Der "Black Friday" im Lichtermeer
Das ging ja mal wieder hoch zu und her auf Facebook, "Black Friday", dieser Feiertag für alles zu keinem Preis. Sie regen sich auf, meine Facebook-Freunde, über derartige aus Trump-Land importierte Preisabschläge an einem schwarzen Freitag. Ich meide zwar instinktmässig alle Orte kumulierter Schnäppchen-Hysterie, aber kann ja keiner seine Freunde hängen lassen. Also wird hingeschaut.
An "Black Friday" werden Dinge als billig verscherbelt, die zuvor preislich verdoppelt wurden. Kein Protest, liebe Leute, das liegt doch auf der Hand: Der Laden muss leben. Punkt. Ich weiss das, ich bin eine Detailhandelstochter.
Preisbewusste Leute gehen also nicht jetzt auf Schnäppchenjagd, sondern zwischen Weihnachten und Neujahr. Falls sie Ladenhüter wollen. Wenn nicht, dann normal in den Laden, wenn dieser nicht gerade die Preise aus Gründen drohender akuter Aktionitis verdoppelt hat. Es versaut sich doch kein Laden das Vorweihnachtsgeschäft, denn nur dann läuft der Detailhandel ja noch, zu Basel. Wenn überhaupt.
"Black Friday", und wie erwartet die übliche schrille Ausverkaufs-Anmache, jedenfalls in einigen Schaufenstern. Nämlich vor allem in denen der Ketten, die gerne die Schaufenster täglich nach Feierabend vom erschöpften Verkaufspersonal umdekorieren lassen. Andere präsentieren 125 Jahre FCB und es lebe Blaurot, das kann getrost ein paar Wochen bleiben. Da dekorierte wohl das erste Kader der FCB-Spielerinnen. Nein, nicht die FCB-Herren, die lassen machen. Müssen sich schonen. Aber lassen wir das.
"Das ist besser als jede Geschmacks-
Polizei, das ist Freiheit."
Andere Schaufenster machen im November auf Weihnachten, ganz ohne Berührungsängste lockt da rote Unterwäsche für Silvester neben Weihnachtskrippe und Engeln. Auf dem Barfi warten Plastikrentiere auf Montage, hinter ihnen "Black Friday"-Schilder. Vor den IWB glitzert dank sauberem Strom am schwarzen Freitag im November ein schöner Tannenbaum. Was aus Basels Steckdosen kommt, ist ja per definitionem sauber. Ein paar geschnitzte Kürbisse flackern noch irgendwo.
Der Übergang von Herbstmesse zu Weihnachtsmarkt verläuft halt fliessend, irgendwie Glühwein, Filzmützen, Räuchermännchen und gebrannte Mandeln. Also runter vom Dach mit Halloween-Hexen und Totenkopfmasken, rauf mit Engeln, Sternen und Attrappen-Schnee, und gut ist.
Der Grättima liegt schon seit Wochen in den Regalen, pünktlich zum 7. Dezember wird er dann durch ein Grättiängeli ersetzt, nach Weihnachten formen sie ihn vielleicht zum Grätti-Osterhasen. Und Mailänderli und Brunsli dürfen wir fast das ganze Jahr hindurch geniessen.
Das war früher anders, da zog wochenlang verführerischer Geruch von frischen Weihnachtsgutzi durch das Haus. Bloss sah die keiner, die wurden verpackt und versteckt, der reine Sadismus. Erst am Heiligabend wurden die Dosen geöffnet, und dann waren die Dinger steinhart. Kann ja keiner was dagegen haben, dass wir die nun frisch essen dürfen.
Ein Jekami also, Herbstmesse, Halloween, "Black Friday", Advent, Weihnachten, Silvester. Fehlen eigentlich nur noch Räppli und Fasnachtslarven. Das Christmas Tattoo überbrückt hier zum Glück.
Ein Ausdruck von Vielfalt. Hier haben sich viele Menschen verwirklicht, irgendwie, hässlich, grässlich und gräulich. Und wunderschön. Jeder auf seine Art. Und das ist grossartig, liebe Facebook-Freunde, besser als jede Geschmacks-Polizei, das ist Freiheit. Und die wollen wir doch alle, eigentlich.
Mich finden Sie im Fall in der Adväntsgass im Glaibasel. Where else!
3. Dezember 2018