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Gaby Burgermeister - Alles mit scharf

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Hier war der Kunde nicht der König

Es ist kurz vor sechs Uhr morgens. Bevor ich in den Zug steige, brauche ich noch einen Augenöffner, einen starken Kaffee. Und weil ich ausserdem noch nichts Substanzielles im Bauch habe, bestelle ich ausnahmsweise noch ein Gipfeli dazu. Der Kaffee Crème kostet 4.30. Dafür und für das Gipfeli verlangt die junge Dame hinter dem Buffet 10.70 – ohne mit der Wimper zu zucken.

Nun ist es um meine Rechenkünste wahrlich nicht zum Besten bestellt, und in aller Herrgottsfrühe bin ich erst recht kein Mathe-Genie. Aber selbst ich merke, dass da etwas nicht stimmen kann. Der unverschämt hohe Preis hat mir die Augen geöffnet, noch ehe es der Kaffee tun konnte: Plötzlich bin ich hellwach. Ein Gipfeli für 6.40? Das ist der Gipfel!

"Wie bitte?", entfährt es mir, "das ist aber ein stolzer Preis für ein Gipfeli!" Die junge Frau schaut mich mit grossen Augen an, guckt dann irritiert auf das Display der Kasse und sagt schliesslich ohne die geringste Spur von Verlegenheit: "Oh ja, ’tschuldigung."

Verbal eine Entschuldigung, gewiss. Aber nonverbal? Tonfall und Mimik legen eher nahe, dass es ihr hundewurst ist. "Habe ich mich eben vertippt, so what! Wo ist das Problem?" Vielleicht tue ich der Kaffeeverkäuferin ja unrecht. Sehr wahrscheinlich ist auch sie kein Rechengenie. Möglicherweise hat sie schon das kleine Einmaleins mit dem Taschenrechner "gelernt". Und wie gesagt: Sie hat sich immerhin entschuldigt.

Aber ein zartes Erröten, ein Klaps mit der flachen Hand an die Stirn oder gar ein Anflug von Selbstironie, wie: "Es ist halt noch früh, und ich bin noch nicht ganz wach", hätten die Situation entspannt und immerhin erkennen lassen, dass es ihr tatsächlich leid tut. Dass sie sich Asche aufs Haupt streut, habe ich nicht erwartet.

Szenenwechsel: Mittagspause in einem stadtbekannten Berner Café-Restaurant. Die Fischknusperli mit Tartarsauce, Folienkartoffel und Saisonsalaten sind frisch und schmackhaft zubereitet – bis auf die Kartoffel, die sich nur mit Hammer und Meissel zerkleinern und aus der Folie schälen lässt. Nach ein paar Bissen gebe ich resigniert auf.

Wie der Kellner den Teller abräumt, mache ich ihn darauf aufmerksam, dass der Erdapfel ein "Hartapfel" und deshalb ungeniessbar sei. Der Kellner macht mit dem Löffel eine "Stich-Probe", sagt leise "oh!" und stellt den Teller samt der nicht garen Knollenfrucht auf das Buffet. Ich höre und sehe, wie er der Kollegin, die für die Zubereitung zuständig ist, die Garprobe vormacht. Die Kollegin quittiert es mit einem verlegenen Schulterzucken. Eine Entschuldigung beim Gast? Äuää*!

Die beiden geschilderten Szenen, die sich innert kurzer Zeit abgespielt haben, stehen stellvertretend für ähnliche Fälle. Man hört zwar immer wieder, dass der Kunde König sei. Die Schweiz ist jedoch in Sachen Kundendienst und vor allem Kundenfreundlichkeit, so habe ich den Eindruck, ein Entwicklungsland.

 

* Berndeutsch, hier mit der Bedeutung: "Ja woher, kannst du denken!"

17. August 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Gaby Burgermeister, geboren 1959, wuchs am Spalenberg in Basel auf und arbeitete nach dem Abschluss ihres Germanistik- und Anglistikstudiums kurze Zeit als Journalistin. Nach etlichen Wanderjahren in verschiedenen Berufen arbeitet sie seit 2000 als Redaktorin und Korrektorin für einen Fachbuchverlag in Bern und lebt in Basel. © Foto by OnlineReports.ch

gaby.burgermeister@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Hier wäre eine Rückwärts-Entwicklung am Platz"

Die Beobachtungen von Gaby Burgermeister in Sachen Kundenfreundlichkeit kann ich nur bestätigen. Ich bewundere sie dafür, dass sie so früh am Morgen im halbwachen Zustand überhaupt gemerkt hat, dass da ein Rechnungsfehler vorliegen muss. Das lässt darauf schliessen, dass der Mensch mit einer Art intuitiver Rechenmaschine ausgestattet ist, die reklamiert, wenn für etwas so unverschämt viel verlangt wird.


Mir ist auch schon passiert, dass ich mich im ganzen Laden auf die Suche nach jemandem begeben musste, um einen Artikel, den ich gerne kaufen wollte, überhaupt bezahlen zu dürfen.


