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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Die eigene Meinung ist nicht die Wahrheit

Die barbarische Zerstörung Jahrtausende alter Kulturgüter durch den sogenannten IS hat mit der Überzeugung von dessen Anhängern zu tun, dass es nur eine Religion auf der Welt gibt, nur eine wahre Religion, und dass es daher ebenso richtig wie zulässig ist, alles davon Abweichende zu zerstören, zu liquidieren. Denn wenn es nur eine einzige und also wahre, dominante Religion gibt, dann sind alle anderen Religionen des Teufels und können der Vernichtung anheim gegeben werden. Das gilt auch für die massenweise Ermordung von Menschen anderen Glaubens.

Die eigene Überzeugung zur Wahrheit zu erklären, ist eine Überheblichkeit, die nichts Vergleichbares kennt. Von einer solchen Einstellung könnte man sagen, dass sie ihren Ursprung in den Religionen selbst hat, wenn es nicht Gegenbeispiele gäbe. Die Menschen in Timbuktu in Mali haben angefangen, die Mausoleen der örtlichen Heiligen wieder aufzubauen, die die Islamisten, bevor sie vor einiger Zeit abgezogen sind, dem Erdboden gleichgemacht hatten.

Die somalisch-niederländische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali hat den Alleinanspruch des Islam beanstandet und verlangt, die wortgetreue Interpretation des Korans aufzugeben. Niemand ist unfehlbar und niemand berechtigt, das religiöse Gesetz in die eigene Hand zu nehmen.

Wer das liest, der stellt sofort fest, dass dies Forderungen sind, die nicht nur den Islam beziehungsweise andere Religionen betreffen, sondern in einem übergeordneten Sinn gültig sind.

Warum können Religionen so intolerant sein? Woher nehmen sie das Recht dazu? Vielleicht, weil der Mensch nicht weiss, woher er kommt und wohin er geht, und weil ihn diese Unsicherheit mit Schrecken erfüllt. Er versucht deshalb, so schnell wie möglich die Beklemmung, die ihn erfasst, aus der Welt zu schaffen, zum Beispiel indem er einen Gott erfindet, der für ihn verantwortlich ist.


"Es gibt die Freiheit, etwas zu tun,
aber auch etwas nicht zu tun."

Das gleiche Unbehagen vor dem Offenen zieht sich quer durch das Denken hindurch. Man sieht das zum Beispiel bei den politischen Parteien, die alle der gleichen Gugus-Fraktion angehören und überzeugt sind, dass ihr Programm das einzige richtige ist. Keine kann verstehen, dass alle anderen sie nicht verstehen, obwohl sie doch von den besten Absichten bewegt sind. Das trifft eben auf alle anderen auch zu, nur mit anderen Vorstellungen. Genau das ist es, was zum Beispiel eine Sendung wie die "Arena" des Schweizer Fernsehens so unerträglich, in der auftrumpfende Antworten und Behauptungen das Mass der Differenzen bestimmen. Wer das Spektakel der politischen Diskussionen aus Distanz verfolgt, kann sich nur wundern.

Dass Fundamentalismen überall gedeihen, nicht nur solche religiöser Art, ist daher nicht unbegreiflich. Auch der Neoliberalismus ist ein Fundamentalismus, auch der Markt, womöglich versehen mit dem Attribut "alternativlos" aus dem Sprachgebrauch der deutschen Bundeskanzlerin Merkel. Um es überspitzt zu sagen: Der Begriff "alternativlos" ist alternativlos falsch ist. Nichts ist alternativlos.

Kein Glaube kann den Anspruch erheben, richtig zu sein, nicht einmal die Glaubensfreiheit. Nur wenn alles zur Diskussion steht, kann verhindert werden, dass das Denken sich verabsolutiert. So, wie man ohne Wahrheit leben kann, kann man auch ohne Gott leben. Der Atheismus macht die Welt nicht ärmer, sondern im Gegenteil eindrucksvoller, ergreifender, wie Richard Dawkins gezeigt hat. Das Wunderbare tritt erst ein, wenn wir den Glauben an der Garderobe abgegeben haben, wenn wir gelernt haben, mit dem Offenen zu leben, mit dem Nichtendgültigen. Weil nur dann das Neue entstehen kann. Es gibt eine Freiheit, etwas zu tun, aber auch etwas nicht zu tun. Alles andere ist eine Verkümmerung des Daseins.
 
Ist das aber nicht selbst schon eine alternativlose Aussage? Nein, solange nicht, als es eine Alternative gibt, die darin besteht, uns für unsere Meinungen und, ja, auch für unseren Glauben einzusetzen für uns, nicht aber für das Seelenheil anderer. 

Diese Auffassung reiht sich ein in die philosophische Tradition des Skeptizismus, als dessen bedeutendster Vertreter Michel Montaigne angesehen wird, der vor bald 500 Jahren geboren wurde. Grund für seine Einstellung waren die blutigen Religionskriege seiner Zeit.

Auf den Deckenbalken der Bibliothek in seinem Schloss östlich von Bordeaux hatte der Philosoph verschiedene Lehrsätze anbringen lassen, darunter "Ich entscheide nichts" (vom antiken Skeptiker Sextus Empiricus übernommen). Nicht entscheiden kann aber nicht bedeuten, auf ein unabhängiges, eigenes Urteil zu verzichten, weil sonst eine klare Abgrenzung zu Integrismus, Dogmatismus, Kulturrelativismus und zuletzt zum Obskurantismus unmöglich ist. Vor allem meinte Montaigne, dass unser Fassungsvermögen niemals das Mass aller Dinge sein könne.
  
Man muss also manchmal Zurückhaltung üben, aber manchmal entschlossen das genaue Gegenteil tun, um die Freiheit des Denkens zu verteidigen.

20. April 2015
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Salbungsvoll beschriebene Ziele"

Mit seinem Echo "Sorgfältig durchdachtes Programm" hat PB bewiesen, dass Aurel Schmid recht hat.
Ich habe das Strategiepartei-Programm gelesen (STP). Sie bleibt eine Partei. Wie bei allen Parteiprogrammen werden die Ziele salbungsvoll beschrieben. Bei den Détails ist "die Meinung aber nicht die Wahrheit". Die darin genannten Beispiele sind höchst diskussionswürdig: Bevölkerungspolitik, Atompolitik, Drogenpolitik, Religionspolitik …

Nach der Ecopop-Abstimmung würde ich Luc Saner empfehlen, diese Passagen im Parteiprogramm rigoros zu streichen, um für andere Meinungen offen zu bleiben. Über das "Studium generale" freue ich mich, obwohl es dem heutigen Bologna-System nicht entspricht.


Thomas Hungerbühler, Basel



"Sorgfältig durchdachtes Programm"

Aus Ihrer interessanten Kolumne möchte ich den einen Aspekt betreffend die Parteien herausgreifen. In Basel existiert seit 2011 die Strategiepartei (STP). Wie Sie dem Programm www.strategiepartei.ch/partei/parteiprogramm.pdf entnehmen können, ist unser Ansatz ein anderer und ebenso verhält es sich mit unserer Überzeugung. Wir sind davon überzeugt, dass wir ein sorgfältig durchdachtes Programm haben, das gut in die Breite und Tiefe des Wissens abgestützt ist. Ob aber unsere Lösungsvorschläge in der Öffentlichkeit Bestand haben, muss sich erst zeigen – wir sind offen für die Diskussion.


Peter Berlepsch, Basel


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).