Wohin ist der erzielte Wohlstand gegangen?
Wenn genug Werbung für Antistax gemacht worden ist, bekommen die Menschen am Ende den Eindruck, dass sie es mit einem Venenleiden zu tun haben, bei dem Antistax ihnen helfen kann. Wenn die Werbung lange behauptet, dass die Senkung des Umwandlungssatzes für die Renten "fair" sei, glauben viele Menschen, dass dies den Tatsachen entspricht. Bundesrat Didier Burkhalter macht bei der in Aussicht stehenden Anpassung der Pensionsgelder (BVG) den Unterschied zwischen "Sicherheit" und "Casino". Nach der Anpassung der Renten 2005 folgt jetzt ein weiterer Anlauf. Anpassung heisst aber in Wirklichkeit Reduktion. Ist das Sicherheit?
In der Diskussion um die AHV fordert AvenirSuisse eine "Diskussion ohne Scheuklappen" über das Rentenalter. Also gut: Einmal sollen die Menschen für die AHV länger arbeiten, das andere Mal sollen ihre Pensionen der beruflichen Vorsorge gesenkt werden. Könnte man das einen Zweifrontenkrieg nennen?
Die Werbung für die sogenannte Rettung der Pensionen walzt seit Monaten die Schweiz platt. Es muss ein enormes Interesse der Versicherungs- und Finanzindustrie geben, durch Senkung des Umwandlungssatzes an billiges Geld heranzukommen. Um was damit zu machen?
Die Verwaltungskosten für die 2'000 Pensionskassen in der Schweiz belaufen sich auf die satte Summe von 2,5 Milliarden Franken. Kann man da von einer Form von Konfiskation sprechen?
Bosse rechnen mit steigenden Gewinnen, schrieb die BaZ am 28. Januar 2010. US-Wirtschaft legt zu, verkündete die NZZ Online tags darauf. Das Schlimmste scheint überwunden, dank der Tatsache, dass genug Entlassungen vorgenommen wurden. Jetzt dreht sich das Boni-Karussell wieder. Sollte da ein Zusammenhang bestehen?
Die "Zürich" hat 2010 einen Gewinn von 3,2 Milliarden Franken gemacht, Roche und Novartis je etwas über 8 Milliarden Franken, die CS 6,7 Milliarden Franken, sogar die UBS hat im vierten Quartal über eine Milliarde Franken Gewinn erzielt. Wo geht das Geld hin?
Gewinne sind in Ordnung. Aber sogar bürgerliche Politiker und KMU-Kreise merken langsam, dass bei der Verteilung etwas nicht mehr stimmt. Der Unterschied wird immer grösser zwischen denen, die immer mehr, und den anderen, die immer weniger haben und nicht nur den Gürtel enger schnallen, sondern auch mitansehen müssen, wie die sogenannten Eliten den Kuchen unter sich verteilen. Wer zweifelt daran?
Schweizer und Schweizerinnen erwirtschaften mit ihrer Arbeit einen beträchtlichen Wohlstand. Warum reicht es am Ende für viele Menschen trotzdem nicht für angemessene Löhne und Renten? Stimmt etwas am System nicht?
Die Nationalbank hat 60 Milliarden Franken zur Verfügung gestellt, um Banken und Boni zu retten. Nach Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf werden zwei Generationen daran zu tragen haben. Warum kommt das Generationen-Argument bei der Rentenkürzung zur Anwendung, jedoch nicht dann, wenn die liederliche Finanzwirtschaft mit Steuergeldern saniert werden muss?
Natürlich hat das alles nichts miteinander zu tun. Wenn es aber doch so wäre? Wenn nämlich die Probleme in praktische Portionen sortiert werden, sieht man am Ende vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Man verliert den Überblick und versteht nicht mehr, wie alles miteinander zusammenhängt. Was werden Sie jetzt tun?
12. Februar 2010
"Geringer Beitrag zur versprochenen Fairness"
Ich bin froh, Herr Schmidt, dass Sie dieser Frage nachgehen, denn ein wichtiges Kriterium für Fairness ist doch Transparenz. Und am Gegenteil sind doch nur jene Kreise interessiert, welche über die Macht verfügen, den Wohlstand so ungerecht zu verteilen bzw. für sich selbst zu beanspruchen. Allerdings – und dies enttäuscht wahrscheinlich nicht nur mich – haben Sie die gestellte Frage nicht beantwortet und damit zu der versprochenen Fairness nicht viel beigetragen. Wenn jemand über das Zeug hierzu verfügt, dann doch Sie. Diesen Beweis haben Sie hier schon mehre Male erbracht. Oder hindert Sie etwa der Abstimmungsslogan direkt über Ihrem Artikel daran?
Bruno Rossi, Gelterkinden
"Das Schöne und Fiese am Kapitalismus"
Das Schöne am Kapitalismus ist das freie Unternehmertum für den Einzelnen, auch wenn es oft eine Illusion ist. Das Fiese am Kapitalismus ist, dass er im grossen Stil nicht den Interessen der Menschen dient, sondern einer kleinen Schicht von Abzockern, die nicht das Geringste von Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Fairness halten.
PJ Wassermann, Hersberg