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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Verteidigung der Demokratie gegen ihre Verächter

Die Demokratie an ihrer Effizienz zu messen ist genauso verkehrt wie dem Parlamentsbetrieb Leerlauf anzukreiden. Es geht hier nicht um ein Wirtschaftsunternehmen, das bestimmte Ziele verfolgt, denen der Geschäftsverlauf untergeordnet wird, sondern darum, Lösungen für die divergierenden Interessen der Menschen zum Wohl der Allgemeinheit zu finden.
 
Dass das Parlament gelegentlich als Schwatzbude bezeichnet wird, ist etymologisch zutreffend, im übrigen aber abschätzig. Manchmal muss man über gewisse Dinge reden, weil es Klarheit schafft. Einer wie Christoph Blocher hat es leicht, das Parlament als Plattform herabzumachen. Ihm steht ein eigener Fernsehkanal zur Verfügung, vielen anderen nicht. Das ist ein Unterschied.

Demokratie ist ein grosses, oft strapaziertes Wort. Auch wenn man manchmal etwas an ihr kritisieren möchte, muss man sie doch um jeden Preis gegen ihre Verächter verteidigen. Denn immer häufiger werden die unter dem Begriff Demokratie versammelten bürgerlichen Rechte und Freiheiten, die der englische Philosoph John Locke als Fundament des sich konstituierenden Bürgertums nominiert hatte, heute infrage gestellt oder auf Schleichwegen umgangen.

Kürzlich hat sich der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch in der Schweiz skeptisch über die Direkte Demokratie geäussert. Die Menschen seien zu wenig gut unterrichtet, um bei allen Fragen mitreden zu können, meinte er in seiner gewohnt pastoralen Art. Ärger hätte er die Schweizer Staatsform nicht desavouieren können. Den "Gripen" hat das Volk abgelehnt, die Mindestlohn-Initiative ebenfalls. Keine schlechten Reifezeichen. Mit gemessenen Worten hat Bundespräsident Didier Burkhalter Gauck ins Bild gesetzt.

Eines der grossen Themen unserer Zeit ist seit Edward Snowdens Enthüllungen die Überwachungspraxis, und zwar die staatliche durch Geheimdienste wie zum Beispiel die NSA in den USA noch mehr als durch private Instanzen. Nichts dagegen, dass der Staat sich und seine Bürger und Bürgerinnen schützt. Der Stein des Anstosses liegt vielmehr in der 1. im Geheimen vollzogenen, 2. zu keiner Rechenschaft verpflichteten und 3. ungezielten Überwachung.

 

"Die Aushöhlung der 'privacy' bedeutet
eine infame Entmündigung der Menschen."


In ihr drückt sich auf dem Umweg über die Aushöhlung der "privacy", des Privatlebens als eines Grundrechts, eine infame Entmündigung der Menschen aus, was dem demokratischen Gedanken oder der Idee der freien, offenen Gesellschaft zutiefst widerspricht. Auch kommt darin ein nicht hinnehmbares Misstrauen der Staaten gegen die eigenen Bevölkerungen zum Ausdruck.

Statt nun, wie es in Deutschland eine parlamentarische Kommission zu tun versucht, Aufklärung über die amerikanische Überwachungsaktivitäten zu verlangen, wird diese Absicht von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und von christlicher Unionsseite erschwert und behindert. Eine Befragung Snowdens und selbst die Kenntnisnahme seiner Papiere wird zum Geheimnisverrat, gar zur Verschwörung ("conspiracy", so die Einschätzung einer amerikanischen Kanzlei für die Bundesregierung) erklärt.

Auch die EU mit ihren notorischen Demokratiedefiziten verhandelt im Geheimen, nämlich mit den USA über ein Freihandelsabkommen mit Fussangeln wie etwa dem Investitionsschutz, der uns noch zu schaffen machen wird. Erst jüngst ist der Widerstand dagegen erwacht. Warum sollen die Menschen nicht wissen dürfen, was in ihrem Namen verhandelt wird, für dessen Folgen sie aber aufzukommen haben, wenn die Konzerne ihre Rechnungen für "entgangene Gewinne" präsentieren?

Klar ist: Die Brüsseler Kommission scheut die Öffentlichkeit, weil sie sehr gut weiss, dass die Mehrheit der Betroffenen niemals ihre Zustimmung geben würde, wenn sie Bescheid wüsste. Zunehmend benimmt sie sich wie zu den Zeiten der Kabinettspolitik während der Restauration in Europa unter Metternich nach den Napoleonischen Kriegen.

A
uch darin liegt eine Desavouierung der Demokratie, die erst noch ausgerechnet von einer politischen Formation ausgeht, die anderen gern Lektionen in Demokratie erteilt. Ohne Öffentlichkeit ist die demokratische Idee aber undenkbar. Darin besteht gerade eine ihrer Grundvoraussetzungen.

D
er Ausgang der Wahlen für das Europaparlament (oder eher für das EU-Parlament) hat gezeigt, dass die Bürger und Bürgerinnen der EU sich das nicht mehr unbedingt gefallen lassen wollen. Eine kuriose Koalition hat ein deutliches Zeichen gesetzt und ein Votum ausgesprochen sowohl gegen das Versagen der politischen Klasse im Allgemeinen wie gegen die EU in ihrer heutigen Form im Besonderen, mit der kein Staat mehr zu machen ist.
 
Die Menschen haben begonnen, ihre Mündigkeit und eine "Regierung des Volks, durch das Volk, für das Volk" (Abraham Lincoln, "Gettysburg Address", 1863) einzufordern. Die EU ist bisher ungenügend auf die Erwartung nach einer demokratischen und sozial gerechten oder angemessenen Ordnung eingegangen. Dass sich unter Jean-Claude Juncker, dem Merkel-Favoriten als Präsident der Kommission, daran etwas ändern wird, ist eher unwahrscheinlich.

2. Juni 2014
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Klare, intelligente Worte"

Herzlichen Dank Herr Schmidt für diese klaren, intelligenten Worte zur Politik, zu Europa, zur Demokratie. Es würde wohl manchem Parlament gut tun, wenn sich ein solch weiser und weitsichtiger Mann wie Sie es sind aktiv einmischen würde.


Martina Bernasconi, Philosophin, Basel



"Erinnerungen an Arnold Künzli"

Einmal mehr trifft Aurel Schmidt richtige und notwendige Worte und erinnern mich an das Buch von Arnold Künzli: ’Rettet die Freiheit – vor ihren Beschützern!’ Arnold Künzlis Worte – nach einem 1/4Jahrhundert erinnert – machen nur allzu deutlich, welche Bedeutung diesen Worten zukommen und welchen welche Aufmerksamkeit sie verdienen!


Bruno Rossi, Gelterkinden


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).