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Gaby Burgermeister - Alles mit scharf

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Die Sommerzeit – ein gesundheitlicher Unfug

Draussen ist es zwar um halb sechs Uhr morgens immer noch dunkel. Aber schon zu dieser nachtschlafenden Stunde versüssen uns jetzt die Singvögel mit ihrem Gezwitscher wieder das Aufstehen. Noch ehe sich der erste Silberstreifen über den östlichen Horizont schiebt, singen die Amseln auf Dachgiebeln, Fernsehantennen und Baumwipfeln ihr Morgenlied. Wir hören es und freuen uns daran – endlich Frühling, endlich nicht mehr bei Dunkelheit aufstehen.

Doch in der Nacht vom nächsten Samstag auf den Sonntag wird dieses Frühlingserwachen jäh gestört: Wir drehen die Uhren eine Stunde vor, bloss um sie im Herbst wieder eine Stunde zurückzudrehen. So werden wir um eine Stunde Schlaf geprellt, die wir dann zwar Ende Oktober wieder "zurückerstattet" erhalten. Aber bis dahin dauert es 7 lange Monate, in denen unsere inneren Uhren aus dem Takt sind.

Dabei ist erwiesen, dass das ursprüngliche Ziel, mit dieser Massnahme Energie zu sparen, nicht erreicht wird. Es gibt keine schlüssigen Beweise, dass mit der Einführung der so genannten "Daylight Saving Time" (DST) das Tageslicht tatsächlich besser genutzt wird. Die deutsche Bundesregierung hat auf eine Anfrage der FDP-Fraktion bereits am 18. Mai 2005 bestätigt, dass die erwünschte Energieeinsparung in Deutschland nicht erreicht worden sei.

Es ist unbestritten, dass die Schweiz in der Frage der Sommerzeit keine Insel sein kann. Sonst hätten die Eidgenössischen Räte nicht 1980 ein neues Zeitgesetz verabschiedet, mit dem dann 1981 hier wie im restlichen Europa die Sommerzeit eingeführt wurde, obwohl die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger 1978 das Sommerzeit-Gesetz an der Urne abgelehnt hatten.

Dennoch – oder gerade deswegen – ist es nicht verboten, die Frage nach dem Sinn oder Unsinn der Sommerzeit immer wieder neu zu stellen. Wie viel Zeit könnten wir – Sie und ich, jeder und jede Einzelne – allein schon einsparen und sinnvoller nutzen, wenn wir nicht zweimal im Jahr sämtliche Uhren in unserem Haushalt vor- beziehungsweise zurückstellen müssten? Auf die gesamte erwachsene Bevölkerung hochgerechnet dürfte sich das ganz schön zusammenläppern! Und wie viel kostet der Aufwand, die öffentlichen Uhren zweimal jährlich umzustellen, die öffentliche Hand? Dieses Geld könnte man besser verwenden.

Die Sommerzeit ist nicht nur ein volkswirtschaftlicher, sondern auch ein gesundheitlicher Unfug. Die biologische innere Uhr der Menschen tickt nach eigenen Gesetzmässigkeiten und lässt sich nicht einfach wie ein Uhrwerk vor- oder zurückdrehen. Schlafstörungen und Übermüdung, in besonders ausgeprägten Fällen auch Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme und depressive Verstimmungen können Folgen der aufgezwungenen Zeitumstellung sein.

Von Ende März bis Ende Oktober gehen wir 7 Monate lang unausgeschlafen zur Arbeit oder in die Schule, weil wir am Morgen nicht "erst" um 6, sondern faktisch schon um 5 Uhr aufstehen; und weil es am Abend länger hell und warm ist, gehen wir später schlafen. Ich beobachte das seit ein paar Jahren an mir selbst. Wenn der Wecker klingelt, habe ich nach der Zeitumstellung im Frühling (noch) mehr Mühe aufzustehen. Und am Abend, wenn es Zeit ist, schlafen zu gehen, bin ich zu aufgedreht.

Wer wochen- oder gar monatelang zu wenig schläft, leistet weniger und macht mehr Fehler. Das wirkt sich sowohl auf die Quantität als auch auf die Qualität der Arbeit aus – im Erwerbsleben genauso wie in der Schule. Mehr und bessere Leistungen sind aber gerade in Krisenzeiten ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Sicher, wie alle Staaten weltweit hat die EU im Moment ganz andere, wohl drängendere Probleme zu lösen. Aber damit wir in zwei oder drei Jahren tatsächlich gestärkt aus der Krise hervorgehen, sollte die EU jetzt aktiv werden und die Abschaffung der jährlichen Sommerzeit-Schikane einleiten. Die Schweiz würde sich bestimmt gerne anschliessen.

