Sudokumania – trotz Mühe mit Zahlen
Ich bin eine bekennende "Sudokumanin". Und dies obwohl ich mich schon seit je her im Reich der Buchstaben viel wohler fühle als in jenem der Zahlen. Das war von Kind auf so. Schon in der "Primeli" war ich bei den Besten im Lesen und Schreiben und bei den Schlusslichtern, wenn es ums Rechnen ging.
Probleme hatte ich damit keine. Mein Sackgeld war damals ohnehin so bescheiden bemessen, dass ich bestenfalls im zweistelligen Frankenbereich rechnen können musste, damit es bis Ende Monat reichte. Und wenn nicht, dann hatte ich auch noch die Grosseltern, mit deren Dackel "Lumpi" ich liebend gerne spazieren ging, und in deren Garten ich, wenn auch mit etwas weniger Begeisterung, Unkraut jätete, und welchen ich beim Einkaufen half, die schweren Taschen (solche mit Rollen gab es damals noch nicht) nach Hause zu tragen.
Dies alles – ich gestehe es – nicht nur aus Nächstenliebe, sondern auch in der Hoffnung dass dabei etwas für "ins Kässeli" herausschaute. Am liebsten war mir etwas, das nicht schepperte beim Einwerfen, sondern knisterte.
"Ich spannte unseren Mathelehrer als
vermeintlichen 'Postillon d'amour' ein."
Später, am "Gimmi" gaben sich die Mathelehrer alle erdenkliche Mühe, mir wenigstens die fundamentalsten mathematischen Kenntnisse einzutrichtern. Und notabene nicht nur mir, ich war mit meinen mathematischen Defiziten in meiner Klasse in bester Gesellschaft.
Wir hatten zum Glück ein paar wenige, die in Mathe glänzten. Und ich gestehe – besser spät als nie –, dass ich unseren Mathelehrer ohne dessen Wissen auch als vermeintlichen "Postillon d'amour" einspannte. Er unterrichtete nämlich auch an einem Gymnasium für Knaben, am damaligen Mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium. Mit einem seiner dortigen Schüler war ich befreundet, und wir fanden bald einmal heraus, dass er in seiner Klasse die selben "Schriftlichen" machte wie in meiner, und tauschten darum die richtigen Antworten untereinander aus.
Das in unserer Klasse grassierende Desinteresse an "Mathe" lag nicht zuletzt daran, dass wir sehr oft Aushilfslehrer hatten, meist Studenten, mit denen wir mehr über Gott und die Welt diskutierten als über Sinus und Cosimus, Algebra und Trigonometrie. Entsprechend schlecht waren die Zeugnisnoten.
Bei der Maturprüfung konnte ich zum Glück das "Ungenügend" in "Mathe" mit guten bis sehr guten Noten in den sprachlichen Fächern Latein, Englisch, Französisch und Italienisch wettmachen.
Und natürlich im Fach "Deutsch", in dem meine Aufsätze nicht selten als" Musterbeispiel" vor der ganzen Klasse vorgelesen wurden, was mein Minderwertigkeitsgefühl wegen der ungenügend bis schlechten Noten in Mathematik und Physik zum Glück wettmachte und mich mit Streicheleinheiten eindeckte, die meinem Selbstbewusstsein Auftrieb gaben.
Es war bei dieser Ausgangslage also naheliegend, dass ich mich beim Auswählen der Studienrichtung nicht für die naturwissenschaftliche Richtung mit Mathematik, Physik und Chemie, damals "Phil 2" genannt, entschied sondern für die sprachlich orientierte Abteilung "Phil 1", wo Deutsch, Geschichte und die Fremdsprachen Französisch, Englisch und Italienisch im Zentrum standen, und darüber hinaus aber auch, als Freifach, Lateinisch im Angebot war.
Von letzterem machte ich, unter Aufopferung von Freistunden, Gebrauch, was mir dann aber schon bald in den Fächern Französisch und Italienisch zugute kam, und von dem ich heute noch profitiere, wenn es zum Beispiel um medizinische oder juristische Fachausdrücke geht, oder um lateinische Zitate in der Literatur.
Und jetzt, schon im Pensions-Alter, komme ich punkto Zahlen auf den Geschmack.
Sudoku sei Dank!
9. November 2015
"Eher eine Sache der Logik"
Mir ist nicht ganz klar, was Sudoku mit Mathe zu tun hat; nach meiner Meinung noch nicht mal etwas mit dem kleinen Einmaleins. Das Ganze ist doch eher eine Sache der Logik.
Hanspeter Berger, Basel
"Wir ergehen uns nicht in Selbstlob"
Nein, Herr Fricker, ein Wichtigtuer sind Sie nicht; ich glaube, dass Sie sogar der “Mathemagier” sind, den ich SEHR verehre. Auch ich bin nicht doppelbegabt – wie Sie –, sondern – wie Corina Christen – einseitig. Auch meine Fächer waren die Sprachen und mit deren Noten polierte ich die anderen Fächer auf.
Nein, wir ergehen uns nicht in Selbstlob, sondern sind erstaunt darüber, dass wir es TROTZ einseitiger Begabung geschafft haben, die Prüfungen zu bestehen.
Im Gegensatz zu Frau Christen bin ich sogar zu blöd für Sudokus...
Rosemarie Mächler, Aesch
"Beste Maturnoten"
Leider immer wieder auch in besten Kreisen das Selbstlob, man sei in der Mathematik schlecht gewesen. Dieselben Leute würden sich wohl kaum mit mangelnden Kentnissen in einer Sprache brüsten. Auf die Gefahr hin, als Wichtigtuer dazustehen, ich hatte sowohl in der Mathematik als auch im Deutsch die besten Maturnoten.
François Fricker, Basel