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Carmela Monsanto: "Achtung: Satire!"

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Meine Schwägerin Cinzia: die Bettlerin de luxe

Nein, ich mag sie nicht. Eigentlich. Doch irgendwie muss ich sie eben mögen. Cinzia ist halt meine Schwägerin.

So ein Rich Kid. Verzogen vom ersten Moment ihres Lebens an. Gehätschelt von meinem lieben Bruder Cosimo, der in Basel sein Geld mit Immobilien und Gentrifizierung macht.

Cinzias Leben – ein Dasein zwischen Kleideranproben im Atelier von Raphael Blechschmidt, Cüpli in Daniela Spillmanns Club de Bâle und den edlen Diners einer Tanja Grandits.

9/11 ist für sie kein Terroranschlag. 911 ist für Cinzia ein Porsche.

Nein, ich konnte nicht ablehnen. Familie eben. Cinzia hat mich nach Mailand eingeladen. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, mir so einen typischen türkischen Hamam zu zeigen. In Mailand!

Den besten westlich von Venedig, sagt sie. Da lieg ich nun. Auf dem warmen Nabelstein, in eine Schaumwolke gehüllt, und so eine süsse Mucki-Maus krault mir den Rücken.

Cinzia: "Ich bin noch heute katholisch, mag Bibelzitate, scharlachrote Soutanen – und Jungs."

"Als kleines Mädchen wollte ich unbedingt Kardinal werden", verkündet Cinzia, ohne danach gefragt worden zu sein. Sie spricht gerne über sich. Für einmal über frühere Berufswünsche. Jugendsünden. Etwa so, wie Eva Herzog Bundesrätin werden wollte.

"Ich wollte Kardinal werden, weil kaum eine dafür besser geeignet gewesen wäre als ich: Ich bin noch heute katholisch, mag Bibelzitate, scharlachrote Soutanen – und Jungs."

Ich drehe meinen Kopf zu Cinzia, die einen Meter links von mir in einer ähnlichen Schaumwolke liegt. Passt eigentlich zu dir, denke ich, ein Leben im Prunk. Sage ich aber nicht. Stattdessen frage ich ganz lässig: "Was um alles in der Welt konnte dich davon abhalten?"

 

Verzogen seit jeher: Cinzia. © Illustration by Alessandro Ballato

 

"Eine noch bessere Idee", antwortet Cinzia. "Ich entschloss mich, Bettlerin zu werden." Sich gemütlich aufs Trottoir setzen. Vor sich einen Hut, und das Geschäft mit der Laufkundschaft läuft von ganz alleine. Laufe es gut, komme ein zweiter Hut hinzu, laufe es schlecht, ein Anreiz: "Stell dir vor, da läge vor mir ein Kartonschild mit der Aufschrift: Komme aus Rumänien und möchte wieder zurück."

"Genial", entfährt es mir, "du hättest sofort eine Stammkundschaft. Leute wie die Grossräte Joël Thüring oder André Auderset würden Schlange stehen."

Ich stelle mir insgeheim vor, wie ein Bus vorfährt. Ein Andreas Glarner steigt aus, gefolgt von Erich Hess; der Baselbieter Landrat Andi Trüssel ist auch da, und sogar ein Oskar Freysinger taucht wieder auf. Alle nur, um sich in die Schlange zu stellen. Alle zücken sie ihr Portemonnaie.

Mich schauderts. Ich bemerke, wie plötzlich die Geldgier in mir wächst. Um mich vor mir selbst moralisch zu rehabilitieren, stelle ich mir vor, wie Sibel Arslan klammheimlich die Luft aus den Reifen des Busses lässt.

Ein Mittagessen mit dem in Ungnade gefallenen David Degen? Geschmacklos.

Dann ein unvermittelter Schwenk. "Weisst du eigentlich, wie UBS-CEO Sergio Ermotti angefangen hat?", höre ich Cinzia fragen, bevor sie die Antwort gleich nachliefert: "Ganz unten." "Als … Bettler?", erwidere ich unsicher.