Mit dieser simplen und längst überfälligen Massnahme liesse sich viel Geld einsparen – ein Beitrag an die milliardenschweren Finanzspritzen für krisengeschüttelte Wirtschaftszweige. Die Bürgerinnen und Bürger würden nicht mehr 7 Monate im Jahr wie Schlafwandler herumgeistern, sondern wären hellwach und ausgeschlafen. Ausgeschlafene Arbeitnehmer leisten mehr und machen weniger Fehler.

Oder sind die Reichen und Mächtigen dieser Welt am Ende gar nicht so scharf auf wache Bürgerinnen und Bürger?

23. März 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Gaby Burgermeister, geboren 1959, wuchs am Spalenberg in Basel auf und arbeitete nach dem Abschluss ihres Germanistik- und Anglistikstudiums kurze Zeit als Journalistin. Nach etlichen Wanderjahren in verschiedenen Berufen arbeitet sie seit 2000 als Redaktorin und Korrektorin für einen Fachbuchverlag in Bern und lebt in Basel. © Foto by OnlineReports.ch

gaby.burgermeister@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Auf den Punkt"

Der letzte Satz bringts auf den Punkt. Danke für diese Sicht-Weise.


Regula Cuche, Buchs ZH



"Wer macht den Anfang?"

Ich bin absolut Ihrer Meinung: Die Umstellung auf "Sommerzeit" ist Unfug - und das Wort "Sommerzeit" selbst ist Blödsinn. Ich dachte zwar, die Umstellung der öffentlichen Uhren geschehe funkgesteuert automatisch, aber was solls. Jedes Jahr verliere ich nicht nur eine Stunde, sondern vielleicht hundert Stunden Schlaf – bis ich mich an das neue Zeitregime gewöhnt habe. Im Herbst jedoch gewinne ich dann tatsächlich nur eine Stunde – die Gewöhnung an einen längeren Abend geschieht ruckzuck. Also: Weg mit der Sommerzeit!


Aber was sind die nächsten Schritte? Muss ein interparteiliches Komitee gegründet, eine neue Volksinitiative gestartet, ein Marsch nach Brüssel oder Strassburg initiiert werden?


Medienaufmerksamkeit allein nutzt nichts. Tun wir etwas. Wer hat das politische Feingefühl und macht den Anfang?


Thomas Konrad, Basel



"Mensch wird immer mehr von der Natur abgekoppelt"

Ob jemand die Sommerzeit gut oder schlecht findet, hängt meist davon ab, ob man um 6 Uhr oder erst um 7 oder 8 Uhr aufstehen muss. So nehme ich dies jedenfalls in meinem Bekanntenkreis wahr. Ich persönlich brauche für die Zeitumstellung den ganzen April, da es um 6 Uhr morgens immer noch dunkel ist. Das Frühlingserwachen beginnt für mich im März, da es am Morgen früh schon hell wird. Die Zeitumstellung Ende März empfinde ich als jähen Rückschlag im Frühlingserwachen. Leider wird der Mensch mehr und mehr von der Natur abgekoppelt und die Einführung der Sommerzeit gehört auch dazu.


Als meine drei Kinder noch klein waren, hatte ich stets Mühe, sie an den Sommerabenden zu Bett zu bringen. Sie waren durch die Helligkeit und Wärme bis spät aufgedreht. Die Dunkelheit am Abend hat nicht nur Negatives, wie es uns die Sommerzeit-Befürworter weis machen wollen. Schliesslich hat die Dunkelheit auch etwas Romantisches und man braucht sie für Openair-Kinos, Freilichtspiele, 1.August-Feier, Lagerfeuer usw.


Christoph Lachenmeier, Basel



"Es fehlt nur noch die arme Katze"

Oh Himmel! In Zeiten einer Wirtschaftskrise solche Probleme zu wälzen, ist wahrhaftig luxuriös! Depressive Verstimmungen, Appetitlosigkeit … in der Aufzählung fehlt nur noch die arme Katze, die nicht versteht, warum ihr Futternapf schon eine Stunde früher gefüllt ist! Trauen Sie Ihrem Körper etwas mehr Flexibiliät zu: Nach ein paar Tagen ist eine intakte Uhr wieder so eingestellt, dass man (und frau) ohne weiteres die schönen langen Sommerabende geniessen kann. Ohne Verdauungsprobleme und Müdigkeit.


