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"Nicht Mittäterin werden": Dugginger Finanzverwalterin Ursula Gygax

Gemeindeversammlung soll couragierte Finanzverwalterin abservieren

Ursula Gygax zeigte den Gemeindepräsidenten an - jetzt soll sie durch das Volk aus dem Amt entfernt werden


Von Peter Knechtli


Jetzt kommt die Retourkutsche: Nachdem die Dugginger Finanzverwalterin Ursula Gygax gegen den Gemeindepräsidenten Anzeige erstattet hat, soll sie auf zweifelhafte Art aus der Stelle entfernt werden - durch eine für sie unzumutbare Pensumsaufstockung. Den umstrittenen Gewissensentscheid lässt der Gemeinderat am 15. Oktober aber die Gemeindeversammlung verantworten.


Tief hängen düstere Wolken an den Hügeln des Laufentals, die Birs führt Hochwasser und Schlamm Richtung Basel. Ähnlich düster ist das Stimmungsbild, das die unscheinbare 1’200-Seelen-Gemeinde Duggingen prägt. Hier hat es die kommunale Finanzverwalterin Ursula Gygax, 39, gewagt, sich mit dem Gemeindepräsidenten anzulegen.

Meisterhaft debattieren und herunterspielen

Reinhard Vögtlin, 73, ist eine Art Dorfkönig. Der pensionierte Ingenieur hatte im langwierigen Kampf der Laufentaler an vorderster Front für die Loslösung vom Kanton Bern gekämpft und sich über die engen Talgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Noch heute verrät sein Tonfall Überlegenheit, meisterhaft kann er debattieren, Seilschaften bilden und herunterspielen. Gegen den Polit-Fuchs haben die übrigen Gemeinderäte wenig zu melden – selbst wenn sie wollten: Vize Richard Köhli, Mirjam Fehr, René Tschan und Rebekka Utzinger.

Ganz anders die Finanzverwalterin: Sie sei ein "Buchhaltertyp", bekennt Ursula Gygax. Parteilos, unauffällig, ohne jede Verfilzung, verwaltet sie seit 13 Jahren die Dugginger Gemeindefinanzen. Noch diesen März erklärte sich der Gemeinderat mit der Finanzverwalterin "sehr zufrieden", eine Visura-Studie attestierte ihr im Jahr 1996 "Kompetenz".

Finanzverwalterin wollte "nicht Mittäterin werden"

Doch neuerdings hängt der Haussegen schief: Ursula Gygax hatte sich geweigert, einen Lohnausweis für den Gemeindepräsidenten zu unterschreiben. Das Dokument soll einerseits Bezüge deklariert haben, die weit über den von der Gemeindeversammlung bewilligten Pauschale von 5'000 Franken lagen; anderseits sei der deklarierte Lohn tiefer als die effektiven Bezüge. Diesen Frühling erstattete Ursula Gygax Anzeige. Ihr Motiv: "Ich wollte nicht zur Mittäterin werden."

Die Folgen ihrer Anzeige sind längst spürbar. Behördenmitglieder schneiden sie, auf Mails fehlen Anrede oder Gruss, die Gemeinderatsprotokolle werden ihr nicht mehr zugestellt. An sie persönlich adressierte Post ("an Ursula, herzliche Grüsse Maria") fand sie geöffnet auf ihrem Schreibtisch vor. Schon vor der Anzeigeerstattung knisterte es im Gebälk der Gemeindeverwaltung. So soll Gemeindeverwalter Schönenberger bei der EDV-Firma die Änderung des Passworts der Lohnbuchhaltung in Auftrag gegeben haben, ohne dass Ursula Gygax davon wusste. Schönenberger bestreitet dies: Er habe lediglich durchsetzen wollen, dass er mit seinem Passwort auch Zugang zur Lohnbuchhaltung erhalte.

Der Untersuchungsrichterin Jacqueline Vogel schien die Anzeige offensichtlich nicht unbegründet: Sie liess auf der Gemeindeverwaltung massenhaft Akten beschlagnahmen und eröffnete gegen Vögtlin sowie den Gemeindeverwalter ein Strafverfahren wegen Amtsmissbrauch, versuchter Anstiftung zur Urkundenfälschung im Amt, Begünstigung und Urkundenunterdrückung.

100-Prozent-Stelle ein Ding der Unmöglichkeit

Neuerdings muss Ursula Gygax um ihren Job bangen. Eine Anfang September in aller Eile in Auftrag gegebene Reorganisations-Studie der BDO Visura schlägt vor, das Pensum der Finanzverwalterin aufzustocken. Auf diese Idee waren pikanterweise früher schon andere gekommen: Bereits Ende Juli, einen Monat nach Bekanntwerden der beiden Strafverfahren, hatte der Gemeinderat beschlossen, das 35-Prozent-Pensum von Ursula Gygax in eine 100- Prozent-Stelle umzuwandeln – für die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Stellenaufstockung begründet Visura-Mandatsleiterin Erika Bachmann mit einer verbesserten Stellvertreterlösung und der Kompensation von Arbeiten, die der nächstes Jahr zurücktretende Gemeindepräsident Vögtlin bisher geleistet habe. Die Beraterin widerspricht dem Vorwurf, als blosses Feigenblatt für die Kaltstellung der couragierten Finanzverwalterin zu dienen: "Ich fühle mich nicht vorgeschoben. Es ist eine offene Situation. Entscheiden muss die Gemeindeversammlung."

Schon am 15. Oktober lastet nun die Gewissensfrage auf den Dugginger Stimmberechtigten, ob sie ihre Finanzverwalterin durch Pensum-Erhöhung wegbefördern wollen. Pikant: Die Stellenausweitung erhöht die Personalkosten in einer Gemeinde, die heute schon einen hohen Steuerfuss aufweist. Damit könnte der Gemeinderat die Hände in Unschuld waschen und die Entfernung der Finanzverwalterin als demokratischen Entscheid rechtfertigen.

Vögtlin: "Ich weiss von nichts"

Von Gemeindepräsident Vögtlin wollte OnlineReports wissen, ob er, wie gemunkelt wird, der geistige Vater dieser Reorganisation gewesen sei. Vögtlin wollte aber nicht Stellung nehmen: "Ich bin nicht betroffen, ich ging immer in den Ausstand, ich weiss von nichts."

8. Oktober 2002

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