Ich habe früher auch im Verkauf in einem Fachgeschäft gearbeitet und für uns war es selbstverständlich, dass man versuchte, die Wünsche des Kunden möglichst schnell und fehlerfrei zu erfüllen, stundenlang Ratschläge zu geben, auch wenn man ahnte, dass der Kunde schliesslich doch nichts kaufen würde, und dabei immer freundlich zu bleiben.


Mir scheint, die Schweiz wird langsam wirklich zum Entwicklungsland in Sachen Kundenfreundlichkeit, die Entwicklung sollte sich aber diesmal besser rückwärts bewegen, so quasi back to the roots.


Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass es oft auch darauf an kommt, wie nett man als Kunde zum Verkaufspersonal ist (der Job ist wirklich schlecht bezahlt und man muss sich oft auch viel von den Kunden gefallen lassen), denn "wie man in den Wald ruft, kommt es zurück". Wenn das Verkaufpersonal dies noch nicht gemerkt hat, müssen wir die Sache halt umkehren - Kunde "erzieht" Personal.


Helen Wehrli, Küttigen



"Solche Verhaltensweisen werden sich rächen"

Leider kann ich Ihre Beobachtungen nur bestätigen. Der Kundendienst vieler Betriebe wird sträflich vernachlässigt.


Da hört man zum Beispiel bei Coop, dass man sich eine Supercard mit Mastercard leisten solle. Füllt man dann wie verlangt ein Antragsformular aus, bekommt man nach langer Zeit einen Brief. Darin wird man aufgefordert, eine Kopie der Steuererklärung zuzustellen. Ein ablehnender Brief an die Herausgabestelle wird nicht beantwortet. Später wird sogar die monatliche Kreditgrenze der Ehefrau (keine Gütertrennung) ohne Antrag hinaufgesetzt. Wo bleibt hier die Logik?


Ich erkundige mich bei einer Einwohnergemeinde eines bekannten Ferienortes, wie es bei ihnen möglich sei, mindestens sechs Fussgängerstreifen in der Tempo 30-Zone anzubringen, obwohl es in unserer Gemeinde nicht möglich und das Strassenverkehrsgesetz doch für die ganze Schweiz verbindlich sei, und erhalte keine Antwort.


Dies wäre eine kleine Dienstleistung. Zur Antwort besteht aber keine Verpflichtung. Ist der Aufwand zu gross, weil dabei kein Gewinn zu erzielen ist?


In unserer Gemeinde stehen über 20 Reiheneinfamilienhäuser zum Verkauf. Es sind Minergiehäuser. Laut Prospekt schwanken die Wärmekosten zwischen 6'000 bis über 7'000 Franken. Dieser Wert ist etwa 12-mal höher als die durchschnittlichen Wärmekosten ähnlicher Minergiehäuser. Eine Anfrage bei der Verkaufsstelle, wie sich dieser Preis zusammensetzt, wird nicht beantwortet. Hat diese Firma kein Interesse, die Häuser zu verkaufen?


Solche Verhaltensweisen, die sich langfristig rächen können, geschehen vermutlich aus falschen Annahmen und Gleichgültigkeit. Was zählt, sind nur die sofortigen Einnahmen. Wie sich solches Verhalten auf die Kundschaft auswirkt, scheint vielen Betrieben gleichgültig zu sein.


Theo Klee, Frenkendorf



"Verbesserungs-Potenzial auch in andern Branchen"

Potential zur Verbesserung der Servicequalität gibt es nicht nur in der Gastronomie, sondern auch in anderen Branchen. Entsprechende Negativbeispiele liessen sich problemlos finden, unter anderem auf der Post, bei den Telefongesellschaften, auf der öffentlichen Verwaltung, in den Schulen, in Fachgeschäften oder am Bahnschalter. Und im Ausland habe ich schon Dinge erlebt, die in der Schweiz selten bis gar nie passieren.


Maurus Ebneter, Binningen



"Da würde ich auch einen Lätsch machen"

Jaaa - aber da steht die Schweiz nicht allein. Die Sache mit der Kundenfreundlichkeit und "Dienstleistungswüste" ist auch hier im "grossen Kanton" ein Thema. Auch ich mag es nicht so besonders, wenn mir eine Bedienung / Kellner / Verkäuferin zeigt, dass ihr oder ihm die ganze Sache "am A... vorbei" geht.


Allerdings kommt mir dann auch gleich in den Sinn, für was für mickrige Löhne respeltove zu welchen Bedingungen diese Leute oft arbeiten müssen.

Und dann sage ich mir: "Da würde ich auch einen Lätsch machen".


Wir, also die Kunden und auch die Arbeitgeber dieser Dienstleistungsleute, haben sicher einen bestimmten Anspruch. Aber sind wir auch bereit, deren Arbeit anzuerkennen und entsprechend zu honorieren?


Hans-Otto Glaser, Lörrach-Stetten


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).