Daniel Thiriet, Riehen



"Wer hat diesen Unsinn eingeführt?"

Zu Herrn Bieder: Brötlen kann ich auch in der Normalzeit. Aber wie können wir diesen Unsinn der Zeitumstellung abschaffen? Wer hat sie eingeführt? Wie kann man jene Herren wieder zwingen, sie rückgängig zu machen?


Lars Handschin, Basel



"Sommerzeit verlängert Wirtschaftskrise ..."

Frau Burgermeisters bringt' s auf den Punkt! Die Reichen und Mächtigen dieser Welt haben die Sommerzeit eingeführt, um ihre Untertanen gefügig zu machen. Wer sieben Monate lang eine Stunde weniger schlafen darf, verkommt zum gesundheitlichen Wrack. Im besten Fall macht er bei der Arbeit Fehler, was aber immerhin der Schweizer Wirtschaft zum Standortnachteil gerät; im schlechtesten Fall führt der chronische Schlafmangel zur Depression.


Schaffen wir die Sommerzeit nicht umgehend ab, wird die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise verlängert und die Bürgerinnen und Bürger (samt Burgermeister) geistern weiterhin während sieben Monaten als Schlafwandler herum und produzieren Fehler an Fehler.


Eigentlich müsste Frau Burgermeister ja am Ende der Winterzeit topfit und ausgeschlafen sein. Dann frage ich mich aber besorgt, wie wohl ihre nächste, voll in die Sommerzeit fallende Kolumne aussehen wird!?


Gilbert Thiriet, Basel



"Schlafen können wir, wenn wir gestorben sind"

Blödsinn! Schlafen können wir, wenn wir gestorben sind. Was gibt es Schöneres, als abends mit Freunden bei Tageslicht etwas zu brötlen und ein Glas Wein zu trinken.


Werner Bieder, Unterlunkhofen


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Aber nur, wenn Sie die zehn Minuten in der Warteschlaufe zurückschenken.

RückSpiegel


persoenlich.com vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Wechsel der Basler Journalistin Andrea Fopp von Bajour zur NZZ.

Happy Radio greift den Bericht von OnlineReports über die Deponie Höli Liestal AG auf.

Die Volksstimme bezieht sich in einem Porträt über den freiwilligen Verkehrsregler in Rickenbach, Robert Bussinger, auf einen früheren Artikel von OnlineReports.

Die bz greift den Bericht von OnlineReports über den Eklat am Baselbieter Kantonsgericht mit dem sofortigem Rücktritt eines Vizepräsidenten auf.

Die bz zitiert in ihrem Nachruf auf Hans Rudolf Gysin aus dem OnlineReports-Porträt "Die Hans Rudolf Gysin-Story: Auf der Spur eines Phänomens".

Zahlreiche Medien haben die Nachricht über den Tod von Hans Rudolf Gysin aufgenommen: Basler Zeitung, bz und weitere Titel von CH Media, Prime News, Volksstimme, Bajour, Baseljetzt, SRF-Regionaljournal Basel, Happy Radio, nau.ch.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).

Am 1. Juni 2024 übernimmt Veronika Röthlisberger die Leitung der Gebäudeversicherung Basel-Stadt von Peter Blumer, der danach pensioniert wird.

Hanspeter Wäspi (57, Rheinfelden) ist neuer Geschäftsleiter von Procap Nordwestschweiz.

Die Leitung der Abteilung Finanzen und Controlling im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt obliegt ab 1. Dezember Thomas Schneider, der die Nachfolge des Bald-Pensionierten Daniel Hardmeier antritt.

Stefan Binkert wird neuer Rektor des Wirtschaftsgymnasiums und der Wirtschaftsmittelschule Basel; er folgt in dieser Funktion auf Patrick Langloh, der ab 1. Januar 2024 die Leitung des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Erziehungsdepartement übernimmt.

Das Co-Präsidium des Jungen Grünen Bündnis Nordwest besteht neu aus Clara Bürge (19, Basel) und Linus Dörflinger (19, Wintersingen).

Jan Blöchliger (Jg. 1977) folgt im August als neuer Vorsteher des Betreibungs- und Konkursamtes Basel-Stadt auf Gerhard Kuhn, der in Pension gehen wird.