertet: Neu soll wieder wie früher eine Perronhalle die Perrons ganz überdachen. Zur Erinnerung: Der Badische Bahnhof verfügt über die längsten Perrons in Basel! Der Badische Bahnhof verfügt über mehrere Unterführungen mit einer grossen Kapazität und direktem Ausgang in Richtung Messe und Hirzbrunnen.
Wir sind wohl die einzige Stadt mit zwei solchen Bahnhöfen, welche nur einen nutzt. Packen wir es an, entwickeln wir uns zur Zweibahnhofs-Stadt. Es liegt alles bereit: Das Ja des Ständerates zum Planungskredit, die Umgestaltung des Rosentalareals…es ist alles angerichtet für einen ganz grossen bahntechnischen und stadtplanerischen Wurf!
David De Pretto, Celerina
"SBB haben kein wirtschaftliches Interesse"
Interessanter Beitrag von Nicolas Rüst. Das Hauptproblem ist doch, dass die SBB gar kein wirtschaftliches Interesse daran haben, den Badischen Bahnhof mit einfacheren oder zusätzlichen Verbindungen aufzuwerten. Sie wollen möglichst viele Besucher im Bahnhof SBB haben, wo sie Ladenflächen vermieten; je mehr Menschen die Halle frequentieren, desto höher die Mietpreise. Im Bahnhof SBB sind sie Herr im Haus, im Badischen Bahnhof hingegen nicht.
Andreas W. Schmid, Basel