"Ja, beinahe", bestätigt Cinzia, "als kaufmännischer Angestellter. Mit diesem Lohn kannst du dir kaum einen Abend im Trois Rois mit Übernachtung leisten." Da koche kein Peter Knogl für dich.

Inzwischen stehen wir unter der Dusche. Cinzia mit einem Glas Prosecco. Sie stösst an auf sich selbst. Auf sich selbst und ihre Welt. "Weisst du, Carmela, hätte ich das nicht alles durchgemacht, ich wäre heute nicht da, wo ich stehe."

Durchgemacht? Was denn durchgemacht? Ein Abendessen mit dem in Ungnade gefallenen BLKB-Boss John Häfelfinger? Irgendwie frech. Ein Mittagessen mit dem in Ungnade gefallenen David Degen? Geschmacklos. Ein Apéro mit dem talentfreien Coiffeur von Löckchen Sollberger von der SozialVersicherungsPartei? Immerhin mitfühlend. Aber durchgemacht? Das lasse ich jetzt mal so stehen.

Cinzia steht unter der Dusche. Sie steht vor einer Ferienreise nach Miami – auf der Sonnenseite der Bettlerinnen dieser Welt. Nein, ich mag sie nicht. Eigentlich. Doch irgendwie muss ich sie mögen. Cinzia ist halt meine Schwägerin.

 

 

Selbst ist die Bettlerin

 

Schnell einen Hut basteln und sofort ins Business einsteigen:

https://www.youtube.com/watch?v=89YQf37ZTns

12. August 2023
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Carmela Monsanto, geboren 1987 in Basel. Sie wohnt mit ihrem Kater Corleone in Birsfelden. Als Basel-Korrespondentin von "La Monda – il mondo femminile" beobachtet Monsanto die politischen Geschehnisse in der Region mit Argusaugen. © Illustration Alessandro Ballato

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(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Hat Spass gemacht"

Köstlich! Danke, das zu lesen, hat Spass gemacht. Ich würde die Schwägerin übrigens durchaus mögen; sie ist jedenfalls unterhaltend ...


Peter Waldner, Basel



"Von der ganz raren Sorte"

Ganz toller Text, gratuliere! Von der ganz raren Sorte: zum leise lesen und laut lachen.


Jürg Seiberth, Arlesheim


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"Wie Kamala Harris in ihrem ersten TV-Interview die Kritik von Donald Trump an sich abprallen läs"

bz
Newletter-Schlagzeile
vom 30. August 2024
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Kamala ist halt schon läs.

RückSpiegel

 

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.
 

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.

Jo Krebs
übergibt nach über 23 Jahren seine Stelle als Leiter Unternehmenskommunikation von Primeo Energie an Nachfolger Fabian Hildbrand.

Die Israelitische Gemeinde Basel wählt mit Steffi Bollag als Nachfolgerin von Emmanuel Ullmann erstmals eine Frau zur Präsidentin.

Sabina Brocal wird am
1. August Förderchefin der Abteilung Kultur im Präsidialdepartement Basel-Stadt.

Die Stadtreinigung des Basler Tiefbauamts wird ab 12. August neu von Markus Müller geleitet, sein Vorgänger Dominik Egli geht in Pension.

Christoph Jorns wird am 1. Juli Finanzchef der Basler Lebensversichererin Pax als Nachfolger von Alex Flückiger.

Mirjam Christ-Crain
 von der Universität Basel erhält den mit 200'000 Franken dotierten Otto-Naegeli-Preis für ihre patientenorientierte klinische Forschung.

Kimrobin Birrer übernimmt das Parteisekretariat der GLP Baselland von Yves Krebs.

Barbara Staehelin hat am
1. Mai das Verwaltungsrats-Präsidium des Kantonsspitals Baselland von Madeleine Stöckli übernommen.