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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Heimliche Versuche, den Raum zu besetzen

Seit das Wort "Littering" in Zirkulation gekommen ist, können wir beim Abfallproblem mitreden. Jawohl, es ist ein öffentliches Ärgernis. Nein, wir haben die darin verborgene symbolische Bedeutung noch nicht verstanden. Das Zurücklassen von Abfall und Dreck ist ein versteckter, unbewusster Versuch, den Raum zu markieren, zu definieren, das heisst abzugrenzen, und zu besetzen. So wie Tiger und Hunde ihr Territorium mit ihrer Pisse markieren.

Der französische Philosoph Michel Serres hat in einem kleinen Buch mit dem Titel "Das eigentliche Übel" (erschienen im Merve Verlag) über das Problem nachgedacht. Und ist zu erstaunlichen Schlüssen gekommen. Das Buch geht über den Empörungseffekt hinaus und macht hellhörig.

Der Versuch, den Raum zum Eigentum zu erklären, ist viel weiter verbreitet, als es prima vista erscheint. Vor allem zeigt sich, dass Eigentum eine Verschmutzung ist. Es ist dreckig.

Überall stossen wir auf weitere Abgrenzungs- und Aneignungsversuche. Auch der Lärm ist ein solches Manöver. Der Raucher, der in der Vergangenheit das Lokal verpestete, unternahm nur den Versuch, es zu seinem Besitz zu erklären. Die schlechte Luft gehörte ihm wie der Raum, in dem er sass, die saubere Luft dagegen gehört niemandem, genau so wie die Lüge allein Sache des Lügners ist, der die Welt durch seine Falschaussage für sich einnehmen will, während die Wahrheit in Wirklichkeit keinen Besitzer kennt. Sagt Michel Serres. Ich resümiere nur und führe weiter, was er geschrieben hat, um auf ihn und sein Buch hinzuweisen.

Auch die Werbung ist ein Versuch, den öffentlichen Raum in Beschlag zu nehmen. Wie um zu sagen: Ich verkünde meine Ansicht, ich verbreite sie im Raum, der dadurch mir gehört. Die Plakatwände reklamieren den öffentlichen Raum für sich (reklamieren heisst zurückfordern) – durch Reklame. In diesem Sinn ist auch das Fernsehen eine Inbesitznahme des Raums, der durch die Tele-Technologie noch viel weiter gezogen werden kann. Plötzlich gibt eine fremde Person in meinen vier Wänden den Tarif durch. Ich bin nur noch Gast und Mieter in meiner Wohnung. Da bleibt mir nur übrig, den Apparat so schnell wie möglich abzustellen. Erst dann bin ich wieder ungestört bei mir zu Hause.
 
Dies gesagt, gehören auch Tags zur selben Strategie. Aber wenn man diesen Gedanken abwandelt, dann bin ich mir sehr wohl im Klaren, dass auch diese Kolumne ein Tag ist. Ich tagge diese Kolumne – um Serres abzuwandeln.

Wenn aber die Welt vermüllt und vergiftet wird – wer hat dann etwas davon? Serres kehrt den Spiess um. Der globale Raum kennt keine Grenzen, also kann er auch nicht markiert werden. Es entsteht eine Kosmokratie an Stelle der alten Egokratie.

Ich fürchte jedoch, dass sich Serres hier im Kreis bewegt. Das ist auch eine Form, über die Grenzen hinwegzugehen. Was in Wirklichkeit jedoch geschieht, ist, dass der Besatzungskrieg heute nicht mehr Territorien, Länder, Gelände, Zonen, Ablagen, Deponien und so weiter betrifft, sondern es nunmehr auf Meinungen, Sprachen, Methoden, Codes, Symbole abgesehen hat – auf das Gebiet des Denkens. Das wird das Thema des 21. Jahrhunderts sein.

Michel Serres ist gleichwohl eine singuläre Gestalt. Er hat in seinem Werk den Versuch unternommen, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften zusammen zu bringen und zum Beispiel das Werk Emile Zolas mit der Thermodynamik erklärt.

Serres' zweites Thema neben Raum, Ort und Horizont ist die Kommunikation, die Verbreitung von Botschaften, also eine engelhafte Technik (Engel, von griech. aggelos, sind Boten). Er hat darüber unter anderem das Buch "Atlas" geschrieben, das genauso brillant, also funkelnd, ist wie ein heller Stern am finsteren Nachthimmel unserer Verfassung.

2. November 2009
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Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).